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Neurotoxizität von Oxaliplatin sinkt, wenn Ärzt:innen Sarkopenie berücksichtigen

Es gibt Hinweise darauf, dass die Körperzusammensetzung und dosislimitierende Toxizitäten der Chemotherapie assoziiert sind, berichtete Prof. Dr. Eric Assenat von der Universitätsklinik in Montpellier. Bei der Therapie von Kolonkarzinom-Patient:innen mit FOLFOX-Regimen (Folinsäure, 5-Flurouracil und Oxaliplatin) hatte sich in einer französischen Pilotstudie eine geringe fettfreie Körpermasse (lean body mass, LBM) als ein Prädiktor für Toxizität und Neuropathie herausgestellt.
In der Phase-2-Studie LEANOX prüften Forschende daraufhin, ob sich die Toxizität durch eine Anpassung der Oxaliplatin-Dosis im Falle niedriger LBM reduzieren lässt, ohne die Wirksamkeit zu beeinträchtigen. Zunächst wurde bei 160 Patient:innen mit Kolonkarzinom im Stadium III, die für eine adjuvante Chemotherapie vorgesehen waren, computertomografisch die fettfreie Körpermasse bestimmt.
Lag die nach Körperoberfläche (BSA) errechnete Oxaliplatin-Dosis unter 3,09 mg/kg LBM erhielten die Patient:innen die so ermittelte Standarddosis (Gruppe 1, Ergebnisse nicht berichtet). War die fettfreie Körpermasse relativ niedrig, sodass die nach BSA ermittelte Oxaliplatindosis 3,09 mg/kg LBM überstieg, wurden die Erkrankten 1:1 randomisiert: Eine Gruppe bekam ebenfalls die Standarddosierung nach BSA (Gruppe 2, n = 64) und eine Gruppe eine an die LBM angepassten Oxaliplatin-Menge (Gruppe 3, n = 63). 36–39 % dieser Patient:innen mit Sarkopenie wiesen Übergewicht oder Adipositas auf und damit eine unerwartet geringe LBM, betonte der Referent.
Formel zur Dosisfindung
Oxaliplatindosis (mg) = LBM (kg) x 3,09
Reduziertes Neurotoxizitätsrisiko durch Dosierung
Primärer Endpunkt war der Anteil der Teilnehmenden ohne eine Neurotoxizität des Grads ≥ 2 während der ersten sechs Zyklen der Chemotherapie. In der Gruppe 3 trat mit LBM-angepasster Dosierung bei 67,2 % der Patient:innen keine solche Neurotoxizität auf, in der Gruppe 2 waren nur 42,1 % nicht betroffen. Das entspricht einer signifikanten Reduktion des Risikos für eine Neurotoxizität des Grads ≥ 2 um 47 %, erklärte Prof. Assenat (HR 0,53; 95%-KI 0,34–0,84; p = 0,01).
Bei Behandelten der Gruppe 3 musste seltener als in Gruppe 2 die Oxaliplatin-Dosis reduziert werden. Sie erhielten kumulativ eine größere Menge des Wirkstoffes ohne signifikante oxaliplatininduzierte periphere Neuropathien (OIPN) und die Zeit bis zum ersten Auftreten einer OIPN ≥ Grad 2 war länger. Rezidivfreies und Gesamtüberleben fielen hingegen ähnlich aus. Die allgemeine Lebensqualität unterschied sich zwischen den Armen 2 und 3 nicht, allerdings ergab der Symptomscore QLQ CIPN20 für Patient:innen in Arm 3 eine signifikante Verbesserung (p = 0,03).
Alles in allem handelt es sich gemäß Prof. Assenat um die erste randomisierte Studie, die eine signifikante Neurotoxizitätsreduktion bei Erkrankten mit Sarkopenie aufzeigt, ohne das onkologische Behandlungsergebnis zu beeinträchtigen. Damit sollte die LBM-adaptierte Dosierung Standard für alle Menschen mit nicht-metastastiertem CRC werden, die Oxaliplatin erhalten.
Quelle:
Assenat E et al. ESMO Congress 2024; Abstract 507O
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