Parkinsonpatienten in der Pandemie – Versorgung zwischen Rückschritt und Fortschritt

Friederike Klein

Die Konsultationen per Telefon und Video boomten. (Agenturfoto) Die Konsultationen per Telefon und Video boomten. (Agenturfoto) © iStock/DavorLovincic

Kontaktverbote, Ausgangsbeschränkungen, ausgesetzte Physiotherapie: Für die meisten Parkinsonpatienten bedeutete schon der erste Lockdown ein deutliches Minus an Bewegung. Dafür brachte die Pandemie die virtuelle Sprechstunde voran.

Dass bedingt durch die Coronapandemie die Physiotherapie teilweise pausiert wurde und Parkinsonpatienten isoliert zu Hause blieben, hat ihre körperliche Aktivität stark reduziert. Die Verschlechterung der Erkrankung wurde quasi vorweggenommen, stellte Professor Dr. Claudia Trenkwalder von der Paracelsus-Elena-Klinik in Kassel fest.

Sie beobachtete bei ihren Patienten eine klare Zunahme von motorischen, aber auch nicht-motorischen Symptomen. Kein Wunder, denn das Bewegungstraining ist integraler Bestandteil der multimodalen Therapie bei Morbus Parkinson, betonte die Kollegin. Um die Kranken in Schwung zu bringen oder zu halten, empfiehlt sie, Online-Angebote und Apps für die Bewegungstherapie zu Hause zu nutzen.

Zu Hause in Bewegung

Prof. Trenkwalder verwies auf folgende Webseiten und Apps für die Bewegungstherapie bei Parkinsonpatienten:
  • DVDs der Deutschen Parkinson Vereinigung
  • MOVE-App des Neurologischen Fachkrankenhauses für Bewegungsstörungen/Parkinson Beelitz
  • Videos der Paracelsus-Elena-Klinik Kassel

Der Arztkontakt verlagerte sich im ersten Lockdown 2020 in allen Fachgebieten rasch auf die Telefonsprechstunde. Vom 4. März bis 30. Juni 2020 wurden insgesamt rund 3,1 Millionen ausschließlich telefonische Beratungen abgerechnet.1 Prof. Trenkwalder geht jedoch davon aus, dass die Patienten, die diese Form der Beratung wahrgenommen hatten, wieder den persönlichen Kontakt zum Arzt suchten, sobald dies möglich war. Der Trend zur Videosprechstunde werde aber anhalten, wenn auch in abgeschwächter Form. Vom 4. März bis 30. Juni hatten die Ärzte insgesamt 1,24 Millionen Video­sprechstunden durchgeführt. Im Vorjahreszeitraum lag die Zahl bei wenigen Tausend.1 Erfahrungen aus den USA zeigen, dass Patienten mit Parkinsonerkrankung der Video­sprechstunde in Pandemiezeiten aufgeschlossen gegenüberstehen.2 Der für die hohe Patientenzufriedenheit entscheidende Vorteil ist die Zeit- und Kostenersparnis durch das Wegfallen der An- und Abreise – zumindest im ländlichen Raum auch hierzulande ein wichtiges Argument. Die Videosprechstunde bietet die Chance, einen Eindruck von der Lebenssituation des Patienten und seinen Fähigkeiten und Einschränkungen im Alltag zu erhalten. Nicht alles lässt sich aber per Kamera und Ton ausreichend gut beurteilen: Eine Hypomimie ist rasch zu erfassen, Bradykinese und Tremor der unteren Extremität werden dagegen leicht unterschätzt. Rigor und posturale Stabilität sind gar nicht untersuchbar. Zudem beeinflussen Distanz zur Kamera, Internetqualität sowie Qualität und Position der Kamera erheblich den Eindruck.

Videosprechstunde muss gut vorbereitet sein

Auf Arztseite sind laut Prof. Trenk­walder ein gut ausgeleuchteter Platz für die Videosprechstunde, eine zertifizierte Software, eine Strategie für den Vorab-Technikcheck, z.B. durch die medizinische Fachangestellte, und eine Optimierung des eigenen Systems von Internetanschluss bis Kamera und Mikrofon wichtig. Rezepte, Briefe und Abrechnungen erfolgen wie bisher schriftlich, aber ein Medikamentenplan könne durchaus auch per E-Mail versandt werden.

Quellen:
1. Pressemitteilung Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland
2. Larson DN et al. J Parkinsons Dis 2021; DOI: 10.3233/JPD-202381

Kongressbericht: Parkinson und Bewegungsstörungen – Highlights digital
https://content.iospress.com/articles/journal-of-parkinsons-disease/jpd202381

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Die Konsultationen per Telefon und Video boomten. (Agenturfoto) Die Konsultationen per Telefon und Video boomten. (Agenturfoto) © iStock/DavorLovincic