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Patienten lebendig einbetoniert
Die Erkrankung, die im Jahr 2000 erstmals beschrieben wurde und die fast ausschließlich Patienten mit Niereninsuffizienz befällt, nachdem sie auf Gadolinium basierende Kontrastmittel erhalten haben, ist höchst unangenehm: eine Haut „wie Holz“, Organe und Muskeln buchstäblich „einbetoniert“, so hatten es Schweizer Kollegen, die die nephrogene systemische Fibrose (NSF) bei zehn Patienten beobachten konnten, formuliert. Mittels histologischer Untersuchungen spürte man das im Kontrastmittel enthaltene Gadolinium u.a. in Fibroblasten und in Kollagenbündeln auf.
Nach klinischen und autoptischen Daten geht man von einer systemischen fibrosierenden Rektion aus, die Haut, Muskeln, Sehnen, Zwerchfell, Hoden, Herzvorhöfe, Lungen und Hirnhäute befällt, präzisierte es Professor Dr. Jan-Christoph Galle von der Klinik für Nephrologie und Dialyseverfahren im Klinikum Lüdenscheid beim Internisten Update. Auch Metallablagerungen (Aluminium, Eisen) wurden gefunden, das Risiko für eine nephrogene systemische Fibrose steigt offenbar bei i.v.-Eisentherapie. Allerdings, betonte Prof. Galle eindringlich, sei die Erkrankung extrem selten: „Warum erzähle ich Ihnen dann davon?“
Es gab eine Art „Hype“ um die NSF, man habe die Bedeutung der Erkrankung aufgebauscht, sodass nun zum Teil große Verunsicherung hinsichtlich bildgebender Diagnostik bei Patienten mit Niereninsuffizienz bestehe. Die größte Gefahr dabei sieht der Experte in einem verstärkten Ausweichen auf jodhaltige Kontrastmittel. Das sei die falsche Reaktion: Denn akutes Nieren-versagen mit schlechter Prognose trete nach der Applikation jodhaltiger Kontrastmittel erheblich häufiger auf. Die nephrogene systemische Fibrose betreffe fast nur niereninsuffiziente Patienten mit GFR < 30 ml/min. Zudem bestehe die Gefahr offenbar nur bei wiederholter Gabe bzw. Applikation größerer Menge von Gadolinium-Kontrastmittel.
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