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Niedrig dosiertes Dasatinib könnte neue Kombinationen ermöglichen

Die Behandlung mit dem TKI Dasatinib hat sich bei Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie auch in niedriger Dosierung von 50 mg täglich als sicher und effektiv erwiesen. Allerdings gab es bislang keine randomisierte Studie, in der diese mit dem 100-mg-Standard verglichen wurde.
Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Koji Sasaki vom MD Anderson Cancer Center in Houston analysierte daher erstmals die Ergebnisse von 233 neu diagnostizierten CML-Patienten in der chronischen Phase, die entweder 50 mg/d oder 100 mg/d Dasatinib erhalten hatten. Sprachen die Erkrankten mit niedriger Dosierung suboptimal an, war eine Steigerung auf 100 mg möglich. Mittels Propensity-Score-Analyse identifizierten die Autoren in jeder der beiden Gruppen 77 Teilnehmer ohne signifikante Unterschiede in Ausgangskriterien wie Alter, Milzgröße, Hb-Wert, Lymphozytenzahl und Risikogruppe.
Deutlich weniger Therapieabbrüche
Wie der Referent berichtete, unterschied sich die Häufigkeit von Zytopenien – bis auf Thrombozytopenien – im einjährigen Therapieverlauf in den beiden Studienarmen nicht. Unerwünschte Ereignisse wie Kreatininanstieg (36 % vs. 20 %) und Pleuraergüsse (21 % vs. 5 %) traten aber unter der Standarddosis öfter auf als mit 50 mg/d. Auch brachen nur zwei der Patienten aus der Prüfgruppe, aber acht der mit 100 mg/d behandelten Personen die Behandlung innerhalb eines Jahres ab. Zudem benötigten 40 Teilnehmer der Kontrolle während der zwölfmonatigen Dasatinibgabe Therapiepausen; mit 50 mg/d betraf dies nur fünf Erkrankte. In der 100-mg-Kohorte erhielten die Patienten im Schnitt 78 mg/d; in der 50-mg-Gruppe entsprach die Behandlung mit im Mittel 49 mg/d praktisch der vorgesehenen Dosierung.
Die kumulative Inzidenz kompletter zytogenetischer Remissionen nach zwölf Monaten war mit rund 90 % in beiden Kohorten identisch. Auch die Rate majorer molekularer Remissionen (MMR) unterschied sich im dreijährigen Follow-up mit 92 % unter niedrig dosierter Behandlung und 84 % unter dem Standard nicht signifikant (p = 0,234). Doch waren die kumulativen Raten an tiefen und kompletten molekularen Remissionen (CMR) im Fall einer niedrig dosierten TKI-Gabe signifikant höher: So bezifferten die Autoren die kumulative MR4-Rate nach drei Jahren unter dem Standard auf 66 %, unter 50 mg/d dagegen auf 77 % (p = 0,038); die MR4,5 betrug 62 % bzw. 77 % (p = 0,021). Auch hinsichtlich des Überlebens ohne Therapieversagen erwies sich die niedrig dosierte Behandlung mit einer Vier-Jahres-Rate von 89 % vs. 77 % der Kontrolle als überlegen (p = 0,041). Ereignisfreies und Gesamtüberleben waren in beiden Kohorten ähnlich (95 % vs. 92 %; p = 0,556 bzw. 97 % vs. 96 %; p = 0,781).
Bei Hochrisikopatienten Vorsicht walten lassen
Damit kann die niedrig dosierte Dasatinibgabe als ebenso effektiv wie der Standard bezeichnet werden: Die bessere Verträglichkeit resultiert in einem günstigeren Outcome und kann als Primärtherapie erwogen werden, resümierte Prof. Sasaki. Zudem ermögliche die 50-mg-Dosis aufgrund ihrer geringeren Toxizität Kombinationen mit weiteren Wirkstoffen, um die CMR-Raten weiter zu steigern. Da noch keine randomisierten Daten zum Vergleich von Dasatinib 50 mg vs. 100 mg existieren, warnte der Referent allerdings vor dem Einsatz von niedrig dosiertem Dasatinib bei CML-Hochrisikopatienten.
Quelle:
Sasaki K et al. 2021 ASH Annual Meeting; Abstract 631
2021 ASH Annual Meeting
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