Nicht alle freiverkäuflichen Präparate sind für jede Haut geeignet

Dr. Andrea Wülker | Dr. Susanne Gallus

Die Behandlung der Hyperpigmentierung sollte sich auch nach dem Hauttyp richten. Die Behandlung der Hyperpigmentierung sollte sich auch nach dem Hauttyp richten. © Julia – stock.adobe.com

Hyperpigmentierungen der Haut empfinden viele Menschen als unattraktiv und störend. Es gibt viele Produkte auf dem Markt, die Pigmentflecken aufhellen sollen, darunter auch zahlreiche frei verkäufliche. Aber welcher Wirkstoff passt zu welcher Haut?

Vermehrte Melaninablagerungen in der Epidermis können z.B. postinflammatorisch oder als sogenannte Altersflecken auftreten. Dunklere Hauttypen neigen eher zu Hyperpigmentierungen als helle, schreibt das Team um Mustufa Jafry, Department of Dermatology, Henry Ford Health, Detroit. Viele Menschen finden, dass sie durch die Hautflecken weniger attraktiv oder älter aussehen und fühlen sich in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt.

Sonnenschutz verhindert und reduziert Pigmentflecken, schreiben die Experten. Zusätzlich kann man weitere Wirkstoffe einsetzen, die je nach vorliegendem Hauttyp bzw. begleitenden Hautproblemen ausgewählt werden müssen (siehe Tabelle). Da die medizinische Behandlung von Hyperpigmentierungen meist für die Patienten mit hohen Kosten verbunden ist, greifen viele auf OTC-Präparate zurück. Die Kollegen haben daher recherchiert, welche in frei verkäuflichen Präparaten enthaltenen Inhaltsstoffe bei Hyperpigmentierungen helfen und welche Hautprobleme mit welcher Substanz mitbehandelt werden können. Allerdings gilt für OTC-Präparate, dass die Effektivität auch von der Formulierung und den Zusatzstoffen abhängt und somit je nach Hersteller/Marke variieren kann.

Übersicht zu häufigen Hauterkrankungen und geeigneten aufhellenden Maßnahmen (Auswahl)
Hautbildaufhellender InhaltsstoffKommentar
AkneRetinoide, Azelainsäure, Glykolsäure, SalizylsäureHydrochinon sollte man wegen des Halo-Effekts nicht einsetzen
RosazeaAzelainsäure, Tranexamsäure, Retinoide mit geringem IrritationspotenzialHydrochinon sollte man wegen des Halo-Effekts nicht einsetzen
AltershautRetinoide, Glykolsäure, Bakuchiol 
LentiginesHydrochinon, Cysteamin, ThiamidolAzelainsäure hilft bei Lentigines nicht
empfindliche HautRetinoide mit geringerem Irritationspotenzial (Retinolester oder granaktive Retinoide), Niacinamid, ThiamidolKojisäure sollte wegen des hohen Irritationspotenzials bei empfindlicher Haut nicht eingesetzt werden
fettige HautRetinoide, Glykolsäure, Süßholz-Extrakte, Niacinamid, Salizylsäure 
HautkrebsPolypodium-leucotomos-Extrakt (oral), Niacinamid 
HautrötungenTranexamsäure, Niacinamid 
dermale PigmentierungSonnenschutzandere topische Substanzen helfen wahrscheinlich nicht

Azelainsäure scheint nur die hyperaktiven Melanozyten und nicht die normale Pigmentproduktion zu beeinflussen. Da die Haut nicht insgesamt aufgehellt wird, ist die Substanz eine gute Option für Patienten mit vielen kleinen Pigmentflecken. Wenn gleichzeitig Akne oder Rosazea vorliegen, besteht zusätzlich auch eine medizinische Indikaton. Die Konzentrationen der OTC-Produkte variieren zwischen 5–20 % (am häufigsten 10 %). Zwar wirken 20%ige Produkte stärker, aber auch bei 5 % Azelainsäure zeigt sich ein positiver Effekt. Als Nebeneffekt kann es zu Erythemen, Hautirritationen (Brennen, Juckreiz) oder einem Peeling der Haut kommen.

Glykolsäure (≤ 10 % in Leave-on-Produkten) bessert Pigmentierungsstörungen und andere altersassoziierte Hautveränderungen und reduziert bei Akne entzündliche Läsionen. Eine 5%ige Formulierung reduzierte in Untersuchungen nicht nur die lichtbedingten Pigmentstörungen, sondern hatte auch insgesamt einen positiven Effekt auf das Hautbild. Insbesondere für Patienten mit begleitender milder bis moderater Akne oder bei lichtbedingten Pigmentstörungen ist Glykolsäure eine gute Ergänzung der täglichen Hautpflege, so das Fazit der Experten. Eventuell kann es zu milden Irritationen kommen.

