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Neuer Standard für junge DLBCL-Patienten mit günstiger Prognose möglich

Niedrigrisiko-Patienten mit diffus großzelligen B-Zell-Lymphomen (DLBCL), die durch einen aaIPI* von 0 und fehlende „bulky disease“ charakterisiert sind, haben unter der Therapie mit sechs Zyklen R-CHOP 21 gemäß MInT-Studie mit einer Drei-Jahres-Rate von 95 % für das progressionsfreie Überleben (PFS) eine exzellente Prognose. In diesem Kollektiv wurde daher in der Phase-III-Studie FLYER geprüft, ob sich durch eine Verringerung der CHOP-Zyklen bei gleicher Effektivität eine reduzierte Toxizität erreichen lässt, erläuterte Dr. Viola Pöschel, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar.
Aufgenommen wurden 592 Patienten zwischen 18 und 60 Jahren mit aggressiven B-Zell-Lymphomen (Stadium I/II) ohne „bulky disease“ (max. Tumordurchmesser < 7,5 cm) und einem aaIPI von 0. Sie wurden randomisiert der Standard-Erstlinientherapie mit sechs Zyklen R-CHOP 21 oder dem experimentellen Arm mit nur vier Zyklen R-CHOP 21 gefolgt von zwei weiteren Rituximab-Infusionen an Tag 85 und 106 zugeteilt.
Keine signifikanten Unterschiede im Überleben
Beim primären Endpunkt PFS war die verkürzte Chemo dem Standard nach einem medianen Follow-up von 66 Monaten nicht unterlegen: Die Drei-Jahres-Rate des PFS war mit 94 % bei den mit sechs Zyklen und 96 % bei den mit vier Zyklen behandelten Patienten ähnlich (p = 0,760). Für das ereignisfreie Überleben war die Rate mit je 89 % in beiden Armen identisch. Auch das Gesamtüberleben unterschied sich mit 98 % im Standard- und 99 % im experimentellen Arm nicht signifikant (p = 0,655). „Man kann Patienten also zwei Chemotherapiezyklen ohne Wirkverlust ersparen“, kommentierte Dr. Pöschel.
Wie erhofft, ergaben sich bei verkürzter Chemotherapie zudem deutliche Vorteile in Hinblick auf die (nicht-)hämatologische Toxizität: Die Raten an Leukozytopenien und Anämien waren um rund ein Drittel niedriger als im Standardarm. Auch Parästhesien, Übelkeit, Erbrechen, Infektionen und Mukositis waren um etwa ein Drittel reduziert. Die FLYER-Teilnehmer werden nun noch weitere fünf Jahre nachbeobachtet, um feststellen zu können, ob auch Spättoxizitäten seltener auftreten.
„Mit der reduzierten Toxizität haben Patienten einen erheblichen Benefit“, so die Expertin. Ihrer Meinung nach sollte das deeskalierte Regime bei prognostisch günstigen jungen DLBCL-Patienten neuer Erstlinienstandard werden.
Unmittelbarer Einfluss auf die klinische Praxis
Laut dem Moderator der offiziellen ASH-Pressekonferenz, Professor Dr. David Steensma vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston, werden die FLYER-Ergebnisse unmittelbaren Einfluss auf die klinische Praxis haben. Für das in der Studie untersuchte gut definierte Patientenkollektiv sei die verkürzte Therapie dank der verbesserten Verträglichkeit eine große Erleichterung, so der Hämatologe.
* altersadjustierter International Prognostic Index
Quelle: Poeschel V et al. ASH 2018; Abstract #781
ASH-Jahrestagung 2018
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