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Patienten mit Niedrigrisiko-MDS profitieren von Lenalidomid
Die EMA hatte das Fehlen einer Placebogruppe in der Zulassungsstudie bemängelt. Deshalb initiierte eine internationale europäische Studiengruppe die MDS-004 Lenalidomid del5q-Studie, die ersten Ergebnisse wurden jetzt publiziert.
Insgesamt 205 Patienten mit myelodysplastischen Syndromen (MDS IPSS low oder intermediate-1) mit einer Deletion von Chromosom 5q (del5q), die von Erythrozyten-Transfusionen abhängig waren, wurden in drei Arme randomisiert: Sie erhielten entweder Placebo oder eine von zwei Dosierungen von Lenalidomid (entweder 10 mg/d an 21 Tagen oder 5 mg/d an 28 Tagen eines Vier-Wochen-Zyklus).
Transfusionsfreiheit ist ein prognostischer Marker
Nach 16 Wochen war bei fehlender Besserung ein Crossover von Placebo zu Lenalidomid bzw. von der niedrigen zur höheren Dosis gestattet. Primärer Endpunkt war eine Unabhängigkeit von Erythrozyten-Transfusionen, die für mindestens 26 Wochen anhalten musste. Den primären Endpunkt erreichten unter der 10-mg-Dosis von Lenalidomid 56,1 % der Patienten und unter der 5-mg-Dosis 42,6 %, während es in der Placebogruppe lediglich 5,9 % waren (jeweils p < 0,001).
Bei Patienten mit erhöhten Erythropoetin-Werten (> 500 000 IU/ ml) war auch der Unterschied im Ansprechen zwischen den beiden Lenalidomid-Dosierungen mit 76,2 % versus 33,3 % signifikant (Odds Ratio 6,40; p = 0,004). Die mediane Dauer dieser Transfusionsunabhängigkeit ist in den beiden Verumgruppen nach bisher 1,55 Jahren medianer Nachbeobachtungszeit noch nicht erreicht: Bei 60 % bzw. 67 % der Patienten in diesen Studienarmen dauert das Ansprechen an, ohne dass sich bislang eine akute myeloische Leukämie (AML) entwickelt hätte.
Die Hälfte der Patienten in der 10-mg-, aber nur ein Viertel in der 5-mg-Gruppe wies auch eine zytogenetische Remission auf, ein Unterschied, der knapp nicht signifikant ausfiel (p = 0,066). Die 3-Jahres-Überlebensrate für die beiden Lenalidomid-Gruppen zusammen lag bei 56,5 %; ein Unterschied zur Placebogruppe war noch nicht zu erkennen.
Lenalidomid - Transfusionsfreiheit und reduzierte Mortalität?
Die Transfusionsfreiheit war allerdings ein wichtiger prognostischer Marker: In einer multivariaten Analyse hatten die Patienten in den beiden Lenalidomid-Armen, die mindestens acht Wochen lang transfusionsunabhängig waren, ein signifikant reduziertes Mortalitätsrisiko (Hazard Ratio 0,53; p = 0,021) und ein signifikant längeres Überleben ohne Progression zu einer AML (HR 0,58; p = 0,048).
Auch an die Eisenüberladung denken
Höhere Ferritin-Titer, höheres Alter oder mehr Transfusionsbedarf bei Studieneintritt verminderten das AML-freie Überleben signifikant. Auch die Lebensqualität, gemessen mit dem FACT-Anemia-Score, verbesserte sich in beiden Lenalidomid-Armen insbesondere bei den Patienten, die hämatologisch ansprachen, signifikant und andauernd über bis zu 48 Wochen.
Der Immunmodulator war gut verträglich, es traten keine bislang unbekannten Nebenwirkungen auf. Diese Befunde, so die Autoren, sprechen für eine Lenalidomid-Startdosis von 10 mg/d für 21 Tage.
Quelle: Fenaux P et al., Blood 2011; 118: 3765–76.
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