
Cushing dringt bis in die Venen vor

Patienten mit Cushing-Syndrom tragen ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Das schließt wohl auch venöse Thromboembolien (VTE) ein, wie eine Studie aus Estland zeigte. Dr. Kristina Isand vom Institute of Biomedicine and Translational Medicine der Universität Tartu und ihre Kollegen werteten diesbezüglich das europäische ERCUSYN-Register aus. Dieses erfasst Daten zur Klinik, Diagnostik und Behandlung von Cushing-Patienten. Einbezogen in die Analyse wurden 2.100 Betroffene, bei denen im Verlauf insgesamt 95 VTE auftraten. Die Prävalenz lag für die Kohorte damit bei 4,4 %.
Knapp drei Viertel der Thromboembolien erlitten Patienten mit zu hoher ACTH-Freisetzung aus einem Hypophysenadenom. Etwa jede achte VTE trat bei einem Cushing-Patienten mit einer übermäßigen ACTH-Bildung durch einen Nebennierenrindentumor auf und etwa jede zehnte bei Menschen mit einer ektopen ACTH-Sekretion. Auch wenn sie einen relativ kleinen Anteil ausmachten, trugen Patienten mit ektoper ACTH-Produktion im Verhältnis zur adrenalen Überproduktion ein mehr als 4,5-mal so hohes VTE-Risiko. Bei einem Hypophysenadenom war das Risiko verglichen mit der adrenalen Neoplasie immer noch verdoppelt.
Männer waren generell gefährdeter: Bei ihnen traten doppelt so viele Thromboembolien auf wie bei Frauen. Eine Hypertonie verstärkte das VTE-Risiko um 15 % und auch erhöhte Werte des freien Cortisols im 24-h-Urin ließen das Risiko steigen. Als weiterer Risikofaktor erwies sich die Anzahl der therapeutisch notwendigen operativen Eingriffe, zwei oder mehr verdoppelten das Risiko im Vergleich zu einem. Knapp die Hälfte der VTE trat innerhalb von sechs Monaten postoperativ auf. Vermutlich durch die OP selbst und das Absinken der Cortisolspiegels nach dem Eingriff, so die Autoren.
Einheitliche Vorgaben für die Antikoagulation fehlen
Eine präventive Antikoagulation hatte nur knapp ein Drittel der VTE-Patienten erhalten, stellten die Wissenschaftler fest. Auch bei diagnostizierter Thromboembolie fehlte ein einheitliches Vorgehen. Das galt zum einen für die Systemtherapie: 41 % erhielten Vitamin-K-Antagonisten, 35 % niedermolekulares Heparin, 22 % Faktor-Xa-Hemmer und 3 % ASS. Und zum anderen auch für die Dauer der Antikoagulation: Sie reichte von zwei Wochen bis lebenslänglich. Kompressionsstrümpfe als Add-on bekam nur jeder Zweite. Das Durcheinander besteht unter anderem, weil die Fachgesellschaften sich bislang auf keine einheitliche Leitlinie zur Antikoagulation bei Cushing-Patienten einigen konnten, begründen die Wissenschaftler abschließend.
Quelle: Isand K et al. Eur J Endocrinol 2024; 190: 75-85; DOI: 10.1093/ejendo/Ivad176
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).