Neue Option unter die Lupe genommen

Kathrin von Kieseritzky/Dr. Judith Besseling

Die Pathogenese primären Immunthrombozyto­penie ist zwar nicht vollständig aufgeklärt, jedoch spielen vermutlich Fcg-Rezeptoren eine zen­trale Rolle. 
Die Pathogenese primären Immunthrombozyto­penie ist zwar nicht vollständig aufgeklärt, jedoch spielen vermutlich Fcg-Rezeptoren eine zen­trale Rolle. © phonlamaiphoto – stock.adobe.com

Ist ein Syk-Hemmer vielleicht die Lösung? Bei der primären Immunthrombozytopenie kann dieser scheinbar das Gleichgewicht zwischen Thrombozytenzerstörung und -produktion  wiederherstellen. In einer Studie wird nun die Wirksamkeit getestet.

Bekanntermaßen werden Thrombozyten bei der primären Immunthrombozyto­penie zerstört und in ihrer Entstehung beeinträchtigt. Dadurch sinkt ihre Zahl im Blut auf < 100 × 109 Thrombozyten/l. Die Pathogenese ist nicht vollständig aufgeklärt, jedoch spielen vermutlich Fcg-Rezeptoren eine zen­trale Rolle. 

Für Fcg-Rezeptor-vermittelte Prozesse ist die Milztyrosinkinase (Syk) entscheidend. Sie ist somit ein potenzielles Ziel, um das Gleichgewicht zwischen Thrombozytenzerstörung und -produktion wiederherzustellen, so Dr. Xiaofan Liu, Tian­jin Institutes of Health Science, und Kolleg:innen. In einer Phase-1b/2-Studie tes­teten sie den Syk-Inhibitor Sovleplenib auf seine Wirksamkeit.

300-mg-Dosierung schneidet am besten ab

45 asiatische Personen, die seit mehr als sechs Monaten an primärer ITP erkrankt waren, wurden randomisiert: 33 von ihnen zur achtwöchigen Dosis-Eskalationsphase (100–400 mg Sovleplenib einmal täglich oral vs. Placebo), die anderen zwölf zur Dosis-Erweiterungsphase. Anschließend folgte eine 16-wöchige, offene Therapie mit Sovleplenib. 29 % der Personen in den Sovleplenibgruppen vs. 45 % unter Placebo erhielten eine begleitende, gegen die primäre ITP gerichtete Therapie. 

Der wichtigste Wirksamkeits­endpunkt war der Anteil an Teilnehmenden, deren Thrombozytenzahl mind. 30 × 109 Thrombozyten/l erreichte. Dieser Anteil war mit 63 % in der 300-mg-Gruppe am höchsten (vs. 9 % unter Placebo). Die ORR lag hier bei 80 % (16 von 20 Patient:innen, die kontinuierlich Sovleplenib erhielten, plus jene, die von Placebo auf Sovleplenib wechselten). Ein anhaltendes Ansprechen erreichten 31 % in der Gruppe mit kontinuierlicher Sovleplenib-300-mg-Therapie und 75 % bei Wechsel auf Sovleplenib in Woche 0–24, erläutern die Expert:innen.

In den Verumgruppen kam es während der 28-Tage-Sicherheits­evaluation zu zwei behandlungsbedingten unerwünschten Ereignissen (Hypertriglyceridämie und Anämie). In den ersten acht Wochen waren die häufigsten Nebenwirkungen ein Anstieg der Laktatdehydrogenase, Hämaturie und Harnwegsinfektionen. 

Kandidat für Folgetherapie nach Fostamatinib?

Die Autor:innen schlussfolgern, dass der Wirkstoff gut vertragen wird und zu einer anhaltenden Res­ponse führt. Nach ihrer Ansicht lohne es sich, weitere Evidenz für die Therapie zu sammeln. Der Meinung ist auch Kommentatorin, Prof. Dr. ­Maria L. Lozano, Universidad de Murcia. Sie weist darauf hin, dass der bisher zugelassene nicht-spezifische TKI Fostamatinib einige, mit Dosis­reduktionen oder -unterbrechungen verbundene, Off-Target-Nebenwirkungen hat. Selektivere Wirkstoffe seien also wünschenswert. Sie stellt die Frage in den Raum, ob Sovle­plenib eine mögliche Folgetherapie für fostamatinibrefraktäre oder  -unverträgliche Patient:innen sein könnte und andersherum. Auch weitere Fragen bleiben bisher unbeantwortet, darunter diejenige nach der Wirksamkeit in nicht asiatischen Ethnien.

Quellen:
1.    Liu X et al. Lancet Haematol 2023; DOI: 10.1016/S2352-3026(23)00034-0
2.    Lozano. Lancet Haematol 2023; DOI: 10.1016/S2352-3026(23)00063-7

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Die Pathogenese primären Immunthrombozyto­penie ist zwar nicht vollständig aufgeklärt, jedoch spielen vermutlich Fcg-Rezeptoren eine zen­trale Rolle. 
Die Pathogenese primären Immunthrombozyto­penie ist zwar nicht vollständig aufgeklärt, jedoch spielen vermutlich Fcg-Rezeptoren eine zen­trale Rolle. © phonlamaiphoto – stock.adobe.com