Parasit liebt Mallorca- Touristen

DGIM 2024 Birgit Maronde

Nach dem Stich einer Sandmücke hat sich eine kutane Leishmaniasis-Läsion gebildet. Nach dem Stich einer Sandmücke hat sich eine kutane Leishmaniasis-Läsion gebildet. © Science Photo Library/ Tanielian, Dr. Harout

Pyodermien, Mückenstiche, Mykosen und Skabies sind bei Weitem die häufigsten dermatologischen Reisesouvenirs. Mancher Tourist bringt allerdings auch eine Leishmaniasis aus dem Urlaub mit – vor allem von Mallorca.

Leishmanien sind protozoische Parasiten, die von der Sandmücke übertragen werden. In 90 % der Fälle führt die Infektion zu einer kutanen, in ca. 5 % zur mukokutanen Leishmaniasis. Letztere ist in Mittel- und Südamerika besonders häufig. Die viszerale Leishmaniasis (5 %) verläuft tödlich, sofern sie unbehandelt bleibt, erklärte Prof. Dr. Esther von Stebut-Borschitz von der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie in Köln.

Welche Form der Leishmaniasis sich entwickelt, hängt zum einen vom Immunstatus des Patienten ab: Die viszerale Leishmaniasis betrifft vor allem Erwachsene mit Immunsuppression – eine Steroidtherapie mit 5 mg/d Prednisonäquivalent reicht schon – und Kinder. Zum anderen spielen die Subspezies des Erregers eine Rolle. Derzeit kennt man zwölf verschiedene, die in Erreger der „neuen“ und der „alten“ Welt unterteilt werden und mit bestimmten Verlaufsformen der Leishmaniasis assoziiert sind (s. Tabelle). 

Leishmaniasis und ihre Erreger
 „Neue Welt“ (Mittel- und Südamerika)„Alte Welt“ (u.a. Südeuropa, Afrika, vorderer Orient, Südasien)
unkomplizierte kutane Form

L.-mexicana-Komplex: L. L.* mexicana, L. L. amazoniasis

L.-braziliensis-Komplex: L. V.* braziliensis, L. V. peruvia

L.-guyanensis-Komplex: L. V. guyanensis, L. V. panamensis

L. major L. tropica L. infantum
rezidivierende kutane FormL. V. braziliensisL. tropica
diffuse kutane FormL. L. amazonensis L. L. guyanensisL. aethiopica
post Kala-Azar dermale FormL. L. chagasiL.-donovani-Gruppe: L. donovani, L. infantum

Anhand der Reiseanamnese kann man bereits bestimmte Erreger vermuten. Mithilfe einer PCR lässt sich die Subspezies so weit eingrenzen, dass die Therapieentscheidung leichter fällt, erklärte die Expertin. Derzeit werden die meisten Fälle einer Leishmaniasis von Mallorcatouristen mitgebracht. Auch Süditalien und Südspanien sind häufige Importregionen. Dort ist vor allem L. infantum relevant, das sowohl dermatotrope als auch viszerotrope Formen induzieren kann.  

Eine Lokaltherapie reicht bei einfachen Läsionen der kutanen Leishmaniasis der alten Welt ebenso aus wie bei kutaner Leishmaniasis durch den L.-mexicana-Komplex. Schwangere sollten ebenfalls nur eine lokale Behandlung erhalten. 

Paromomycin-Salbe (Leshcutan®) ist ein in Israel zugelassenes Produkt, gut wirksam, aber mit 500 Euro pro Tube sehr teuer und zudem nicht immer verfügbar, berichtete Prof. von Stebut-Borschitz. Antimon kann periläsional injiziert werden. Weitere Therapiemöglichkeiten sind die Applikation von Imiquimod-Salbe, die oberflächliche Thermo- und photodynamische Therapie, die Lokalexzision kleinerer Herde und die Kryotherapie.  

Keine Lokaltherapie bei komplexen kutanen Läsionen

Systemisch wird mit Miltefosin oral (zugelassen) oder liposomalem Amphotericin B i.v. (off label) behandelt. Dies ist erforderlich bei:

  • viszeraler Leishmaniasis
  • komplexen kutanen Läsionen (> 4 cm große Herde, mehr als drei Läsionen, Lymphangitis, Satelliten, Therapieresistenz)
  • rezidivierenden, disseminierten und diffusen kutanen Verläufen
  • kutaner Leishmaniasis der neuen Welt, also mukokutanen Verlaufsformen; Ausnahme: bei nachgewiesenem L.-mexicana-Komplex

Patienten mit L.-infantum-Infektion würde Prof. von Stebut-Borschitz auch dann systemisch behandeln, wenn eine Immunsuppression aufgrund einer systemischen Steroid-, Biologika- oder Tumortherapie zu erwarten ist. Setzt man sich nur die Abheilung kutaner Läsionen als Ziel, reicht bei L. infantum wahrscheinlich die Lokaltherapie aus. In jedem Fall sollte man den Patientenwunsch in die Entscheidung miteinbeziehen. 

Eine medikamentöse Prophylaxe der Leishmaniasis gibt es bislang nur für Hunde. Was bleibt, sind daher Repellenzien und Moskitonetze zum Schutz vor den nachtaktiven Sandmücken. Ein guter Tipp ist auch, im Hotel ein Zimmer ab dem ersten Stock zu wählen, da die Mücken nur etwa 40 cm hoch fliegen.

* L.L.: Subgenus Leishmania, L.V.: Subgenus Viannia

Quelle: Kongressbericht 130. Kongress der DGIM

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Nach dem Stich einer Sandmücke hat sich eine kutane Leishmaniasis-Läsion gebildet. Nach dem Stich einer Sandmücke hat sich eine kutane Leishmaniasis-Läsion gebildet. © Science Photo Library/ Tanielian, Dr. Harout