Non-Hodgkin-Lymphom - Zielgerichtete Wirkstoffe und neue Kombinationstherapien bessern die Prognose

Maria Weiß

Burkitt-Lymphom. Burkitt-Lymphom. © wikimedia/Mike Blyth

Non-Hodgkin-Lymphome umfassen eine große Gruppe verschiedener maligner Erkrankungen mit einer Vielfalt von Symptomen und Differenzialdiagnosen. Bessere Einblicke in die Biologie und Genetik der Lymphome haben in jüngster Zeit die therapeutischen Möglichkeiten erweitert.

Grundsätzlich lassen sich Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) in indolente (niedrigmaligne) und aggressive (hochmaligne) Formen unterteilen. Sie stammen von Lymphozyten in den unterschiedlichsten Entwicklungsstadien ab – etwa 85 bis 90 % von B-Zellen, der Rest von T-Zellen oder natürlichen Killer­zellen, schreibt Professor Dr. James O. Armitage aus Omaha.

Zahlreiche Faktoren stehen mit einem erhöhten Risiko für NHL in Zusammenhang. Dazu gehören u.a. Autoimmunerkrankungen und bestimmte virale und bakterielle Krankheiten. So erhöht eine Infektion mit H. pylori das Risiko für MALT-Lymphome, das Epstein-Barr-Virus die Wahrscheinlichkeit für ein Burkitt-Lymphom und Hepatitis C die für ein diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom. Auch Adipositas und Rauchen können das Risiko erhöhen – Sonnenexposition und Alkohol scheinen eher protektiv zu wirken. Inzwischen sind auch genetische Faktoren als Ursache der verschiedenen NHL bekannt.

Non-Hodgkin-Lymphome haben viele Gesichter

Bei den meisten Patienten weisen schmerzlose Lymphknotenschwellungen, potenziell auch Allgemeinsymptome wie Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust, Juckreiz oder Abgeschlagenheit auf die Erkrankung hin. Jedoch sind ebenfalls zahlreiche weitere Symptome je nach Organbeteiligung möglich, die an andere Erkrankungen erinnern.

Grundlage der Diagnose ist immer die Biopsie, die ein erfahrener Hämatopathologe auswertet. Am aussagekräftigsten ist eine Exzi­sionsbiopsie beteiligter Lymphknoten oder Tumoren in anderen Organen. Falls dies nicht praktikabel ist, kann eine Nadelbiopsie mit einer „Cutting Needle“ zum Einsatz kommen, die durch ihre Widerhaken eine größere Gewebeprobe entnimmt. Eine Feinnadelaspiration sollte nicht genutzt werden.

Zur weiteren Diagnostik gehören neben Anamnese und körperlicher Untersuchung, Analyse von Knochenmarks- und Organfunktionen und Bestimmung der Laktadehydrogenase (LDH) im Serum. Bildgebendes Verfahren der Wahl ist das PET-CT. Eingesetzt nach ein bis drei Zyklen Chemotherapie (interim restaging), hilft es außerdem, das weitere Vorgehen zu bestimmen.

Am Ende der Therapie ist das PET-CT für die Bestätigung einer kompletten Remission und Prädiktion des krankheitsfreien Überlebens von Bedeutung. Der “International Prognostic Index“ (IPI) kann ebenfalls Aufschluss über die Prognose bieten (s. Kasten).

International Prognostic Index (IPI)

Risikofaktoren für alle Patienten (0–5 Punkte):
  • Alter über 60 Jahre
  • Serum LDH über dem höchsten Normalwert
  • ECOG-Performance-Status
  • Stadium 3 oder 4
  • Extranodale Beteiligung in zwei oder mehr Regionen
Risikofaktoren für Patienten im Alter bis 60 Jahre (0–3 Punkte):
  • Serum LDH über dem höchsten Normalwert
  • ECOG-Performance-Status
  • Stadium 3 oder 4

Fortschritte bei aggressiver Form durch Rituximab

Bei vielen hochmalignen NHL hat sich die Therapie verbessert, wie beim diffus großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL), dem häufigsten Subtyp der aggressiven Form. Den größten Fortschritt stellte die Ergänzung von Rituximab zur Antrazyklin-haltigen Chemotherapie dar. Die Kombination von Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin, Prednison und Rituximab (CHOP-R) gilt als Standardtherapie. Bei jüngeren Patienten sind intensivere Regimes in Erprobung. Patienten mit lokalisiertem DLBCL haben mit einem Langzeitüberleben von mehr als 80 % eine sehr gute Prognose. Bei gro­ßen Tumormassen und Knochenbeteiligung ist eine Radiotherapie im Anschluss an die Chemotherapie indiziert. Zurzeit wird diskutiert, ob man auch bei diesen Patienten auf die Bestrahlung verzichten kann, wenn das PET-CT nach der Chemo­therapie negativ ist.
Negative Prognose-Parameter bei DLBCL sind:
  • Lymphome mit MYC- und BCL2- oder BCL6-Mutationen
  • hoher IPI-Score
  • männliches Geschlecht (wahrscheinlich wegen schnelleren Rituximab-Metabolismus)
  • Rezidiv nach kompletter Remission bzw. Nichterreichen der Remission unter dem Initialregime
Eine autologe Stammzelltransplantation kann bei Rezidiven oder hohem IPI-Score eine Heilung erreichen. Männer profitieren von einer höheren Rituximab-Dosis, Patienten mit dem aktivierten B-Zell-Subtyp möglicherweise vom B-Zell-Rezeptor-Inhibitor Ibrutinib. Auch die Überlebenszeiten bei geringgradigem follikulärem und Mantelzell-Lymphom haben in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen und die Kombination eines Anti-CD20-Antikörpers mit neuen Substanzen wie Lenalidomid oder Ibrutinib könnte die Therapie in Zukunft vereinfachen.

Quellen: Aus der Fachliteratur
Armitage JO et al. Lancet 2017; online first

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Burkitt-Lymphom. Burkitt-Lymphom. © wikimedia/Mike Blyth
Lymphome in der Magenschleimhaut schreiten meist langsam voran Lymphome in der Magenschleimhaut schreiten meist langsam voran © wikimedia/TexasPathologistMSW
Beim Burkitt-Lymphom vermehren sich die entarteten Lymphozyten extrem schnell. Beim Burkitt-Lymphom vermehren sich die entarteten Lymphozyten extrem schnell. © wikimedia/Mike Blyth