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Online-Test schätzt Risiko für familiären Darmkrebs
Das Lynch-Syndrom (früher: HNPCC, hereditäres, nicht polypöses kolorektales Karzinom) ist eine häufige autosomal-dominante Krebsdisposition, die zu kolorektalen Karzinomen führt, aber auch Neoplasien an anderen Lokalisationen wie etwa Magen, Dünndarm oder Blase begünstigt.
Jedes Jahr erkranken zwischen 3000 und 4000 Menschen in Deutschland an einem mit Lynch assoziierten Krebs, schreiben Dr. Katrin Schürmanns, Helios St. Josefs-Hospital, Bochum, und Mitarbeiter in der „Deutschen Medizinischen Wochenschrift“. Ein hoher Anteil dieser Krebserkrankungen könnte vermieden werden, wenn Mutationsträger rechtzeitig erkannt und entsprechenden Vorsorgeprogrammen zugeführt würden.
Vorsorgeempfehlungen nach Online-Check
Da heute viele Menschen Gesundheitsinformationen im Internet suchen, entwickelten die Bochumer Kollegen einen Online-Test, mit dessen Hilfe Nicht-Mediziner und Mediziner ein individuelles familiäres bzw. hereditäres Krebsrisiko ermitteln können.
Der Test fragt im Wesentlichen das Vorliegen von Polypen oder bösartigen Tumoren bei den Testpersonen und bei nahen Verwandten ab. Auf der Basis dieses Stammbaums wird das individuelle Krebsrisiko eingeschätzt und der Anwender erhält Empfehlungen hinsichtlich diagnostischer Möglichkeiten und für ihn geeigneter Vorsorgemaßnahmen.
Um herauszufinden, ob der Risikotest die Zielpopulation auch tatsächlich erreicht und ob Menschen mit erhöhtem Darmkrebsrisiko zu einer entsprechenden Vorsorge motiviert werden können, werteten die Autoren den Zeitraum von Oktober 2008 bis April 2011 aus, in dem 656 Testnutzer erreicht wurden.
Hilfreiches Manual für die Patientenberatung
Bei 125 von ihnen (19,1 %) ergab sich eine erhöhte Risikoeinschätzung für familiären bzw. hereditären Darmkrebs. Das Durchschnittsalter dieses Kollektivs lag bei 38 Jahren. 91 der Risikopersonen (72,8 %) waren noch nicht an einem bösartigen Tumor erkrankt. Nur etwa ein Drittel der Risikopersonen nahm bereits an einem entsprechenden Früherkennungsprogramm teil.
Testteilnehmer, für die der Online-Check ein erhöhtes Risiko ermittelt hatte, waren mehrheitlich zu entsprechenden Vorsorgemaßnahmen (z.B. Arztgespräch, humangenetische Beratung, Darmspiegelung) bereit. Der Krebsrisikotest erhielt von den Anwendern insgesamt die Note „gut“.
Online-Tests bieten den Vorteil der schnellen und ständigen Erreichbarkeit. Die Interimsanalyse des Bochumer Teams spricht dafür, dass die noch nicht an Krebs erkrankten Mitglieder von Hochrisikofamilien mit internetbasierten Tests erreicht und zu passenden Vorsorgemaßnahmen motiviert werden können. Auch für niedergelassene Mediziner, die ihre Patienten entsprechend beraten möchten, ist der Test eine Hilfe.
Quelle: Katrin Schürmanns et al., Dtsch Med
Wochenschr 2014; 139: 935-940
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