Neoadjuvantes Atezolizumab ermutigend beim nicht-operablen NSCLC

Wiebke Gaaz

Neue Ergebnisse mit neoadjuvantem Atezolizumab sind vielversprechend in der Therapie von nicht-resezierbarem NSCLC. Neue Ergebnisse mit neoadjuvantem Atezolizumab sind vielversprechend in der Therapie von nicht-resezierbarem NSCLC. © cunaplus – stock.adobe.com

Die PACIFIC-Studie mit adjuvantem Durvalumab nach Chemoradiotherapie war ein Meilenstein in der Therapie des nicht-resezierbaren NSCLC im Stadium III. Nachfolgende Ansätze verbesserten das Outcome für die Patient:innen jedoch nicht wie erhofft. Die Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten Phase-2-Studie mit neoadjuvantem Atezolizumab sind wiederum ermutigend. 

Die Alliance-Foundation-16-Studie (AFT-16) hatte zum Ziel, die Machbarkeit der Checkpoint-Inhibition im neoadjuvanten Setting zu evaluieren. Möglicherweise könne so das Immunsystem der Patient:innen vor der Chemoradiotherapie besser geprimt werden, schreibt das Team um Prof. Dr. Helen Ross, Rush University Cancer Center, Chicago.1 In die einarmige Studie wurden 62 behandlungsnaive Erwachsene mit nicht-resezierbarem NSCLC im Stadium IIIA/B an elf Zentren in den USA aufgenommen. Ihr EGFR- bzw. ALK-Mutationsstatus war unbekannt. Ausgeschlossen waren u. a. Personen mit einer klinisch signifikanten Autoimmun- oder Herz- bzw. Lungenerkrankung. Alle erhielten mindestens eine Dosis Atezolizumab, 47 von ihnen die vorgesehenen vier Dosen. 

Nach zwölf Wochen belief sich die Krankheitskontrollrate  (DCR, primärer Endpunkt) auf 74,2 %, entsprechend 46 Personen (80%-KI 65,7 %–81,4 %; 95%-KI 61,5 %–84,5 %).Von ihnen erzielten 17 ein partielles Ansprechen und 29 eine stable disease. Bei vier von fünf Teilnehmenden war der PD-L1-Expressionsstatus bekannt, er korrelierte jedoch nicht signifikant mit dem PFS bzw. OS.

Patient:innen ohne Progress fuhren mit der nächsten Phase des Protokolls fort, wobei die Konsolidierung mit Carboplatin/Paclitaxel optional ausgelassen werden konnte (Studienprotokoll s. Kasten). Bei 15 Erkrankten schritt der Tumor bereits während der Therapie fort. Nach zwei Jahren lebten noch 73,7 % aller Teilnehmenden (95%-KI 63,4 %–85,7 %), das mediane PFS war nach 30,0 Monaten erreicht. Das mediane Follow-up für die 44 Überlebenden betrug 31,2 Monate.

StudienphaseTherapieDauer No.
NeoadjuvanzAtezolizumab 1200 mg i.v.vier Zyklen à drei Wochen62
Chemoradiotherapie 60 Gy in 30 Fraktionen
+ wöchentliches Carboplatin AUC 2
+ Paclitaxel 50 mg/m²
median acht Zyklen44
Konsolidierung (optional) Carboplatin AUC 6
+ Paclitaxel 200 mg/m²
zwei Zyklen à drei Wochen28
AdjuvanzAtezolizumab 1200 mg i.v. dreiwöchentlich bis zum Abschluss eines Jahres35

17 Behandelte (27,4 %) erlitten immunassoziierte Nebenwirkungen vom Grad 3 oder höher, darunter einmal eine tödliche Pneumonitis und ein Guillain-Barré-Syndrom Grad 4. Fast jede zweite Person berichtete TRAE vom Grad 3 oder höher, zwölf brachen die Studientherapie deswegen ab. 

Atezolizumab verbessert Therapieergebnisse

Insgesamt scheint den Forschenden zufolge neoadjuvantes Atezolizumab sicher zu sein, mit ermutigendem PFS und OS. In Anlehnung an die PACIFIC-Studie schätzten sie das Outcome für 44 AFT-Teilnehmende, die die Chemoradiotherapie erhielten, ab. Demnach waren nach 12 bzw. 24 Monaten 76,2 % bzw. 64,3 % progressionsfrei. Laut den Autor:innen deutet dies darauf hin, dass neoadjuvantes Atezolizumab die Ergebnisse im Vergleich zum historischen Standard nicht beeinträchtigt und das PFS durch einen früheren Beginn der CPI-Therapie verbessern könnte. 

Dr. Narjust Florez, Dana-Farber Cancer Institute, Boston, stellt in einem Editorial2 genau dies zur Debatte: Natürlich soll das Outcome für Patient:innen verbessert werden, aber ist die Gabe von mehr CPI die Lösung? Ihrer Meinung nach lässt sich der Nutzen hinsichtlich der Krankheitskontrolle nicht eindeutig auf neoadjuvantes Atezolizumab, die zusätzlichen CT-Zyklen oder beide zusammen zurückführen. Relevant sei diese Frage insbesondere auch vor dem Hintergrund der negativen Ergebnisse aus PACIFIC-2. Die zeitgleiche Addition von Durvalumab zur Chemoradiotherapie verbesserte dort das progressionsfreie Überleben nicht signifikant. 

In der aktuellen Studie war das genomische Profil der Patient:innen unbekannt. Die Onkologin fragt daher, ob nicht eher präzisionsonkologische Ansätze zum Erfolg führen, anstatt jedes Therapieregime mit einem CPI zu ergänzen. In Phase-3-Studien sollten diese Aspekte weiter untersucht werden, schließt Dr. Florez.

Quelle:
1. Ross HJ et al. JAMA Oncol 2024; e241897, DOI: 10.1001/jamaoncol.2024.1897
2. Florez N. JAMA Oncol 2024; DOI: 10.1001/jamaoncol.2024.0993

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