Brustkrebs: Auch nach fünf Jahren noch keine Entwarnung

Josef Gulden

Verlängerung der adjuvanten endokrinen Therapie beim frühen Brustkrebs? Verlängerung der adjuvanten endokrinen Therapie beim frühen Brustkrebs? © iStock/thomasandreas

Die Entscheidung, eine adjuvante endokrine Therapie bei Patientinnen mit Östrogenrezeptor-positivem, frühem Mammakarzinom auszudehnen, beinhaltet eine Abwägung zwischen Verträglichkeit und onkologischem Nutzen. Um Letzteren zu quantifizieren, wertete ein multinationales Team die Daten von mehr als 60 000 Patientinnen aus.

In einer Metaanalyse der Early Breast Cancer Trialists’ Collaborative Group von 88 Adjuvans-Studien wurden fast 63 000 Patientinnen mit frühem Brustkrebs nach Studie und Therapiearm stratifiziert. Alle waren nach fünfjähriger endokriner Therapie krankheitsfrei gewesen. Die Forscher suchten nach Assoziationen zwischen dem langfristigen Ergebnis (5–20 Jahre nach der Diagnose) und Faktoren wie T- und N-Stadium bei Diagnose bzw. OP und Tumor-Grading. Rezidive traten während des gesam­ten untersuchten Zeitraums auf.

TN-Stadium mit prädiktivem Wert für Fernmetastasen

Das Risiko für Fernmetastasen zeigte eine starke Korrelation mit dem T- und N-Stadium: Patientinnen mit T1-Tumoren hatten bei gleichzeitigem N0-Stadium ein Fernmetastasen-Risiko von 13 %, bei 1–3 befallenen Lymphknoten waren es 20 % und bei 4–9 34 %. Für Patientinnen mit T2-Tumoren lagen die entsprechenden Werte bei 19 %, 26 % bzw. 41 %. Das Mortalitätsrisiko war in ähnlicher Weise von T- und N-Stadium abhängig, nicht hingegen das Risiko für ein kontralaterales Mammakarzinom.

Gegenüber dem TN-Stadium waren die Faktoren Tumor-Grading (bekannt bei 43 590) und Ki-67 (bekannt bei 7692) – die eine starke Korrelation miteinander aufwiesen – als Prädiktoren für das Auftreten einer Fernmetastasierung eher zweitrangig: Bei T1N0-Tumoren war ein niedriges Grading mit einem Risiko von 10 % assoziiert, ein moderates mit 13 % und ein High-Grade-Tumor produzierte in 17 % der Fälle Fernmetastasen; die entsprechenden Werte für das Auftreten von Rezidiven insgesamt oder von kontralateralen Primärtumoren lagen bei 17 %, 22 % bzw. 26 %. Der Progesteronrezeptor-Status sowie die HER2-Expression zeigten überhaupt keine Korrelation mit dem langfristigen Ergebnis.

Auch jenseits der fünf Jahre adjuvanter endokriner Therapie ist also mit dem stetigen Auftreten von Rezidiven zu rechnen – bis mindestens 20 Jahre nach der ursprünglichen Diagnose. Die Höhe des Risikos variiert aber um mindestens den Faktor 4 – abhängig vom TN-Stadium und vom Grading des Tumors.

Wichtig für die Diskussion zwischen Arzt und Patientin

Durch Verlängerung der endokrinen Therapie ließe sich das Risiko zweifellos etwas reduzieren, wobei die Frauen umso stärker profitieren würden, je größer ihr Tumor und je mehr Lymphknoten befallen waren. Jedoch bleibt die Mehrzahl der Patientinnen mit großen, stark nodal metastasierten Tumoren selbst 20 Jahre nach der Diagnose noch rezidivfrei. Dennoch gibt es selbst unter den Patientinnen mit T1N0-Tumoren von niedrigem Grading welche, die Fernmetastasen oder kontralaterale Tumoren entwickeln. Es wird also immer eine individuelle Abwägung erforderlich sein.

Quelle: Pan H et al. N Engl J Med 2017; 377: 1836-1846

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Verlängerung der adjuvanten endokrinen Therapie beim frühen Brustkrebs? Verlängerung der adjuvanten endokrinen Therapie beim frühen Brustkrebs? © iStock/thomasandreas