Must-haves für COPD-Patienten

Dr. Dorothea Ranft 

Das Risiko für schwere Infektverläufe ist bei COPD-Patienten erhöht. Auf einen vollständigen Impfschutz sollte deshalb besonders geachtet werden. Das Risiko für schwere Infektverläufe ist bei COPD-Patienten erhöht. Auf einen vollständigen Impfschutz sollte deshalb besonders geachtet werden. © pix4U – stock.adobe.com

Mittels Schutzimpfungen lassen sich COPD-Patienten nachweislich vor Exazerbationen, Klinikeinweisung und Tod schützen. Es ist die Aufgabe des Arztes, die ­Patienten aktiv auf die Notwendigkeit der Immunisierung anzusprechen und sie von deren Nutzen zu überzeugen.

Mindestens 70 % der Exazerbationen bei chronisch ob­struktiver Lungenerkrankung  (COPD) sind infektiös bedingt. In knapp einem Drittel der Fälle sind Viren die Auslöser. In der Folge sinkt die Lebensqualität der Betroffenen, Morbidität und Mortalität nehmen zu, es kommt zu vermehrten Klinik­einweisungen. 

Mit Schutzimpfungen lässt sich den Exazerbationen ebenso einfach wie effektiv vorbeugen, schreiben Dr. Susanne­ Simon­ von der Medizinischen Hochschule Hannover und Kollegen. Neben den Basisimmunisierungen sollten COPD-Patienten insbesondere gegen die folgenden Erreger geimpft sein.

Pneumokokken

Schon seit Jahren steht die 23-valente Pneumokokken-Polysaccharidvakzine (PPV23) zur Verfügung. Sie deckt zwar die meisten Serotypen ab, doch der individuelle Schutz fällt unterschiedlich aus und lässt mit den Jahren nach. Die Pneumokokken-Konjugat­impfstoffe (PCV) erzielen zuverlässigere und länger anhaltende Effekte, erläutern die Experten.

Eine Metaanalyse zeigt, dass sich bei Menschen ≥ 65 Jahre invasive Pneumokokkenerkrankungen durch PPV23 und PCV13 gut verhindern lassen. Allerdings können Erreger, die PCV13 nicht abdeckt, nach wie vor schwere Erkrankungen auslösen.

Die neuen 15- und 20-valenten Konjugatvakzine schützen auch vor weiteren Serotypen. Für COPD-Patienten wird allgemein zur einmaligen Injektion von PCV20 geraten, bei ausgewählten Patienten auch zur sequenziellen Impfung mit PCV15 und PPV23.

Influenza

Jeder mit COPD sollte die alljährliche Influenzaimpfung erhalten. Neben akuten Exazerbationen verhindert sie potenziell letale kardiovaskuläre Ereignisse. Wegen der zu erwartenden schwächeren Immun­antwort sollte man hoch dosierte oder adjuvantierte Vakzine wählen. Die Impfstoffe können ohne Bedenken in gleicher Sitzung mit mRNA-Vakzinen gegen SARS-CoV-2 verimpft werden. 

SARS-CoV-2

­Die Ergebnisse zweier großer Fallkontrollstudien aus den USA und Israel sprechen dafür, dass mRNA-Vakzine gegen SARS-CoV-2 auch bei COPD-Patienten sehr gut wirken. Sie dürften demnach symptomatische Infektionen, Krankenhausaufenthalte, schwere Verläufe und Tod verhindern. Neben der IgG-Antikörperbildung im Plasma induzieren sie auch eine IgA-Immunität in den oberen Atemwegen. Die Autoren raten zur Grundimmunisierung und zum Boostern mittels mRNA-Vakzine.

Herpes zoster

Das Risiko für Gürtelrose ist bei COPD-Patienten um etwa das Dreifache erhöht. Man nimmt an, dass die Dysregulation der körpereigenen Abwehr die immunsuppressive Wirkung inhalierter und oraler Stero­ide verstärkt, was die Anfälligkeit für den Zoster steigern dürfte. 

Daten zum Impfeffekt speziell bei COPD fehlen zwar noch. Aufgrund der besonderen Gefährdung dieser Personengruppe propagieren die Autoren die Zostervakzinierung aber schon jetzt, auch für unter 50-Jährige. Sie raten zu zwei Dosen einer rekombinanten Zostervakzine

Pertussis

COPD kann die Anfälligkeit für Pertussis steigern und deren Schweregrad erhöhen. In einer britischen Studie trugen COPD-Patienten im Alter ab 50 Jahren ein etwa zweimal so hohes Risiko für Keuchhusten wie die Normalbevölkerung. 

Zum Schutz wurden zunächst inaktivierte Ganzzellimpfstoffe entwickelt. Wegen der hohen Nebenwirkungsrate dieser Präparate erfolgte ein Wechsel zu azellulären Vakzinen. An immunologisch verbesserten Varianten wird derzeit geforscht. 

Respiratorisches Synzytial-Virus

Eines der wichtigsten Atemwegs­pathogene ist das respiratorische Synzytial-Virus (RSV). Es kann diverse Erkrankungen auslösen, angefangen bei leichten Infektionen der oberen Atemwege bis hin zur schweren Bronchiolitis und Pneumonie.

Auch durch RSV sind COPD-Patienten besonders betroffen. Die Wahrscheinlichkeit für die Erfordernis einer intensivmedizinischen Versorgung steigt für sie um 50 %, die für die Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung um 90 %. Ein erster Impfstoff ist für Europa zugelassen, weitere befinden sich in der Entwicklung. 

Haemophilus influenzae

Chronische Infektionen mit dem sogenannten nicht-typisierbaren Haemo­philus influenzae (NTHi) treten im Gegensatz zum Haemophilus influenzae Typ B (HiB) vor allem bei älteren Menschen und COPD-Patienten auf. Die Infektion erhöht Symptomlast und Exazerbationsrate. An Impfstoffen gegen NTHi wird gearbeitet.

Quelle: Simon S et al. Eur Resp Rev 2023; 169: 230034; DOI: 10.1183/16000617.0034-2023

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Das Risiko für schwere Infektverläufe ist bei COPD-Patienten erhöht. Auf einen vollständigen Impfschutz sollte deshalb besonders geachtet werden. Das Risiko für schwere Infektverläufe ist bei COPD-Patienten erhöht. Auf einen vollständigen Impfschutz sollte deshalb besonders geachtet werden. © pix4U – stock.adobe.com