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Patient mit chronischer Diarrhö: Versuch mit Ballaststoffen wagen
Von chronischer Diarrhö spricht man, wenn die Symptomatik länger als vier Wochen besteht.
In westlichen Ländern steckt meist ein Reizdarmsyndrom dahinter, schreiben Bernd Vohmann und Professor Dr. Jörg C. Hoffmann von der Medizinischen Klinik I am St. Marienkrankenhaus in Ludwigshafen.
Das Leitsymptom Durchfall – aufgrund einer Motilitätsstörung – besteht bei etwa einem Drittel aller Reizdarmpatienten.
Weitere mögliche Ursachen der chronischen Diarrhö sind Maldigestion oder -absorption, Inflammation, Medikamente, hormon produzierende Neoplasien oder faktitielles Auftreten. Die Liste der Differenzialdiagnosen umfasst ein breites Spektrum (s. Tabelle).
Denken Sie auch an Parasiten!Neben der Anamnese (Reisen!) und der körperlichen Untersuchung gehören Stuhl- und Bluttests (HIV, TSH) zur Basisdiagnostik.
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Da die Substanz die Blut-Hirn-Schranke nicht überwindet, sind Befürchtungen über zentrale Wirkungen unbegründet. In einer Studie mit 90 Reizdarmpatienten besserte Loperamid bei etwa einem Drittel Stuhlfrequenz und -konsistenz sowie Bauchkrämpfe.
Gallensäuren führen im Kolon zur chologenen Diarrhö
Beim Gallensäureverlustsyndrom durch gestörte Rückresorption im terminalen Ileum (z.B. nach Resektion, Cholezystektomie) kommt Colestyramin zum Einsatz. Gallensäuren führen im Kolon über osmotische Effekte zur chologenen Diarrhö. Colestyramin ist an Chloridionen gebunden, die durch Gallensäuren ausgetauscht werden. Schätzungen zufolge leidet etwa jeder dritte Reizdarmpatient auch an einem abnormen Gallensäureverlust.
Für Quell-/Ballaststoffe und Probiotika ist die Datenlage nicht einheitlich. Gerade bei Ballaststoffen mit ihrem günstigen Nebenwirkungsspektrum lohnt aber ein Therapieversuch. Bei ihrer Metabolisierung durch Darmbakterien entstehen kurzkettige Fettsäuren mit proabsorptiver Wirkung. Quellstoffe haben zudem gelatierende Effekte. Als Reservemedikament bei schwerer chronischer Diarrhö dient die Tinctura opii. Sie fällt unter das Betäubungsmittelgesetz und wirkt auch zentral.
Spezielle Medikamente bei Chemo-Diarrhö
Octreotid als synthetisches Analogon des körpereigenen Somatostatins bietet bei Durchfällen durch neuroendokrine Tumoren, chemotherapieinduzierter oder refraktärer diabetischer Diarhö eine gute Option. Auch beim Kurzdarmsyndrom hat es sich schon bewährt.
Bei chemotherapiebedingter oder diabetischer Diarrhö sowie Opioidentzug können alphadrenerge Agonisten, in erster Linie Clonidin, als Alternative dienen. Ihr Einsatz ist aber vielfach durch die Blutdrucksenkung limitiert. Die häufig mit dem Durchfall einhergehenden Bauchschmerzen und Blähungen lassen sich durch Spasmolytika bzw. Anticholinergika wie Methyscopolamin günstig beeinflussen.
Bei sachgemäßem Gebrauch lassen sich alle genannten Medikamente auch zur Dauertherapie der chronischen Diarrhö sicher und nebenwirkungsarm einsetzen, betonen die Autoren. Die Kollegen raten jedoch zur initial einschleichenden Dosierung, um einen Ileus zu vermeiden. Und bei Kombination mehrerer Substanzen sollte eine engmaschige Kontrolle – ebenfalls im Hinblick auf einen Darmverschluss – erfolgen.
Quelle: Bernd Vohmann et al., Dtsch Med Wochenschr 2013; 138: 2309-2312
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