Wie häufig sind Hirnmetastasen bei Brustkrebs-Diagnose?

Josef Gulden

Zerebrale Metastasen treten bei 15-35 % der Patientinnen auf. Zerebrale Metastasen treten bei 15-35 % der Patientinnen auf. © fotolia/sudok1

Wie hoch die Inzidenz von Hirnmetastasen bei der Diagnose der Brustkrebserkrankung ist, wusste man bisher nicht. Onkologen, Strahlentherapeuten und Statistiker an der Harvard University nutzten nun das SEER-Register (Surveillance, Epidemiology and End Results) des National Cancer Institute. Ermittelt wurde der Anteil bei über 231 000 Patienten, bei denen zwischen 2010 und 2013 ein Mammakarzinom diagnostiziert worden war.

Hirnmetastasen gehören zu den unangenehmsten Manifestationen eines MammakarzinomsKrankheitsbild Detailseite. Nach Schätzungen entwickeln ca. 15–35 % der Patientinnen im Verlauf ihrer Erkrankung zerebrale Metastasen. Diese müssen nicht symptomatisch sein – die Zahlen stammen aus Autopsie-Studien.

Im untersuchten Kollektiv des SEER-Registers waren bei 968 Patienten (davon zehn Männer) bereits bei der Diagnose ihrer Brustkrebserkrankung Hirnmetastasen identifiziert worden. Das entspricht einem Anteil von 0,41 % an allen Patienten und von 7,56 % an der Subgruppe derer, die bei Diagnose bereits eine metastasierte Erkrankung aufgewiesen hatten. Die meisten dieser Patienten, nämlich 848, waren bei Diagnose zwischen 41 und 80 Jahre alt gewesen.

Häufig bei HER2-positiven und triplenegativen Tumoren

Am höchsten war die Inzidenz von Hirnfiliae bei Patienten mit hormonrezeptornegativen, HER2-positiven Tumoren (1,1 % des Gesamtkollektivs, 11,5 % derer mit Metastasen) und bei triplenegativen Patienten (0,7 bzw. 11,4 %).

Die Prognose ist in diesen Subgruppen sehr unterschiedlich: Während in der gesamten Kohorte der Patienten mit Hirnmetastasen die mediane Überlebenszeit bei zehn Monaten lag, war sie bei denen mit hormonrezeptor-positiven, HER2-positiven Tumoren mit 21 Monaten mehr als doppelt so lang und bei denen mit triplenegativen Tumoren mit sechs Monaten am kürzesten.

Wohl Einschluss klinisch auffälliger Hirnmetastasen

Die Zahlen, die die Autoren hier präsentieren, beruhen wahrscheinlich auf Diagnosen von Hirnmetastasen, die klinisch auffällig geworden waren. Denn in Leitlinien wird bisher keine routinemäßige Suche nach solchen Absiedlungen empfohlen. Im Gegensatz etwa zum nicht kleinzelligen Lungenkarzinom, bei dem beispielsweise die NCCN-Leitlinie in dem hier untersuchten Zeitraum von 2010 bis 2013 aufgrund einer Inzidenz von rund 20 % eine kranielle Kernspintomographie empfahl.

Die hier präsentierten Ergebnisse sprechen dafür, in Studien eine Screening-Strategie auch für Brustkrebs-Patienten mit erhöhtem Risiko – d.h. vor allem solche mit HER2-positiven und mit triplenegativen Tumoren und anderen sys­temischen Metastasen – zu überprüfen. In kontrollierten Studien wäre dann zu untersuchen, ob eine frühere Diagnose die Prognose verbessert, weil man z.B. weniger toxische neurochirurgische oder Strahlentherapien anwenden könnte. 

Martin AM et al. JAMA Oncol 2017, Mar 16 [Prepub ahead of print, DOI 10.1001/jamaoncol.2017.0001]

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Zerebrale Metastasen treten bei 15-35 % der Patientinnen auf. Zerebrale Metastasen treten bei 15-35 % der Patientinnen auf. © fotolia/sudok1