Reduzierte Immunchemotherapie bestätigt

Josef Gulden

Das Auftreten sehr später Rezidive verdeutlicht die Notwendigkeit für eine langfristige Nachverfolgung auch der Personen mit prinzipiell guter Prognose. (Agenturfoto) Das Auftreten sehr später Rezidive verdeutlicht die Notwendigkeit für eine langfristige Nachverfolgung auch der Personen mit prinzipiell guter Prognose. (Agenturfoto) © iStock/KatarzynaBialasiewicz

Statt sechs Zyklen R-CHOP nur vier: So lassen sich auch beim diffus-großzelligen B-Zell-Lymphom mit niedrigem Risiko Toxizitäten reduzieren, ohne dass es sich negativ auf die Prognose auswirkt. Voraussetzung: eine negative frühe PET.

Als Erstlinientherapie für das diffus-großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) wurde vor beinahe 20 Jahren die Immunchemotherapie mit R-CHOP* etabliert. In der Zwischenzeit hat man sich um eine gewisse Individualisierung bemüht: Beispielsweise konnte die deutsche Studiengruppe für hochmaligne Non-Hodgkin-Lymphome (DSHNHL) in ihrer FLYER-Studie belegen, dass bei maximal 60-Jährigen ohne Risikofaktoren gemäß dem altersadjustierten International Prognostic Index (aaIPI­ = 0) vier Zyklen R-CHOP genauso wirksam sind wie sechs. Die französisch-belgische LYSA-Studiengruppe bestätigt diesen Befund nun in ihrer Phase-3-Studie LNH 09-1B.

Die französischen Kollegen beziehen sich auf Befunde, wonach bei Patienten mit DLBCL und mindestens einem Risikofaktor (aaIPI ≥ 1) eine frühe PET zur Therapiesteuerung genutzt werden sollte. Wie Dr. ­Serge Bologna­, Clinic Louis Pasteur, Nancy, berichtete, nahmen an LNH 09-1B 650 Patienten mit neu diagnostiziertem DLBCL im Stadium I–II im Alter zwischen 18 und 80 Jahren teil. Sie hatten eine normale Laktatdehydrogenase, einen ECOG-Performancestatus von 0 oder 1 sowie einen aaIPI von 0. Etwas mehr als die Hälfte wiesen eine extranodale Lokalisation von Lymphomen auf.

Standardgruppe erhielt volle sechs Zyklen

Alle Patienten wurden nach den ersten beiden Zyklen R-CHOP mittels PET untersucht. Die Standardgruppe erhielt volle sechs Zyklen. Das galt auch für Patienten in der experimentellen Gruppe, wenn das frühe PET positiv ausfiel – auch wenn ein zweites PET nach vier Zyklen eine komplette metabolische Remission, d.h. einen Deauville-Score von maximal 3, ergab. Wer nach vier Zyklen noch immer ein positives PET hatte, erhielt wie im Standardarm eine Salvagetherapie. War das frühe PET jedoch negativ, wurde das Regime auf vier Zyklen reduziert.

Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von gut fünf Jahren waren Progression oder Tod bei 13,4 % der Patienten zu verzeichnen. Die progressionsfreie Überlebensrate nach drei Jahren betrug in der Kontrolle 89,2 % und im Prüfarm 92,0 %. Damit konnten die Forscher eine Nicht-Unterlegenheit des experimentellen Protokolls nachweisen mit einer Hazard Ratio von 0,724 (p < 0,0001 im Com-Nougue-Test).

Die französischen Kollegen testeten die Resultate auch auf eine Überlegenheit des experimentellen Arms. Hier bestand keine Signifikanz (p = 0,0702). In der Subgruppenanalyse war bei den über 60-Jährigen das experimentelle Protokoll immerhin formal signifikant besser mit einem progressionsfreien Überleben (PFS) nach drei Jahren von 91,7 % vs. 86,3 % (p = 0,0359). In puncto Gesamtüberleben gab es nach drei Jahren keine signifikanten Unterschiede.

Langfristige Nachverfolgung nötig

Es kam zu einem toxischen Todesfall im Standardarm. Ein Rezidiv erlitten 69 Patienten, und zwar nach median 25,9 Monaten. In einzelnen Fällen konnte es aber nach mehr als sechs Jahren auftreten.

Unabhängig vom Alter, so Dr. ­Bologna, bieten sich vier Zyklen R-CHOP als Standard beim frühen DLBCL mit guter Prognose an, wenn eine frühe PET nach zwei Zyklen negativ ausfällt. Das Auftreten sehr später Rezidive verdeutlicht die Notwendigkeit für eine langfristige Nachverfolgung auch der Personen mit prinzipiell guter Prognose. Wie die Diskussion des Vortrags verdeutlichte, gilt der FLYER-Ansatz der reduzierten Immunchemotherapie damit als eine Option für alle Patienten mit Niedrigrisiko-DLBCL unabhängig vom Alter, sofern eine PET das frühe Ansprechen nachweist.

* Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin, Predniso(lo)n

Quelle: Bologna S et al. 16. International Conference on Malignant Lymphoma (virtuell); Abstract 005

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Das Auftreten sehr später Rezidive verdeutlicht die Notwendigkeit für eine langfristige Nachverfolgung auch der Personen mit prinzipiell guter Prognose. (Agenturfoto) Das Auftreten sehr später Rezidive verdeutlicht die Notwendigkeit für eine langfristige Nachverfolgung auch der Personen mit prinzipiell guter Prognose. (Agenturfoto) © iStock/KatarzynaBialasiewicz