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Achtung, Thromboembolie!
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Durch die Möglichkeit der anhaltenden Krankheitskontrolle trotz fortgeschrittener onkologischer Erkrankung nimmt die Bedeutung sekundärer Ursachen für Morbidität und Mortalität immer weiter zu. Dr. Florian Moik, Medizinische Universität Graz, stellte in seiner Promotionsarbeit an der Medizinischen Universität Wien fest, dass Patienten mit einer Krebserkrankung unter CPI-Therapie ein erhöhtes Risiko für venöse thromboembolische Ereignisse (VTE) haben. Und diese stellen offenbar ein ungünstiges prognostisches Zeichen in genannter Situation dar.1 Bis dato gab es wenige Fallberichte und erste Ergebnisse kleiner Kohorten, die auf ein hohes Risiko für thromboembolische Ereignisse hinwiesen.
Dr. Moik und Kollegen analysierten retrospektiv Angaben zu 672 Patienten mit Krebserkrankung (am häufigsten Melanom [33 %] und NSCLC [27 %]), die zwischen 2015 und 2018 eine Therapie mit einem CPI erhalten hatten. Am häufigsten waren Pembrolizumab (41 %) und Nivolumab (44 %) eingesetzt worden. Im Median hatten die Erkrankten sechs Zyklen dieser Behandlung erhalten. Die mediane Beobachtungszeit betrug 8,5 Monate nach Beginn der Immuntherapie.
Venöse thromboembolische Ereignisse bei einem Achtel der Patienten
Wie der Referent berichtete, betrug die Inzidenz eines VTE bei den mit CPI behandelten Patienten 12,9 % (vor allem tiefe Beinvenenthrombosen und Lungenembolien), die Inzidenz eines arteriellen thromboembolischen Ereignisses (ATE) lag bei 1,8 %. Dazu zählten vier Myokardinfarkte, drei ischämische Schlaganfälle und zwei akute periphere arterielle Verschlüsse.
Die Diagnose eines VTE war mit einem dreifach erhöhten Mortalitätsrisiko assoziiert. Patienten ohne VTE in den ersten drei Monaten wiesen ein medianes Gesamtüberleben von 25,5 Monaten auf, jene mit VTE von 11,6 Monaten. Auch das mediane progressionsfreie Überleben war deutlich verkürzt (6,7 Monate ohne vs. 1,7 Monate mit VTE; Hazard Ratio 3,6). Unter Antikoagulation kam es häufig zu VTE-Rezidiven und schweren Blutungen (8,5 % bzw. 4,3 %). ATE verursachten besonders häufig eine Verzögerung der CPI-Therapie (33 %) oder einen Therapieabbruch (11 %).
Ausgezeichnet
„Wir brauchen spezifische Modelle zur Risikoabschätzung“
Das hohe VTE-Risiko war bei verschiedenen Tumortypen und CPI durchgehend erhöht. Als Risikofaktoren für VTE unter CPI identifizierte Dr. Moik lediglich eine VTE in der Anamnese und eine fernmetastasierte Erkrankung. Keine Assoziation mit VTE unter CPI-Therapie fand sich dagegen für:- den Allgemeinzustand gemäß ECOG-Performancestatus,
- die Ausprägung der Komorbidität nach dem Charlson-Comorbidity-Index,
- Geschlecht,
- Alter oder
- Body-Mass-Index.
Quellen:
1. Moik F et al. Blood 2021; 137: 1669–1678; DOI: 10.1182/blood.2020007878
Moik F. DGHO-Jahrestagung 2021; Wilhelm-Türk-Preis der OeGHO: Inzidenz, Risikofaktoren und Ergebnisse venöser und arterieller Thromboembolien bei Immuncheckpoint-Inhibitor-Therapie
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