Nutzen Jugendliche alternative Verfahren?

Dr. Dorothea Ranft; Foto: thinkstock

Bei Erkältungen verwenden Viele auf Globuli und Phytopharmaka. Auffällig: Mit zunehmendem Alter nimmt die Akzeptanz ab - woran liegt das?

Die GINIplus*-Studie startete mit fast 6000 Babys, die in den Jahren 1995 bis 1998 in zwei deutschen Regionen, dem urbanen München und dem eher ländlich strukturierten Wesel, geboren wurden. Bei der letzten Befragung berichteten die Eltern der nun etwa 15-jährigen Teilnehmer über die Nutzung der Komplementärmedizin (CAM).

Rund 40 % der Kinder hatten in den vier Wochen vor der Befragung mindestens ein Medikament eingenommen, 26 % davon CAM-Präparate. Unter diesen führten Homöopathika (14,1 %), gefolgt von Phytotherapeutika (8,1 %), Mineralien/Spurenelementen (1,9 %) und Nahrungsergänzungsmitteln (1,1 %). Bachblüten oder traditionelle chinesische Medizin spielten kaum eine Rolle.

TCM spielt bei Jugendlichen keine Rolle

Bei Homöopathika dominierten Komplexmittel gegen Erkrankungen der oberen Atemwege. Bei den pflanzlichen Heilmitteln galt: Besonders beliebt waren Schnupfenmittel und Expektoranzien, gefolgt von Prokinetika. Eine wichtige Rolle spielte auch der Wohnort: Im ländlichen Wesel wird Komplementärmedizin weniger nachgefragt und seltener angeboten als in München. Von Bedeutung scheint die Bildung der Eltern zu sein: Mütter mit Abitur behandeln ihre Kindern besonders gern pflanzlich.

Interessante Einblicke lieferte der Vergleich der aktuellen mit der 
vorangegangenen Befragung desselben Kinderkollektivs: Homöopathische Medikamente wurden in GINI-15 nur noch halb so viel genutzt wie beim Zehn-Jahres-Follow-up und die Anwendung pflanzlicher Heilmittel ging um ein gutes Drittel zurück, während der Pharmaka-Gebrauch insgesamt konstant blieb.

Weniger Komplementärmedizin als vor fünf Jahren

Als Ursache für die verringerte Nachfrage vermuten die Autoren die Kostenerstattung: Bei Kindern über zwölf Jahre werden rezeptfreie Medikamente, zu denen auch die meisten CAM-Präparate zählen, nicht mehr von der GKV bezahlt. Ein weiterer Grund könnte sein, dass Jugendliche komplementäre Medizin weniger akzeptieren als jüngere Kinder.

*German Infant Study of the Influence of Nutrition Intervention plus environmental and genetic influences on allergy development

Quelle :Salvatore Italia et al., BMC Complementary and Alternative Medicine 2015; online first; doi:10.1186/s12906-015-0569-8

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