Familiäres Krebsrisiko frühzeitig erkennen

Dr. Alexandra Bischoff

Sind Tumorsuppressoren wie BRCA1 aufgrund einer Mutation nicht funktionsfähig, teilt sich die Zelle auch dann weiter, wenn DNA-Schäden vorliegen. Sind Tumorsuppressoren wie BRCA1 aufgrund einer Mutation nicht funktionsfähig, teilt sich die Zelle auch dann weiter, wenn DNA-Schäden vorliegen. © National Cancer Institute\Univ.of Pittsburgh Cancer Institute

Sind Mutter und Tante an Brustkrebs erkrankt? Oder war eine betroffene Verwandte jünger als 36? Beantwortet Ihre Patientin eine der Fragen mit „Ja“, sollten die Alarmglocken läuten. Denn nicht nur das Risiko für ein Mammakarzinom ist nun erhöht.

Brustkrebs führt mit 60 000 Neuerkrankungen pro Jahr noch immer die Liste der Krebserkrankungen bei Frauen an, wobei das Lebenszeitrisiko etwa 12 % beträgt. Bei etwa 20–30 % der Patientinnen liegt eine familiäre Häufung vor. Dahinter können sowohl einzelne (5–10 %) als auch mehrere Gene stecken. Die meisten spielen eine Rolle bei der DNA-Reparatur bzw. Zellzyklusregulation. Neben zahlreichen Niedrigrisikovarianten wie FGFR2 oder MAP3K1 spielen Mutationen in Hochrisikogenen wie BRCA1, BRCA2, PALB2, TP53 oder PTEN eine Rolle.

Bei erblicher Belastung an Fachzentrum überweisen

Liegt eines der folgenden Kriterien innerhalb der Familie vor, sollten Frauen an ein Fachzentrum überwiesen werden:
  •  ≥ 3 Frauen betroffen
  • ≥ 2 Frauen betroffen, 1 davon vor dem 51. LJ erkrankt
  • ≥ 1 Frau vor dem 36. LJ erkrankt
  • ≥ 1 Frau mit beidseitigem Brustkrebs, Ersterkrankung vor dem 51. LJ
  • triple-negatives Mammakarzinom vor dem 60. LJ entwickelt

So erhöhen beispielsweise Mutationen im PALB2-Gen bei Frauen das Risiko bis zum 70. Lebensjahr ein Mammakarzinom zu entwickeln um 35 %. Doch auch die Wahrscheinlichkeit für ein Pankreaskarzinom oder Ovarialkarzinom steigt unter dieser Genveränderung. BRCA1- und BRCA2-­Mutationen machen etwa 30 % der monogenen Mutationen aus. Die betroffenen Frauen tragen bis zu einem Alter von 70 Jahren ein 60%iges bzw. 55%iges Risiko, an Brustkrebs zu erkranken – mit deutlich früherer Erstmanifestation (aktuelle Datenlage für Jahrgang 1958 und jünger). Zudem ist die Wahrscheinlichkeit für Eierstockkrebs erhöht (59 % bzw. 16,5 %).

Erhöhtes Risiko auch für gastrointestinale Tumoren

Weisen Männer eine BRCA2-Mutation auf, steigt auch ihr Erkrankungsrisiko für ein Mammakarzinom, und zwar auf 8–10 % – bei mutiertem BRCA1-Gen auf 5 %. Zudem erhöht sich das Risiko, bis zum 65. Lebensjahr ein Prostatakarzinom zu entwickeln, um das 7,33-Fache bzw. 1,8-Fache. Beide Geschlechter besitzen außerdem eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Magen-, Kolon- oder Pankreaskarzinom.

Risikopatientinnen ab dem 25. Lebensjahr screenen

Ab dem 25. Lebensjahr erfolgen diese Untersuchungen bei Patientinnen mit Hochrisikogenen (bei TP53-Mutation schon ab 20 Jahre):
  • Tastuntersuchung der Brust alle sechs Monate
  • Mammasonographie alle sechs Monate 
  • ab einem Alter von 40 Jahren jährliche Mammographie 
  • Jährliches MRT der Brust bis ACR < I (Anteil von Drüsengewebe nach den Kriterien des American College of Radiology)

Frauen, bei denen ein Verdacht auf eine genetische Disposition vorliegt (s. Kasten), sollten in ein Spezialzentrum überwiesen werden. Hier erfolgt die individuelle Einschätzung der Situation anhand familiärer Belastung und Stammbaumanalyse. Weiterhin stehen den Patientinnen verschiedene Früherkennungs- (s. Kasten) und ggf. eingreifende prophylaktische Maßnahmen zur Verfügung. So senkt eine prophylaktische bilaterale Mastektomie (ab 25 Jahren) das Brustkrebsrisiko um 95 %, eine kontralaterale Mastektomie reduziert bei bereits erkrankten Patientinnen das Risiko für ein Zweitkarzinom.

Grill S, Kiechle M. internist prax 2017; 57: 641-650

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Sind Tumorsuppressoren wie BRCA1 aufgrund einer Mutation nicht funktionsfähig, teilt sich die Zelle auch dann weiter, wenn DNA-Schäden vorliegen. Sind Tumorsuppressoren wie BRCA1 aufgrund einer Mutation nicht funktionsfähig, teilt sich die Zelle auch dann weiter, wenn DNA-Schäden vorliegen. © National Cancer Institute\Univ.of Pittsburgh Cancer Institute