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Risikokandidaten lassen sich durch Biomarker identifizieren

Eine primäre Thromboseprophylaxe wird zwar empfohlen, doch scheint sie bei Krebspatienten, die in ambulanten Settings systemische Tumortherapien erhalten, nicht optimal umgesetzt zu werden. Dr. Marliese Alexander vom Peter MacCallum Cancer Centre in Melbourne und Kollegen untersuchten, ob die Rate an Thromboembolien verringert werden kann, wenn die Thromboseprophylaxe auf Basis einer biomarkergestützten Risikoeinschätzung erfolgt.
Patienten mit Lungen- oder gastrointestinalen Tumoren (n = 328), die mit einer systemischen Tumortherapie begannen, wurden in die offene Phase-3-Studie TARGET-TP aufgenommen. Entsprechend ihrer Fibrinogen- und D-Dimer-Werte teilte man die Patienten in zwei Gruppen mit hohem (n = 200) und mit niedrigem (n = 128) Thromboserisiko ein. Hochrisikopatienten erhielten randomisiert entweder 40 mg Enoxaparin subkutan über mindestens 90 Tage oder aber keine Thromboseprophylaxe (Kontrollgruppe). Die Gruppe mit niedrigem Risiko erhielt keine Prophylaxe (Beobachtungskohorte). Primäres Zielkriterium waren objektiv bestätigte Thromboembolien bis zum Tag 180.
In der Hochrisikogruppe erlitten 8 % der Patienten aus dem Enoxaparinarm und 23 % der Kontrollpersonen eine Thromboembolie. Die Number needed to treat (NNT) lag bei 6,7. Bei 8 % aus der Niedrigrisikogruppe kam es ebenfalls zu Thromboembolien (Kontrollpatienten mit hohem Risiko vs. Personen mit niedrigem Risiko: Hazard Ratio 3,33).
Schwere Blutungen waren selten – sie traten in der Hochrisikogruppe bei einem Patienten unter Enoxaparin und bei zwei Kontrollpatienten auf sowie bei drei Studienteilnehmern in der Niedrigrisikogruppe. Thromboembolien und Todesfälle waren bei den Patienten mit Hochrisikobiomarkerprofil, die Enoxaparin erhielten, signifikant seltener als bei Hochrisikoteilnehmern, die keine Thromboseprophylaxe erhielten.
Die Studienergebnisse bestätigen, dass Krebspatienten mit hohem Thromboembolierisiko erheblich von einer primären Thromboseprophylaxe profitieren, heißt es in einem begleitenden Kommentar. Eine offene Frage sei, warum Tumorpatienten bisher so selten eine Primärprophylaxe erhalten, obwohl sie in den Leitlinien empfohlen wird. Es gelte die Lücke zwischen dem, was man weiß und dem, was man tut, zu schließen.
Quellen:
1. Alexander M et al. JAMA Oncol 2023; DOI: 10.1001/jamaoncol.2023.3634
2. Khorana AA. JAMA Oncology 2023; DOI: 10.1001/jamaoncol.2023.3569
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