Naltrexon wirkt der Fatigue entgegen

Dr. Dorothea Ranft/Maria Fett

Naltrexon brachte eine deutliche Besserung nach einer Odyssee von erfolglosen Therapieversuchen. (Agenturfoto) Naltrexon brachte eine deutliche Besserung nach einer Odyssee von erfolglosen Therapieversuchen. (Agenturfoto) © iStock/franz12

Bisher waren Patienten mit chronischer Fatigue nur schwer zu behandeln. Fallbeispiele deuten darauf hin, dass der Opiatantagonist Naltrexon helfen könnte.

Neben Müdigkeit und Belastungsintoleranz führt ein chronisches Fatigue-Syndrom zu einer Vielzahl von Beschwerden. Schmerzen im ganzen Körper zählen dazu, aber auch autonome und neurokognitive Symptome werden berichtet. Zudem leidet das Immunsystem.

In Dosen von 3–4,5 mg erwacht die immunmodulatorische Seite des Opioidantagonisten Naltrexon, weshalb einige Ärzte den Wirkstoff off label bei Patienten mit chronischen Immunerkrankungen einsetzen. Zwar liegen bisher keine klinische Studien dazu vor, dass auch Patienten mit chronischer Fatigue von niedrig dosiertem Naltrexon profitieren. Drei Fälle deuten jedoch daraufhin.

Weniger Schlafprobleme und Erkältungen

Eine heute 63-jährige Britin erkrankte mit 33 Jahren an einer viralen Meningitis. In deren Folge litt sie unter extremer Müdigkeit, Schmerzen, Licht- und Geräuschempfindlichkeit und konnte auch fünf Jahre später noch nicht wieder voll arbeiten. Auf die Diagnose chronisches Fatigue-Syndrom folgte eine Reihe erfolgloser Therapieversuche, u.a. mit einer Kombination verschiedener Antibiotika sowie eine orale Vitamin-D-Gabe. Merklich besser ging es der Frau erst, als sie regelmäßig Naltrexon nahm. Die initial 1,5 mg/d wurden zunächst langsam über zwei Jahre auf 4,5 mg täglich erhöht und liegen nach zeitweisen 9 mg aktuell bei 6 mg zweimal pro Tag.

Auch eine Patientin aus den USA startete nach einer Odyssee glückloser Therapien mit (sehr) wenig Naltrexon, nachdem sie mit 29 Jahren abrupt Symptome einer myalgischen Enzephalomyelitis entwickelt hatte. Über vier Jahre titrierte ihr Arzt die Dosis von 0,25 mg auf täglich 4 mg auf. Schmerzen und Schlafprobleme reduzierten sich schon nach sechs Monaten mit 1 mg/d. Die funktionellen Beschwerden der mittlerweile 59-Jährigen konnte die Naltrexonbehandlung allerdings nicht verbessern.

Fall drei beschreibt einen Briten, der im Alter von sieben Jahren eine Kopfverletzung erlitten hatte. Es folgten Mononukleose und Tonsillitis mit 10 bzw. 14 Jahren. Seine Kopfschmerzen, Fatigue und die exzessive Schläfrigkeit nahmen derart zu, dass ihm ein Kinderarzt ein chronisches Erschöpfungssyndrom attestierte. Als er dann vor zwei Jahren im Alter von 37 Jahren begann, zunächst 1 mg und später 4,5 mg Naltrexon pro Tag zu nehmen, besserten sich die depressive Verstimmung und Ängste des Mannes merklich. Auch litt er seltener an Erkältungen, die zudem nicht länger mit erheblichen Energiedefiziten verbunden waren.

Quelle: Bolton MJ et al. BMJ Case Rep 2020; 13: e232502; DOI: 10.1136/bcr-2019-232502

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Naltrexon brachte eine deutliche Besserung nach einer Odyssee von erfolglosen Therapieversuchen. (Agenturfoto) Naltrexon brachte eine deutliche Besserung nach einer Odyssee von erfolglosen Therapieversuchen. (Agenturfoto) © iStock/franz12