Lungenkrebs aus dem Kabelschacht – Vorsicht vor Strahlenbelastung im Eigenheim

Dr. Andrea Wülker

Radon gelangt z.B. über undichte Bodenplatten ins Haus. Radon gelangt z.B. über undichte Bodenplatten ins Haus. © fotolia/konstan, fotolia/Onidji

Radon dringt über den Boden in Gebäude ein und verteilt sich schnell. Doch selbst Architekten und andere Baufachleute wissen viel zu wenig über das radioaktive Edelgas. Dabei gilt es als zweitwichtigste Ursache für Lungenkrebs.

Radon findet sich in den radioaktiven Zerfallsreihen von Uran-238 und Thorium-232. Im Erzgebirge, Schwarzwald, Bayerischen Wald und Fichtelgebirge kommt Radon vermehrt vor, weil dort Erdreich und Gestein einen hohen Uran- und Thoriumgehalt aufweisen. Das Edelgas gelangt aus den oberen Bodenschichten in die Atmosphäre, heißt es in der Leitlinie „Radon in Innenräumen“ der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin.

Im Freien verdünnt sich die Konzentration rasch. Brisant wird es, wenn Radon über undichte Stellen in der Bodenplatte oder in den erdberührenden Wänden in Häuser eindringt und sich dort anreichert. In Gebäuden treten dann meist deutlich höhere Konzentrationen auf als im Freien.

Alphastrahler schädigt das Bronchialepithel

Ist das Edelgas erst einmal im Haus, kann es sich über Treppenaufgänge, Kabelkanäle und Versorgungsschächte in allen Etagen ausbreiten. Die Inhalation von Radon führt zu einer hohen Belastung mit Alphastrahlung, die auf die strahlenempfindlichen Zellen des Bronchialepithels trifft und dort DNA-Schäden auslösen kann. Auf diese Weise können sich Tumorerkrankungen entwickeln.

Belastendes Edelgas

  • Radon ist ein radioaktives Edelgas, das geruchlos, geschmacklos, farblos und chemisch nahezu inert ist.
  • Alle Radon-Isotope sind radioaktiv; die meisten emittieren Alphastrahlung, die eine hohe relative biologische Wirksamkeit aufweist.
  • Der Zusammenhang zwischen Radonexposition in Innenräumen und erhöhtem Lungenkrebsrisiko ist nachgewiesen.
  • Wie hoch die Radonbelastung im Haus ist (Jahresmittelwert) kann man messen lassen. Gebäudesanierungen sind laut Bundesamt für Strahlenschutz bei einer Radonbelastung über 100 Bq/m3 Raumluft im Jahresmittel sinnvoll.

In der Arbeitsmedizin ist das gehäufte Auftreten von Lungenkrebs durch Radon und dessen Zerfallsprodukte seit Langem bekannt. Lungenkrebs der Bergleute ist in Deutschland der häufigste beruflich verursachte Strahlenschaden. Doch nicht nur die berufliche Exposition ist gefährlich – inzwischen ist belegt, dass die Exposition gegenüber Radon und seinen Zerfallsprodukten in Innenräumen einen wesentlichen Beitrag zur Strahlenbelastung der Allgemeinbevölkerung liefert. Studien haben zudem ergeben, dass Radon in Innenräumen das Lungenkrebsrisiko im Sinne einer linearen Dosis-Wirkungs-Beziehung ohne Schwellenwert relevant erhöht. Es stellt ein höheres Risiko dar als Passivrauchen. Bei Nie-Rauchern ist Radon die häufigste Ursache für Lungenkrebs. Die Relevanz anderer Umweltnoxen wird von Experten deutlich geringer eingeschätzt. Doch die gesundheitlichen Gefahren durch Radon in Innenräumen sind bisher viel zu wenig bekannt – selbst Fachleute in Umweltverbänden, Architekten, Baubiologen und Verbraucherberatungen kennen sie kaum, kritisieren die Leitlinienautoren. Dabei kann man sich gemäß den Informationen des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) vor erhöhten Radonkonzentrationen im Haus schützen.

Quelle: S1-Leitlinie „Radon in Innenräumen, www.awmf.org, AWMF-Register Nr. 002/035

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