Früherer Goldstandard hat mittlerweile viel Konkurrenz

Hydrochinon wurde lange als der Goldstandard bei Hyperpigmentierungen gehandelt. OTC-Präparate sind in Konzentrationen ≤ 3 % erhältlich. Die Substanz eignet sich für größere, diskretere hyperpigmentierte Areale und sollte auch auf diese Bereiche beschränkt werden, da sie einen generell hautaufhellenden Effekt hat. Bei kleinen Pigmentflecken kann Hydrochinon sonst zu einem Halo-Effekt führen, d.h. die normalpigmentierte Haut um den Fleck herum wird ebenfalls heller. Außerdem raten die Experten aufgrund des Ochronoserisikos zu einer maximal sechsmonatigen Anwendung. Kommt es zu Irritationen oder Verfärbungen, sollte man die Anwendung sofort stoppen, da postinflammatorische Hyperpigmentierungen drohen. Zukünftig könnte Arbutin eine geeignete Alternative zu Hydrochinon darstellen. Es hat in einzelnen Studien bereits gute Effekte gezeigt, allerdings ist die Datenlage bezüglich Effektivität und Sicherheit insgesamt noch dünn.

Niacinamid kann Hyperpigmentierungen, Entzündungen und Falten reduzieren und zusätzlich die Hautbarrierefunktion verbessern. Die effektiven Konzentrationen liegen wahrscheinlich zwischen 5-10 %. Generell wird das Vitamin-B3-Derivat gut vertragen und es wirkt nicht direkt auf die Tyrosinase der Melanozyten.

Neuartige Retinoide sorgen für weniger Irritationen

Retinoide umfassen u.a. Retinole, Retinylester, Retinaldehyde oder Adapalen, wobei Retinylester am verträglichsten und stabilsten sind, aber auch die geringste Potenz haben, weil die meisten Schritte nötig sind, um sie in ihre aktive Form zu überführen. Neuerdings gibt es die granaktiven Retinoide, die nicht mehr in die aktive Form – Retinolsäure – überführt werden müssen und dennoch ein geringes Irritationspotenzial haben.

Neben dem Einsatz bei verschiedenen Hauterkrankungen (unter anderem bei Akne) haben beispielsweise 0,5%ige Cremeformulierungen sowie 0,1%iges Adapalen-Gel auch bei Hyperpigmentierungen Wirkung gezeigt, Letzteres auch in Studien bei Anwendern mit Fitzpatrick-Hauttyp IV (Indien und Südafrika). Wollen Patienten Retinoide nutzen, sollten sie anfangs nicht direkt täglich cremen, sondern der Haut eine kleine Eingewöhnungsphase gönnen, um Nebenwirkungen (Schuppung, Erythem, Juckreiz und selten postinflammatorische Hyperpigmentierungen) zu reduzieren. Außerdem müssen Anwender auf einen guten Sonnenschutz achten.

Salizylsäure wird üblicherweise als Peeling-Agens eingesetzt. Daten zu den topischen OTC-Präparaten sind eher spärlich gesät, die Konzentrationen in den Formulierungen gehen hoch bis auf 20 %. Hinsichtlich der Hyperpigmentierungen gibt es für 0,1%ige Salizylsäurecreme einzelne Studien (auch zu Skin of Color), die zeigen dass Pigmentstörungen verblassen. Sie könnte sich auch für Akne und postinflammatorische aknebedingte Hyperpigmentierungen eignen.

Thiamidol wurde als Alternative zu Hydrochinon zur Therapie von Hyperpigmentierungen entwickelt. Thiamidol zeigte in Studien eine größere Wirksamkeit als Hydrochinon. Zudem scheint es besser verträglich zu sein – obwohl eine Arbeit von mehr Kontaktallergien berichtete. Bisher hat man Thiamidol (Applikation zwei- bis viermal täglich) erfolgreich bei UV-B-bedingten Hyperpigmentierungen (u.a. bei Skin of Color), Patienten mit Melasma und Lentigines eingesetzt.

Effekte von Tranexamsäure für Rosazeapatienten nutzen

Tranexamsäure ist als topische Variante eine vielversprechende, gut verträgliche OTC-Option für Hyperpigmentierungen. Die meisten Formulierungen enthalten 3–5 % Tranexamsäure (bis 10 % möglich). Eine Standarddosierung gibt es nicht und die Effekte unterscheiden sich extrem je nach Studie. Da die Substanz allerdings auch bei Hautrötungen hilft, scheint der Einsatz gerade bei Rosazeapatienten vielversprechend. 

Bakuchiol wirkt antimikrobiell, antientzündlich, antioxidativ und hat östrogenähnliche Effekte. In einer Studie zur lichtbedingten Hautalterung mit jeweils 0,5%igen Konzentrationen zeigte es hinsichtlich der Pigmentstörungen einen ähnlichen Effekt wie topisches Retinol – und hatte auch ähnliche, wenn auch weniger stark ausgeprägte Nebenwirkungen (u.a. Rötung, Schuppung). Die Wirkungsweise ist bisher unklar, allerdings scheint es auch bei Akne positiv auf die entzündlichen Läsionen zu wirken, was sich ggf. kombinieren ließe.

Quelle: Jafry M et al. JEADV Clin Pract 2024; DOI: 10.1002/jvc2.385

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Die Behandlung der Hyperpigmentierung sollte sich auch nach dem Hauttyp richten. Die Behandlung der Hyperpigmentierung sollte sich auch nach dem Hauttyp richten. © Julia – stock.adobe.com