Opiate regelmäßig absetzen?

Soll bei Patienten mit Nichttumorschmerzen die Opiattherapie in regelmäßigen Abständen abgesetzt werden? Diese Frage wurde auf dem Deutschen Schmerzkongress sehr kontrovers diskutiert.

Der Würzburger Neurologe Dr.<nonbreaking-space />Martin Klein plädierte dafür, auch bei stabil eingestellten Patienten alle ein bis zwei Jahre das Opiat zu entziehen. Keiner könne den Verlauf von Schmerzkrankheiten vorhersagen, und es sei durchaus möglich, dass eine Besserung eintrete, so der Kollege. Nach seiner Erfahrung werde der Auslassversuch von den Patienten sehr gut akzeptiert, und die Entzugssymptomatik stelle bei langsamem Vorgehen auch ambulant meist kein Problem dar. In Studien wurde nachgewiesen, dass ab Dosierungen von 300 <nonbreaking-space />mg pro Tag 70 <nonbreaking-space />% der Patienten nach einem Entzug eine deutlich bessere Lebensqualität aufweisen.

Frau Anne Willweber-Strumpf, Schmerz-Psychotherapeutin aus Bremen, sah dagegen keinen Grund, bei einer gut funktionierenden Opiattherapie die Patienten dem Stress eines Entzuges auszusetzen. Nach ihrer Meinung sei ein Entzug nur indiziert:

  • wenn die Indikation nicht stimmt (z.B. somatoformer Schmerz),
  • bei Dosiseskalation und
  • bei heftigen Nebenwirkungen (einschließlich Depression und kognitiven Störungen).

Der Allgemeinarzt Dr. Wolfgang <forced-line-break />Sohn aus Schwalmtal wies darauf hin, dass es keine Evidenz für regelmäßige Auslassversuche bei Nichttumorschmerzen gibt. Außerdem riskiere man durch einen Entzug, das Vertrauen des Patienten aufs Spiel zu setzen.

Der Frankfurter Anästhesist Dr. Benedikt Eberhard erinnerte daran, dass jeder Entzug den Sympathikotonus und damit auch das Herzinfarktrisiko erhöhe. Nach seiner Meinung genügt eine Dosisreduktion bis zum erneuten Auftreten von Schmerzen. Ein Opiatentzug müsse zudem gut vorbereitet sein, z.B. müsse man die Arbeitsfähigkeit klären, und der Arzt sollte immer erreichbar sein.

Einig waren sich die Experten darin, dass der Opiat-Entzug langsam erfolgen muss. Am Anfang kann man noch großzügig sein und die Dosis halbieren. Die meisten Probleme treten beim Absetzen der letzten 4 <nonbreaking-space />mg auf. Hier können noch einmal heftige Entzugssymptome auftreten.<right-indent-tab />

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