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Pamrevlumab enttäuscht

Pamrevlumab ist ein Antikörper gegen den Bindegewebswachstumsfaktor CTGF. In einer frühen klinischen Studie hatte er in Kombination mit einer neoadjuvanten Standardchemotherapie bei Patient:innen mit nicht-resektablen lokal fortgeschrittenen Pankreaskarzinomen das Ansprechen und die Downstaging-Rate verbessert. Doch auch dieser Therapieansatz brachte in Folgestudien nicht den erhofften Durchbruch in der Behandlung des lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Pankreaskarzinoms. Gleich zweimal musste Prof. Dr. Vincent J. Picozzi vom Virginia Mason Medical Center in Seattle von enttäuschten Erwartungen bezüglich des Antikörpers berichten.
In der Phase-3-Studie LAPIS prüften Wissenschaftler:innen die Wirksamkeit und Sicherheit von Pamrevlumab in einer Dosis von 35 mg/kg alle zwei Wochen in Kombination mit einer Chemotherapie nach prüfärztlicher Wahl (Gemcitabin plus nab-Paclitaxel oder FOLFIRINOX).1 Als Kontrolle diente Placebo plus Chemotherapie. An der Studie hatten 284 Patient:innen mit behandlungsnaivem, nicht-resektablem lokal fortgeschrittenem Pankreaskarzinom teilgenommen. Etwa zwei Drittel von ihnen erhielten die geplanten sechs Behandlungszyklen, wie der Kollege berichtete.
Von den Betroffenen, die die Verantwortlichen für potenziell nach Neoadjuvanz operabel hielten (Reconstructible Disease), konnten in beiden Armen gleich viele (67,6 % und 65,7 %) sechs Zyklen vollenden. Etwa 15–20 % erfüllten die vorher festgelegten Operabilitätskriterien. Die Rate erfolgreicher Resektionen lag bei 8,8 % mit Pamrevlumab plus Chemotherapie und 8,6 % mit Placebo plus Chemotherapie.
Plattformstudie Precision Promise
Ziel der Phase-2/3-Studie Precision Promise ist die rasche Prüfung neuer Therapieansätze gegen Standard-Chemotherapieregime in einem von der FDA akzeptierten „Complex Innovative Design“. Teilnehmen können Patient:innen mit metastasiertem Pankreaskarzinom, die bislang maximal eine Therapie für diese Situation erhalten haben und noch einen guten oder kaum eingeschränkten Allgemeinzustand aufweisen (ECOG-PS 0–1). 15 % der rekrutierten Betroffenen erhalten randomisiert eine Therapie mit Gemcitabin plus Paclitaxel, 15 % eine Therapie mit modifiziertem FOLFIRINOX und 70 % eine der experimentellen Behandlungen. Bereits beendet wurde der Arm mit SM-88 (D,L-alpha-Metyrosin) als Zweitlinientherapie. Über den Pamrevlumab-Arm berichtete Prof. Picozzi nun anlässlich des ASCO-GI 2025.
Keine Vorteile bei Pamrevlumab
Das Gesamtüberleben der behandelten Patient:innen, primärer Endpunkt der Studie, unterschied sich zwischen beiden Armen nicht. Das mediane OS lag im Pamrevlumab-Arm bei 17,3 Monaten, im Placebo-Arm bei 18,0 Monaten. Auch das mediane ereignisfreie Überleben (5,7 Monate vs. 5,8 Monate) und das mediane progressionsfreie Überleben (jeweils 9,4 Monate) belegten keinen Unterschied zwischen beiden Gruppen. Erkrankte sprachen unter Pamrevlumab sogar seltener an (objektive Ansprechrate 30,1 % vs. 45,4 % im Placebo-Arm). Es zeigte sich auch kein Hinweis auf einen günstigen Effekt der Prüfmedikation zusätzlich zur Chemotherapie in einzelnen Subgruppen. Die Schwere und Häufigkeit von unerwünschten Ereignissen sowie die operativen Komplikationen fielen insgesamt ebenfalls ähnlich aus.
In der Situation der metastasierten Erkrankung wurde Pamrevlumab im Rahmen einer Plattformstudie untersucht (s. Kasten).2 In der Phase-2/3-Studie Precision Promise sollen verschiedene experimentelle Studienarme gegen Standardprotokolle zur Therapie des metastasierten Pankreaskarzinoms (Gemcitabin plus nab-Paclitaxel oder mFOLFIRINOX) getestet werden. 402 Patient:innen mit metastasiertem Pankreaskarzinom konnten so in der Erst- oder Zweitlinie mit Pamrevlumab plus Gemcitabin/nab-Paclitaxel behandelt werden. Auch in dieser Studie bestand der primäre Endpunkt im Gesamtüberleben.
Weder in der Erst- noch der Zweitlinienbehandlung ergab sich dabei ein Vorteil für die Kombination des Antikörpers mit Gemcitabin plus nab-Paclitaxel gegenüber dem Standardarm mit alleiniger Chemotherapie. Im Erstliniensetting betrug das geschätzte mediane OS im Kontrollarm 11,3 Monate, aber mit Pamrevlumab plus Chemotherapie 9,7 Monate. In der Zweitlinie lag das geschätzte mediane OS in den genannten Gruppen bei 7,8 Monaten bzw. 6,6 Monaten. Auch hier fanden sich keine neuen Sicherheitssignale.
Prof. Picozzi gab sich weiter kämpferisch. Vielversprechend erscheint ihm am ehesten ein biomarkergestützter Ansatz mit neuen Substanzen.
Quellen:
1. Picozzi VJ et al. ASCO Gastrointestinal Cancers Symposium 2025, Abstract 675
2. Picozzi VJ et al. ASCO Gastrointestinal Cancers Symposium 2025, Abstract 673.
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