Diabetische Dyslipidämie durch Insulinresistenz?

Dr. Andrea Wülker, Foto: thinkstock

Erhöhte Triglyzeride sind bei Diabetikern mit kardiovaskulären Erkrankungen assoziiert. Dabei steigern nicht die Triglyzeride selbst die Herz-Kreislauf-Gefahr, sondern die metabolischen Folgen.

In der Pathogenese der diabetischen Dyslipidämie spielt die hepatische Insulinresistenz eine bedeutende Rolle, erklärte Privatdozent Dr. Martin Merkel von der Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg. Freie Fettsäuren, die aus viszeralem Fettgewebe vermehrt in die Leber strömen, verändern den Leberstoffwechsel. Die Leber wird insulinresistent, speichert Fettsäuren als Triglyzeride und entwickelt eine Steatose.

Hepatische Insulinresistenz verursacht die Dyslipidämie

Als Folge davon steigt die Produktion an triglyzeridreichen VLDL, was eine nahrungsunabhängige Hypertriglyzeridämie bewirkt. Hohe VLDL-Spiegel führen ihrerseits zu erhöhten Konzentrationen an VLDL-Remnants und an sdLDL (small dense LDL). Sowohl Remnants als auch sdLDL wirken hoch atherogen und erhöhen das KHK-Risiko.


Gleichzeitig sinken die HDL-Spiegel, was die Atherosklerose zusätzlich fördert. Remnants und sdLDL lassen sich im Labor nur schwer nachweisen. Eine Bestimmung ist im klinischen Alltag aber auch nicht erforderlich: Die Messung des Triglyzeridspiegels genügt, erklärte der Kollege.

Behandlung des Diabetes bessert den Fettstoffwechsel

Im Tiermodell konnte gezeigt werden, dass der zentrale Mediator der diabetischen Dyslipidämie und der kardiovaskulären Folgekrankheiten die hepatische Insulinresistenz ist, berichtete Dr. Merkel. In experimentellen Studien konnte ebenfalls nachgewiesen werden, dass Fettsäureeinstrom und Triglyzeridspeicherung außerhalb des Fettgewebes zur Gewebsschädigung führt.


Das gilt für Leber-, Herz- und Skelettmuskelzellen ebenso wie für die Betazellen des Pankreas: Lipideinstrom in die Betazelle verschlechtert die Insulinsekretion und fördert die Apoptose. Da die Insulinresistenz der Leber wesentlich zur Entstehung der atherogenen Dyslipidämie beiträgt, verwundert es nicht, dass sich bei einer konsequenten Behandlung der Glukosestoffwechselstörung auch der Fettstoffwechsel bessert.


Quelle: 47. Jahrestagung der DDG, Stuttgart, 2012

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