DLBCL: Lenalidomid-Erhaltung bremst Progression

Josef Gulden

Die mikroskopische Aufnahme zeigt angefärbte DLBCL-Zellen in einem Lymphknoten. Die mikroskopische Aufnahme zeigt angefärbte DLBCL-Zellen in einem Lymphknoten. © Wikimedia/Nephron

Das diffus-großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) ist mit einem guten Drittel der Fälle das häufigste Non-Hodgkin-Lymphom. Und es ist auch das am besten heilbare. Dennoch gibt es Raum für Verbesserungen.

Die Drei-Jahres-Raten für progressionsfreies und Gesamt­überleben unter der Standardtherapie mit Rituximab und einer CHOP-Chemotherapie liegen zwischen 60 und 70 % – mit einer deutlich schlechteren Prognose für den Subtyp des activated B-cell-like (ABC) gegenüber dem Germinal Center B-cell-like (GBC) DLBCL.

Die Intensivierung der Therapie – beispielsweise auch eine Erhaltungstherapie mit Rituximab – hat bisher keine Steigerung der Heilungsraten gebracht, sodass weltweit über die Einführung neuer Substanzen in das Standardschema nachgedacht wird. So hat der Immunmodulator Lenalidomid sich alleine oder in Kombination mit Rituximab in der rezidivierten Situation – die bislang mit einer schlechten Prognose assoziiert ist – als wirksam erwiesen.

Lenalidomid besser zur Induktion oder Erhaltung?

Bezüglich der Primärtherapie ist die Frage bisher, ob man Lenalidomid direkt zur Induktionstherapie oder danach als Erhaltungstherapie gibt. Die französische Lymphom-Studiengruppe LYSA hat in Zusammenarbeit mit einigen Gruppen in anderen Ländern letzteres in einer Phase-III-Studie getestet. In dieser bekamen 650 Patienten mit DLBCL, die mit sechs bis acht Zyklen R-CHOP mindestens eine partielle Remission erzielt hatten, randomisiert zwei Jahre lang entweder Lenalidomid (25 mg/d an 21 Tagen eines vierwöchigen Zyklus) oder Placebo. Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben. Nach 39 Monaten Nachbeobachtung war in der Lenalidomid-Gruppe beim progressionsfreien Überleben der Medianwert noch nicht erreicht, während er im Placeboarm 58,9 Monate betrug (Hazard Ratio 0,708; p = 0,01). Dieser Vorteil der Erhaltungstherapie war mehr oder weniger in allen untersuchten Subgruppen zu sehen – unabhängig von Geschlecht, altersadjustiertem International Prognostic Index, Alter, Ansprechen auf die Induktionstherapie oder PET-Status nach der Induktion.

Enttäuschende Ergebnisse zum Gesamtüberleben

Mit einer längeren Nachbeobachtungszeit von median 52 Monaten gibt es auch Daten zum Gesamt-überleben, aber hier zeigt sich mit einer Hazard Ratio von 1,218 (p = 0,26) kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Armen. Die häufigste Nebenwirkung vom Grad 3 oder 4 war eine Neutropenie, die unter Lenalidomid deutlich häufiger war als unter Placebo (56 vs. 22 %); daneben waren auch Hautreaktionen zu sehen (5 vs. 1 %).

Details der Auswertung sowie die Ergebnisse einer anderen Studie, in der Everolimus als Erhaltungstherapie gegeben wurde, zeigen nach Ansicht von Dr. Thomas Witzig von der Mayo Clinic in Rochester, dass offenbar vor allem die Patienten von einer Erhaltung profitieren, die nach der Induktionstherapie noch ein positives PET-Ergebnis aufweisen. Diese Patienten würden nach bisheriger Vorgehensweise, sofern sie dafür fit genug sind, eher eine pla- tinhaltige Salvagetherapie mit autologer Stammzelltransplantation als eine Erhaltungstherapie bekommen.

Integration von Lenalidomid in die Induktion sinnvoller?

Laut Dr. Thomas Witzig, Mayo Clinic, Rochester, geht die Entwicklung bei fitten Patienten derzeit eher in Richtung einer Zugabe von Lenalidomid zur R-CHOP-Induktion (R2CHOP) als zu einer Erhaltungsbehandlung. Das hat unter anderem den Vorteil, dass deutlich mehr Patienten die neue Substanz bekommen würden (in der vorliegenden Studie lag die Dropout-Rate nach Ende der Induktion immerhin bei 29 %). Da der Wirkmechanismus sich sowohl von dem der Chemotherapie als auch von dem von Rituximab unterscheidet, könnte man außerdem synergistische Wirkungen zwischen den einzelnen Therapieprinzipien nutzen, und außerdem ließe die Therapie sich auf die sechs bis acht Zyklen R-CHOP begrenzen. Derzeit laufen zwei Phase-III-Studien, die randomisiert R-CHOP mit oder ohne Lenalidomid miteinander vergleichen; eine davon schließt alle DLBCL-Typen ein, während sich die andere auf den ABC-Subtyp beschränkt. Es ist zu hoffen, so Dr. Witzig, dass der Immunmodulator hierbei neben dem progressionsfreien auch das Gesamtüberleben verlängern wird.

Thieblemont C et al. J Clin Oncol 2017, April 20 [Prepub ahead of print, DOI: 10.1200/JCO.2017.72.6984]

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Die mikroskopische Aufnahme zeigt angefärbte DLBCL-Zellen in einem Lymphknoten. Die mikroskopische Aufnahme zeigt angefärbte DLBCL-Zellen in einem Lymphknoten. © Wikimedia/Nephron