
Operation Pillenpause

Für Protonenpumpenhemmer wurden bisher keine spezifischen perioperative Risiken beschrieben. Deshalb rät das Autorenteam um Dr. Kurt Pfeifer vom Medical College of Wisconsin in Milwaukee, die Behandlung bei chirurgischen Eingriffen unverändert fortzusetzen. Die gleiche Empfehlung sprechen die Autoren für H2-Rezeptorantagonisten aus. Denn ein Absetzen könnte infolge der unzureichend behandelten Grundkrankheit zu postoperativen Komplikationen führen.
Bei Hepatitispatienten ggf. Ende der Therapie abwarten
Die Einnahme von Antazida sollte am Tag der OP unterbrochen werden. Eine Ausnahme bilden vermehrt aspirationsgefährdete Patienten. Sie dürfen am Morgen vor dem Eingriff nicht-partikuläre Wirkstoffe wie Natriumzitrat und Magnesiumtrisilikat einnehmen. Denn die Erhöhung des pH-Werts mindert das Komplikationsrisiko, falls etwas in die Lunge gerät.
Die antiemetische Therapie kann ohne Pause fortgesetzt werden. Allerdings muss man unter Antagonisten für Dopamin oder den 5-Hydroxytryptamin-Rezeptor-3 (5-HT3) mit einer verlängerten QT-Zeit rechnen. Aprepitant kann das Risiko für eine opioidbedingte Atemdepression steigern und die Wirkung oraler Kontrazeptiva verringern.
Bei Patienten mit chronischer Hepatitis ist zunächst zu klären, ob die Operation bis zum Ende der antiviralen Therapie verschoben werden kann. Die Einnahme von Entecavir, Tenofovir, Lamivudin und Adefovir sollte nicht unterbrochen werden. Interferone hingegen sind wegen möglicher Komplikationen ein bis zwei Wochen vor dem Eingriff abzusetzen. Auf Ribavirin ist während der präoperativen Nahrungskarenz zu verzichten, weil das Nukleosid-Analogon mit einer Mahlzeit eingenommen werden muss.
Abspecken oder operieren?
Für TNF-α-Blocker ist die Datenlage widersprüchlich
Eine immunmodulatorische Therapie zur Prävention einer Transplantatabstoßung muss ohne Pause fortgesetzt werden, so die Autoren. Bei anderen Indikationen sollte individuell in Abhängigkeit vom Patienten und der Art der OP entschieden werden. Eine Behandlung mit Methotrexat oder Purinanaloga, z.B. wegen CED, sollte nicht unterbrochen werden. Denn bisher gibt es keine Hinweise auf vermehrte perioperative Komplikationen. Für TNF-a-Blocker ist die Datenlage widersprüchlich. Die meisten Arbeiten deuten darauf hin, dass postoperative Komplikationen nur in Kombination mit anderen Immunmodulatoren vermehrt auftreten. Eine aktuelle Studie ermittelte keine erhöhte Infektionsgefahr unter fortgesetzter Therapie. Solange die Ergebnisse nicht publiziert sind, raten die Autoren zu einer präoperativen Pause von mindestens einem Dosisintervall: Wird der TNF-Inhibitor alle vier Wochen appliziert, kann der Eingriff fünf Wochen nach der letzten Dosis durchgeführt werden. Therapierefraktäre CED-Patienten können mit den Antikörpern Ustekinumab, Vedolizumab und Natalizumab behandelt werden. Auch bei ihnen ist i.d.R. ein Abstand von mindestens einem Dosisintervall einzuhalten. Vor nicht-gastrointestinalen Operationen kann eine Behandlung mit Vedolizumab eventuell auch ohne Unterbrechung fortgeführt werden. Der Januskinase-Hemmer Tofacitinib muss sieben Tage von dem Eingriff abgesetzt werden.Quelle: Pfeifer KJ et al. Mayo Clin Proc 2021; DOI: 10.1016/j.mayocp.2021.08.008
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