Wann sich die operative Entfernung von Lungenmetastasen lohnt

Dr. Barbara Kreutzkamp

Auch bei multiplen Rundherden kann operiert werden, allerdings ist die Prognose der Betroffenen meist schlechter. Auch bei multiplen Rundherden kann operiert werden, allerdings ist die Prognose der Betroffenen meist schlechter. © wikimedia/Yale rosen

Rund ein Drittel aller Patienten mit soliden Tumoren entwickelt im Krankheitsverlauf Lungenmetastasen. Vor allem solitäre Absiedelungen von Kolorektal- oder Nierenzellkarzinomen lassen sich per Metastas­ektomie komplett resezieren – auch in kurativer Absicht.

Die Lunge mit ihrer guten Ausstattung an arteriovenösen und lymphatischen Gefäßen ist einer der bevorzugten Orte für die Ansiedlung von Metastasen solider Tumoren. Diese machen sich bei einigen Patienten durch Hämoptysen, Pneumonien oder Schmerzen bemerkbar, meist bleiben sie aber asymptomatisch und werden erst im Rahmen von radiologischen Nachsorgeuntersuchungen entdeckt, schreiben Privatdozent Dr. Dr. Sacha Rothschild vom Universitätsspital Basel und Kollegen.

Besteht der Verdacht auf eine pulmonale Metastasierung, muss in jedem Fall nach Lokalrezidiven und extrapulmonalen Absiedelungen gefahndet werden. Dies gelingt am bes­ten per Positronen-Emissionstomographie/Computertomographie (PET/CT). Solitärmetastasen sind eine klassische OP-Indikation, wobei heute zumeist thorakoskopische Techniken zum Einsatz kommen. An erfahrenen Zentren liegt die post­operative Morbiditätsrate bei unter 10 %. Auch bei multiplen Metastasen kann operiert werden, allerdings ist die Prognose der Betroffenen schlechter. Sind Lymphknotenmetastasen bekannt, sollte jedoch auf den Eingriff verzichtet werden.

Strahlentherapie bei hohem Anästhesierisiko

Zu den unabdingbaren Voraussetzungen für eine lokal ablative Therapie zählen die Autoren die lokale Kontrolle des Primärtumors und den fehlenden Nachweis extrapulmonaler Metastasen – Ausnahmen sind lediglich Lebermetastasen eines Kolonkarzinoms. Und natürlich muss der Befund technisch und funktionell resektabel sein.

Eine Alternative zur chirurgischen Metastasektomie bietet vor allem bei inoperablen Patienten mit hohem anästhesiologischem Risiko die stereotaktische Strahlentherapie. Sie arbeitet mit hoher und punktgenauer Strahlendosis und ermöglicht bei etwa 90 % der Patienten eine lokale Tumorkontrolle. Weitere Optionen sind die perkutane Thermoablation und die Radiofrequenzablation.

Prognostische Faktoren

Diese Faktoren beeinflussen die Prognose von Patienten mit resekta­blen Lungenmetastasen:
  • chirurgische Radikalität (R0-Resektion)
  • histologischer Subtyp
  • krankheitsfreies Intervall von der Primärdiagnose bis zum Auftreten der Lungenmetastasen

Einer Metastasektomie besonders gut zugänglich sind Lungenmeta­stasen des Kolorektalkarzinoms, bei denen die chirurgische Resektion heute Standard ist. Das mediane Überleben der operierten Patienten liegt bei 40 bis 50 Monaten. Auch beim Nierenzellkarzinom bringt die chir­urgische Resektion mit 5-Jahres-Überlebensraten von rund 40 % gute Erfolge. Inwieweit die heute schon etablierte systemische Therapie mit Tyrosinkinase-, mTOR- oder Immun-Checkpoint-Inhibitoren den Stellenwert der Metastasen­chirurgie bei dieser Entität beeinflusst, ist derzeit noch offen. Beim fortgeschrittenen Mammakarzinom spielt die Meta­stasektomie keine große Rolle. Hier sind i.d.R. Systemtherapien Mittel der Wahl. Pulmonale Metastasen einiger seltener Primärtumoren lassen sich ebenfalls mit gutem Ergebnis resezieren. Dazu gehören z.B. Weichteilsarkome. Bei Osteosarkomen kommt die Meta­stasektomie meist im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzeptes mit neoadjuvanter Chemotherapie zum Einsatz. Das gilt auch für nicht-seminomatöse Keimzelltumoren mit pulmonalen Residualherden nach platinbasierter Chemotherapie.

Quelle: Rothschild S et al. Swiss Medical Forum 2017; 17: 926–931

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Auch bei multiplen Rundherden kann operiert werden, allerdings ist die Prognose der Betroffenen meist schlechter. Auch bei multiplen Rundherden kann operiert werden, allerdings ist die Prognose der Betroffenen meist schlechter. © wikimedia/Yale rosen