Neuer Inhibitor überzeugt bei rezidivierter CLL

Friederike Klein

Die Bruton-Tyrosinkinase ist wichtig, um das B-Zell-Rezeptor-Signal ins Zellinnere zu übertragen. Die Bruton-Tyrosinkinase ist wichtig, um das B-Zell-Rezeptor-Signal ins Zellinnere zu übertragen. © Wikipedia/Andrei Lomize

Acalabrutinib kann bei rezidivierter oder refraktärer CLL ein längeres progressionsfreies Überleben bewirken als bisherige Regimes. Das wurde in der finalen Analyse der ASCEND-Studie auch für Patienten mit Hochrisikozytogenetik bewiesen.

Der Bruton-Tyrosinkinase (BTK)-Inhibitor Ibrutinib ist ein Standard in der Therapie der rezidivierten/refraktären chronischen lymphatischen Leukämie (CLL). Weniger Off-Target-Effekte verspricht Acalabrutinib, ein BTK-Hemmer der zweiten Generation, den die Autoren der ASCEND-Studie bzgl. Wirksamkeit und Sicherheit prüften. Sie randomisierten dazu 310 CLL-Patienten zur zweimal täglichen Einnahme der Prüfsubstanz oder zu einer Standardrezidivtherapie nach Wahl des Studienarztes. Dabei handelte es sich entweder um Idelalisib oder Bendamustin, jeweils in Kombination mit Rituximab, berichtete Professor Dr. Paolo­ Ghia­, medizinische Onkologie, Universität San Raffaele, Mailand. 155 Teilnehmer erhielten Acalabrutinib, 119 Idelalisib plus Rituximab (IdR) und 36 Bendamustin plus Rituximab (BR).

Patientencharakteristika

Das mediane Alter der Patienten betrug 67 Jahre. 15,8 % wiesen eine Deletion 17p (del[17p]) auf, 26,8 % eine del(11q) und 31 % einen komplexen Karyotyp. Bei 78,4 % lag ein unmutierter IGHV*-Status vor.

* IGHV: immunoglobulin heavy chain variable

Nach einer medianen Beobachtungszeit von 22 Monaten fiel der Unterschied im progressionsfreien Überleben (PFS) zugunsten von Acalabrutinib aus: Der Median war immer noch nicht erreicht, während er im Standardarm bei 16,8 Monaten lag. Damit reduzierte sich das Risiko für Progress oder Tod durch den BTK-Inhibitor um 73 % (HR 0,27; 95 %-KI 0,18–0,40; p < 0,0001). Weiterhin betrug die geschätzte 18-Monats-PFS-Rate im Prüfarm 82 % und in der Kontrolle 48 %. Für den PFS-Vorteil spielte es keine Rolle, ob der IGHV-Status mutiert oder unmutiert war, ob Patienten eine del(17p)- bzw. eine TP53-Mutation aufwiesen oder ob sie einen komplexen Karyotyp hatten, so Prof. Ghia. Einen Überlebensvorteil konnten die Forscher noch nicht belegen. Auch war das Ansprechen in beiden Gruppen ähnlich, es dauerte aber unter Acalabrutinib deutlich länger an als unter den Kontrolltherapien: So war die mediane Ansprechdauer zum Auswertungszeitpunkt im Prüf­arm noch nicht erreicht, während sie mit dem Standard 18 Monate betrug. Nach 18 Monaten sprachen noch 85,4 % der Patienten auf den BTK-Inhibitor an versus 49,4 % in der Kontrollgruppe. Unerwünschte Wirkungen ab Grad 3 entwickelten 90 % der Patienten, die IdR erhalten hatten. Sie waren damit in diesem Regime öfter vertreten als unter Acalabrutinib (55 %) oder unter BR (49 %). Im Prüfarm umfassten die häufigsten Nebenwirkungen – das heißt solche, unter denen mehr als 20 % der Teilnehmer litten – Kopfschmerzen, Neutropenien, Diarrhöen und Infektionen der oberen Atemwege.

Experte sieht Acalabrutinib als Rezidivtherapie bestätigt

Wegen unerwünschter Ereignisse brachen 59 % die Therapie mit IdR ab, aber nur 14 % bzw. 17 % die Behandlung mit dem BTK-Inhibitor bzw. BR. Unter den Vorfällen von klinischem Interesse waren Blutungen jeder Art im Acalabrutinib-Arm häufiger als in der Kontrolle, schwere Blutungen traten mit 3 % aber ebenso selten auf wie unter IdR. Prof. Ghia sieht aufgrund der guten Wirksamkeit und insgesamt günstigen Sicherheitsdaten die Rolle der Rezidivtherapie mit Acalabrutinib bei der CLL bestätigt, insbesondere für Patienten mit hohem Risiko.

1. Ghia P et al. J Clin Oncol 2020; DOI: 10.1200/JCO.19.03355

Ghia P et al. EHA25 Virtual Congress; Abstract S159

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Die Bruton-Tyrosinkinase ist wichtig, um das B-Zell-Rezeptor-Signal ins Zellinnere zu übertragen. Die Bruton-Tyrosinkinase ist wichtig, um das B-Zell-Rezeptor-Signal ins Zellinnere zu übertragen. © Wikipedia/Andrei Lomize