Neue Impfstoffe fahren Erregern in die Parade

Maria Weiß

Nicht vergessen werden darf, dass die Pneumokokkenpneumonie die am häufigsten zum Tod führende Infektionskrankheit ist, so Dr. Kwetkat. Nicht vergessen werden darf, dass die Pneumokokkenpneumonie die am häufigsten zum Tod führende Infektionskrankheit ist, so Dr. Kwetkat. © Looker_Studio - stock.adobe.com

Im Kampf gegen Infektionen stehen Impfungen an erster Stelle, wie die COVID-19-Pandemie gelehrt hat. Mit neuen Vakzinen für Erwachsene könnten auch bei anderen Erkrankungen Fortschritte erzielt werden.

Seit Einführung der ersten Impfstoffe konnte die Verträglichkeit durch eine höhere Reinheit der Antigene immer weiter verbessert werden – allerdings zum Teil zulasten der Immunogenität und damit der Wirksamkeit. Dies ist vor allem angesichts der demografischen Entwicklung von Bedeutung, da bei Älteren ohnehin schon mit einer reduzierten Immunantwort zu rechnen ist, schreibt Dr. Anja Kwetkat von der Klinik für Geriatrie und Palliativmedizin am Klinikum Osnabrück. 

Eine wichtige Entwicklung ist daher der 20-valente Pneumokokken-Konjugatimpfstoff PCV20, der seit September 2023 von der STIKO als Standardvakzine für alle über 60-Jährigen und Menschen mit Risikofaktoren empfohlen wird. Durch die Konjugation eines Proteins an das Polysaccharidantigen und die Zugabe von Aluminiumphosphat als Adjuvans besteht eine höhere Immunogenität.

Nicht mehr empfohlen werden die Gabe des 23-valenten Polysaccharidimpfstoffs PPSV23 sowie die sequenzielle Vakzinierung mit dem 13-valenten Konjugatimpfstoff (PCV13) und PPSV23. Menschen, bei denen eine Indikation zur Impfung vorliegt und denen die alten Vakzinen bereits sequenziell verabreicht worden sind, sollten nach sechs Jahren mit PCV20 nachgeimpft werden – bei ausgeprägter Immundefizienz auch schon nach einem Jahr. 

Gegen Pneumokokken und COVID-19 gemeinsam impfen

Der neue Pneumokokkenimpfstoff kann auch zusammen mit der Influenza- und COVID-19-mRNA-Vakzine verabreicht werden, was das Impfschema deutlich vereinfacht. Nicht vergessen werden darf, dass die Pneumokokkenpneumonie die am häufigsten zum Tod führende Infektionskrankheit ist, so Dr. Kwetkat.

PCV20 dürfte noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Ein 21-valenter sowie ein 24-valenter Pneumokokken-Konjugatimpfstoff sind bereits in der Entwicklung und könnten den Schutz zukünftig noch ausweiten. 

Besonders riskant für Säuglinge, aber auch für über 60-Jährige und Vorerkrankte sind Atemwegsinfektionen mit dem respiratorischen Synzytial-Virus (RSV). Im Vergleich zur Grippe müssen Ältere mit einer RSV-Infektion häufiger invasiv beatmet werden und sie sterben mit einer höheren Wahrscheinlichkeit. 

In Europa und den USA stehen zwei zugelassene Vakzinen für über 60-Jährige zur Verfügung: 

  • der bivalente RSVpreF-Impfstoff, der auch in der Schwangerschaft zum passiven Schutz der Säuglinge zugelassen ist, und 
  • der Impfstoff RSVPreF3, dessen Wirksamkeit auch bei über 70-Jährigen und bei Menschen mit Begleiterkrankungen belegt ist. 

STIKO-Empfehlung für RSV-Schutz steht noch aus

Mit Letzterem hält der Schutz nach bisheriger Datenlage über mindestens zwei Saisons an. Eine STIKO-Empfehlung zur RSV-Impfung von Erwachsenen steht aktuell noch aus und wird bis spätestens zum Sommer 2024 erwartet.

Manche Reisende könnten von dem 2022 in Europa zugelassenen Impfstoff gegen Dengue profitieren. Auch bei dieser Erkrankung sind multimorbide Senioren und Schwangere besonders gefährdet. Da die Effektivität der Vakzine bei seronegativen Menschen geringer ist als bei seropositiven, empfiehlt die STIKO die Immunisierung ab einem Alter von vier Jahren vor einer Reise in ein Denguegebiet nur nach einer bereits durchgemachten Erstinfektion. 

Zur Influenzaimpfung gibt es ebenfalls Neuigkeiten. Gearbeitet wird an universellen Vakzinen, die unterschiedliche Virenstämme abdecken. Dadurch ließe sich in Zukunft die Notwendigkeit der jährlichen Impfung vermeiden. 

Quelle: Kwetkat A et al. Innere Medizin 2024; 65: 79-85; DOI: 10.1007/s00108-023-01640-9

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Nicht vergessen werden darf, dass die Pneumokokkenpneumonie die am häufigsten zum Tod führende Infektionskrankheit ist, so Dr. Kwetkat. Nicht vergessen werden darf, dass die Pneumokokkenpneumonie die am häufigsten zum Tod führende Infektionskrankheit ist, so Dr. Kwetkat. © Looker_Studio - stock.adobe.com