Patienten für große Gefäßoperationen vorbereiten und das Ergebnis verbessern

Dr. Barbara Kreutzkamp/Dr. Susanne Gallus

Trotz einer Gefäßerkrankung zu trainieren ist kein Problem, es verbessert sogar womöglich das Outcome. (Agenturfoto) Trotz einer Gefäßerkrankung zu trainieren ist kein Problem, es verbessert sogar womöglich das Outcome. (Agenturfoto) © iStock/DjelicS

Mit der richtigen Vorbereitung gelingt es, die Komplikationsrate nach einer großen Gefäßoperation zu senken. Dabei gibt es drei Baustellen: die Fitness verbessern, den Lebensstil anpassen und vorhandene medizinische Probleme angehen.

Je eher man mit dem Gefäß-OP-Kandidaten vorbereitende Maßnahmen bespricht, desto besser. So sollte zunächst jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten an der körperlichen Fitness arbeiten. Auch wenn es viele Patienten denken: Die Gefäßerkrankung per se ist kein Hindernis für angepasstes Training. Selbst ein abdominelles Aortenaneurysma ist keine absolute Kontraindikation, schreiben Dr. Ruth Benson, Institute of Cancer and Genomic Sciences, University of Birmingham und Kollegen. Je nach Grunderkrankung gibt es Empfehlungen, an denen sich Betroffene orientieren können.

Objektiv bewertet man die Fitness z.B. anhand der maximalen Sauerstoffaufnahme oder der anaeroben Schwelle. Beide korrelieren mit einem postoperativ komplikationsärmeren Verlauf und sollten nach Meinung der Autoren deshalb darüber entscheiden, ob überhaupt operiert wird.

Patienten mit akuten Gefäßleiden sind nicht selten gleichzeitig hyperton. Über Ernährung, Sport und Rauchverzicht kann jeder selbst etwas für den Blutdruck tun. Falls indiziert, sollten Sie aber spätestens ab OP-Überweisung antihypertensiv therapieren. Eine bestimmte Medikation empfehlen die Autoren nicht, allerdings betonen sie, dass nichts mehr gegen den Einsatz von Betablockern spricht.

14 Tage rauchfrei = 41 % weniger Komplikationen

Wenn Sie es schaffen, Ihren Patienten durch Beratung, Nikotinersatztherapie oder Medikamente wie Vareniclin oder Bupropion bis zwei Wochen vor der OP vom Rauchen abzubringen, reduziert das sein Risiko postoperativer Komplikationen um 41 %. Bei COPD bietet es sich an, neben der Rauchentwöhnung auch eine inhalative oder orale Therapie zu starten bzw. einen Pneumologen hinzuzuziehen, während Sie auf den Bericht des Angiologen warten. In eiligen Fällen kann dieser auch direkt überweisen.

Auf jeden Fall aktualisieren sollte man den Medikationsplan gebrechlicher Patienten. So können die Angiologen Wechselwirkungen mit der perioperativen Medikation vermeiden. Außerdem wird dazu geraten bei Gebrechlichen vorher eine Sturzanamnese (bei peripheren Arterienleiden) bzw. kognitive Untersuchung (bei Karotiserkrankungen) durchzuführen. Bereits mit der Überweisung zur OP empfehlen die Experten, Patienten mit Erkrankungen der Karotis bzw. der peripheren Gefäße Clopidogrel zu verordnen, beim abdominellen Aortenaneurysma ist ASS bisher Mittel der Wahl. In Studien mit ischämisch Herzkranken, Diabetikern oder Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit senkte eine Plättchenhemmung die Infarktrate um 34 % und die für andere kardiovaskuläre Ereignisse um 26 %.

LDL-Cholesterin auf unter 70 mg/dl senken

Außerdem sollten Herz-Kreislauf-Kranke etwa einen Monat vor dem Eingriff ein Statin erhalten (z.B. Atorvastatin). Bei bereits bestehender Statin-Therapie werden die Laborwerte gecheckt: Europäische Leitlinien empfehlen einen LDL-Cholesterol-Zielwert von < 70 mg/dl oder bei Werten zwischen 70 und 136 mg/dl eine Reduktion um mehr als 50 %. Stellt man eine Anämie fest, kann das nicht nur auf eine Begleit­erkrankung hinweisen, die Laborwerte sind auch aus einem anderen Grund für den Eingriff relevant: Anämische Patienten benötigen – falls Sie es nicht mehr rechtzeitig behandeln können – intraoperativ mehr Bluttransfusionen und haben 7–8-mal häufiger post­operative Komplikationen, z.B. Herzinfarkt oder Pneumonie.

Quelle: Benson R et al. BMJ 2019; 366: I5002; DOI: doi.org/10.1136/bmj.l5002

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Trotz einer Gefäßerkrankung zu trainieren ist kein Problem, es verbessert sogar womöglich das Outcome. (Agenturfoto) Trotz einer Gefäßerkrankung zu trainieren ist kein Problem, es verbessert sogar womöglich das Outcome. (Agenturfoto) © iStock/DjelicS