Big-Data für schnellere Therapieinnovationen

Friederike Klein

Data-Mining in der Hämatologie: Aus unzähligen Patienten-Fällen sollen neue Erkenntnisse für die Diagnose und Therapie gewonnen werden. Data-Mining in der Hämatologie: Aus unzähligen Patienten-Fällen sollen neue Erkenntnisse für die Diagnose und Therapie gewonnen werden. © iStock/SusanneB

Im Januar ist das Europäische Netzwerkprojekt HARMONY angelaufen. Es soll – unterstützt von „Big-Data“-Technologien – die Verfügbarkeit neuer Therapien beschleunigen.

Für das HARMONY-Projekt sollen 70.000 Datensätze zu sieben hämatoonkologischen Erkrankungen in elf europäischen Ländern gesammelt werden – klinische Daten ebenso wie Daten aus Biobanken und „Omics“. Diese Datensätze können helfen, rascher als bisher Fragen von Ärzten, Zulassungsbehörden, Gesundheitspolitikern oder Industrie zu klären.

Gerade Patienten mit selteneren Erkrankungen sollen von einer rascheren und dabei dennoch sicheren Medikamentenentwicklung profitieren. Dazu ist geplant, auf bereits bestehende Daten zurückzugreifen, die bislang nicht in einer gemeinsamen Datenbasis verfügbar sind. Die definierten Erkrankungen umfassen:

  • Multiples Myelom,
  • Akute myeloische Leukämie (AML), 
  • Akute lymphatische Leukämie (ALL), 
  • Chronische lymphatische Leukämie (CLL), 
  • Non-Hodgkin-Lymphome (NHL), 
  • Myelodysplastische Syndrome (MDS), 
  • Pädiatrische hämatologische Neo­plasien.

Das erste halbe Jahr seit Start des Projekts ist allerdings erst einmal mit der Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen regulatorischen Bedingungen in den beteilig- ten Ländern vergangen – vor allem bezüglich der Datensicherheit. Aber Professor Dr. Rüdiger Hehlmann, emeritierter Direktor der III. Medizinischen Klinik der Universität Heidelberg, ist optimistisch, dass noch 2017 die eigentliche Datensammlung beginnen kann. „Nehmen Sie daran teil und liefern Sie Daten, sobald die juristischen Erfordernisse geklärt sind“, rief er alle europäischen Kollegen auf.

Vom Labor ans Krankenbett – Beispiel AML

Für AML, CLL und MDS gibt es bereits konkrete Pläne für „Bench-to-Bedside“-Projekte. Für die AML stehen aus unterschiedlichen Quellen zahlreiche Datensätze zur Verfügung, erklärte Professor Dr. Lars Bullinger, Universitätsklinik Ulm, der dort die molekulare Genetik myeloischer Leukämien erforscht.

Geplante Menge von 5000 bis 10.000 Datensätzen zur akuten myeloischen Leukämie

Die AML-Studiengruppe (AMLSG) kann 1500 Datensätze liefern, das britische Medical Research Council ebenso viel beisteuern, die niederländische HOVON-Gruppe noch einmal 1000 und andere europäische Studiengruppen stehen auch bereits mit Daten parat. Daneben gibt es auch öffentliche Registerdaten und Datensätze von Pharmazeutischen Unternehmen, die mit eingepflegt werden sollen. Das lässt die geplante Menge von 5000 bis 10.000 AML-Datensätzen realistisch erscheinen.

HARMONY: Public Private Partnership

51 Partner arbeiten in HARMONY zusammen, Fachgesellschaften wie die European Hematology Association (EHA) oder die European Organisation for Research and Treatment of Cancer (EORTC) ebenso wie regulatorische Behörden wie die Europäische Arzneimittelagentur EMA oder das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittelsicherheit und Medizinprodukte (BfArM), namhafte Universitäten, z.B. aus Ulm, Düsseldorf oder München, und sieben pharmazeutische Unternehmen. Dazu kommen viele weitere assoziierte Länder und Partner – auch Patientenorganisationen. Die Finanzierung des Exzellenznetzwerks erfolgt je zur Hälfte durch die Europäische Union und Industriepartner im Rahmen der „Innovative Medicines Intiative“ (IMI), die ähnliche Projekte auch im Bereich Alzheimer Erkrankung, Prostatakarzinom und kardiovaskuläre Erkrankungen finanziert. 40 Millionen Euro wurden von der IMI für HARMONY für die ersten fünf Jahre zur Verfügung gestellt. www.harmony-alliance.eu/

Aktuell wird ein Pilotplan entwickelt, welche Endpunkte interessieren und wie die Auswertung konkret erfolgen soll. Ziel ist unter anderem die Identifizierung valider Surrogatparameter für das Überleben, die auch von Zulassungsbehörden akzeptiert werden könnten und das Zulassungsverfahren beschleunigen. Gegen Ende diesen Jahres soll ein Weißbuch den Stand der Diskussion zu solchen Endpunkten zusammenfassen und den Startpunkt für weitere Projekte setzen. „HARMONY ist ein langfristiges Projekt“, betonte Prof. Hehlmann. Er warnte davor, bereits in der nächsten Zeit wichtige Ergebnisse zu erwarten. Viele wirklich spannende Antworten würden wahrscheinlich erst nach dem ersten Förderzeitraum von fünf Jahren gegeben werden können.

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Data-Mining in der Hämatologie: Aus unzähligen Patienten-Fällen sollen neue Erkenntnisse für die Diagnose und Therapie gewonnen werden. Data-Mining in der Hämatologie: Aus unzähligen Patienten-Fällen sollen neue Erkenntnisse für die Diagnose und Therapie gewonnen werden. © iStock/SusanneB