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Noch einmal dasselbe, bitte

Laut Dr. Regina M. Myers vom Kinderkrankenhaus in Philadelphia sind bis zu 78 % der Rezidive akuter lymphatischer Leukämien nach Behandlung mit CD19-CAR-T-Zellen noch CD19-positiv. Das sei auf eine kurze Persistenz der Zelltherapie zurückzuführen. Eine mögliche Strategie, um diese Rückfälle zu vermeiden, CD19-positive Rezidive zu behandeln oder überhaupt erst ein Ansprechen auf die Therapie hervorzurufen, ist daher deren erneute Infusion.
Retrospektiv analysierten Dr. Myers und Kollegen eine Kohorte von 81 Patienten mit ALL im Alter von unter 30 Jahren. Alle waren mehrfach mit Tisagenlecleucel oder einem anderen gegen CD19 gerichteten CAR-T-Entwicklungsprodukt behandelt worden. Die Reinfusion mit derselben Therapie erfolgte aus folgenden Gründen:
- geringe Persistenz (38 Patienten mit peripherer B-Zell-Erholung [BCR]; 25 mit Hämatogonen)
- molekulares oder klinisches Rezidiv (n = 10)
- Nichtansprechen auf die Erstinfusion (n = 8)
Aussicht auf Erfolg v.a. nach Hämatogonen oder BCR
Auf die Rechallenge sprachen 14 der 38 Patienten mit peripherer BCR an (37 %) und 19 der 25 Patienten mit Hämatogonen (76 %). Auch fünf der zehn CD19-positiven molekularen oder klinischen Rezidive (50 %) gingen zurück. Dagegen konnte bei den sieben Patienten mit zuvor erfolgloser CAR-T-Zell-Infusion auch nach der zweiten Gabe kein Ansprechen beobachtet werden – sie starben alle aufgrund eines Progresses der Erkrankung.
Die Prognose der Erkrankten, bei denen der CAR-T-Zell-Reinfusion eine periphere BCR zugrunde lag, war besser. Von ihnen erreichten 14 eine CR; fünf dieser Patienten blieben anhaltend in Remission, sieben erlitten ein Rezidiv (fünf nochmals CD19-positiv). Zwei erreichten mit einer anderen Therapie noch eine Remission. Von den 24 Betroffenen ohne Ansprechen auf die Reinfusion blieben vier weiter in klinischer Remission, acht entwickelten ein Rezidiv (sieben CD19-positiv) und zwölf gelangten mit einer anderen Therapie in eine Remission.
Unter den 25 Patienten mit Hämatogonen kam es zu 19 Komplettremissionen. Zwölf davon waren von Dauer, sechs Personen erlitten ein Rezidiv, ein Patient kam mit einer anderen Therapie in Remission. Von den sechs Behandelten, die nach Reinfusion keine CR erreicht hatten, blieb einer dennoch in Remission, drei entwickelten ein CD19-positives Rezidiv und zwei erreichten mit anderen Therapien eine Remission. Ein Ansprechen auf die Reinfusion war mit einer geringeren Rezidivwahrscheinlichkeit und einem besseren Gesamtüberleben assoziiert, fasste Dr. Myers zusammen. Sie räumte aber ein, dass ohne zusätzliche Therapie die Remissionen oft nicht dauerhaft waren.
Empfehlungen der Referentin für die klinische Praxis
Zytokinfreisetzungssyndrome oder neurologische schwere unerwünschte Ereignisse waren insbesondere bei Patienten mit peripherer BCR oder Hämatogonen selten. Dr. Myers berichtete, dass an ihrer Klinik diesen Menschen innerhalb von sechs Monaten nach der ersten CAR-T-Zell-Infusion eine erneute Infusion angeboten wird, unterstützt bei BCR durch eine vorhergehende niedrig dosierte Chemotherapie. Diese war in der Auswertung bei reinfundierten Patienten mit BCR mit dem Ansprechen assoziiert. Wird nach der Reinfusion eine CR erreicht, plant Dr. Myers zwei bis drei Monate später eine erneute Reinfusion. Bei fehlendem Ansprechen auf die Reinfusion empfiehlt sie, eine alternative Therapie anzubieten.
Quellen:
Myers RM et al. 2021 ASH Annual Meeting; Abstract 474
2021 ASH Annual Meeting
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