Pestizidexposition: Geringere Wirkung der Immunchemo beim DLBCL
Die International Agency for Research on Cancer (IARC) der Weltgesundheitsorganisation hat kürzlich drei Pestizide als karzinogen eingestuft. Darüber hinaus sind kumulative Effekte von Fungiziden, Insektiziden und Herbiziden, wie sie in der konventionellen Landwirtschaft in großem Maßstab eingesetzt werden, wahrscheinlich. Allerdings sind diese noch nicht gut charakterisiert. Französische Kollegen fokussierten in ihrer Studie nun darauf, wie sich Pestizide auf die Therapie beim diffus-großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) auswirken. Die Standardbehandlung besteht hier in einer Immunchemotherapie mit einem CD20-Antikörper und einer anthrazyklinhaltigen Chemotherapie. Damit lassen sich hohe Heilungsraten erzielen, jedoch haben primär refraktäre Patienten eine ausgesprochen schlechte Prognose.
Die Hypothese
Kein Einfluss auf klinische und biologische Charakteristika
Die Hämatologen selektierten 244 Personen aus einer Kohorte mit DLBCL-Patienten, für die ein mindestens zweijähriges Follow-up verfügbar war sowie detaillierte Daten zur Pestizidexposition vorlagen. 67 von ihnen (27,4 %) wiesen eine berufliche Exposition gegenüber Pestiziden auf, die bei 38 speziell durch eine Beschäftigung in der Landwirtschaft bedingt war. Die berufliche Exposition hatte keinen Einfluss auf klinische oder biologische Charakteristika der Erkrankung bei Diagnose, sehr wohl aber auf die Wirksamkeit der Therapie:- Ein Therapieversagen* war bei beruflich exponierten Patienten mit 22,4 % doppelt so häufig wie bei den übrigen mit 11,7 % (p = 0,03; OR nach Adjustierung für Störfaktoren 3,0; 95%-KI 1,3–6,9). Bei den in der Landwirtschaft tätigen Patienten war die Versagensrate mit 29,0 % noch höher (OR 5,1).
- Der Effekt war auch beim ereignisfreien Überleben nach zwei Jahren sichtbar, wo die exponierten Patienten mit 70 vs. 82 % signifikant schlechter abschnitten (adjustierte HR 2,2; 95%-KI 1,3–3,9). Wieder war der Unterschied bei den in der Landwirtschaft Tätigen mit 56 vs. 83 % noch ausgeprägter (HR 3,5; 95%-KI 1,9–6,5).
- Nicht zuletzt wirkte sich der Einfluss der Pestizide zumindest bei den beruflich in der Landwirtschaft Beschäftigten auch beim Gesamtüberleben aus: Bei ihnen war die Rate nach zwei Jahren mit 81 vs. 92 % deutlich geringer (HR 3,9; 95%-KI 1,5–10,0).
* Verfehlen einer Komplettremission unter der Immunchemotherapie oder eine Unterbrechung der Behandlung aufgrund von Toxizitäten
Quelle: Lamure S et al. JAMA Netw Open 2019; 2: e192093