Glyphosat: gesundheitliche Folgen können bis zu den Urenkeln reichen
Glyphosat ist das weltweit am weitesten verbreitete Unkrautvernichtungsmittel und umstritten wie kaum eine andere Substanz. Nun könnte die Diskussion um die gesundheitlichen Auswirkungen des Herbizids durch eine aktuelle Studie der Washington State University weiter befeuert werden. Diese kam zu dem Ergebnis, dass das unter dem Namen „Roundup“ verkaufte Mittel offenbar das Erbgut der Nachkommen schädigt – zumindest im Laborversuch mit trächtigen Ratten.
Auswirkungen einer geringen Dosis untersucht
Das Wissenschaftlerteam um Deepika Kubsad vom Center for Reproductive Biology spritzte den trächtigen Nagetieren zwischen dem 8. und 14. Tag der Gravidität täglich kleine Mengen Glyphosat (25 mg pro kg Körpergewicht, das ist die Hälfte der Dosis, bei der noch keine nachteiligen Auswirkungen zu erwarten sind) in die Bauchdecke und untersuchte die Tiere nach einem Jahr auf Krankheiten.
Das Herbizid sorgt offenbar für epigenetische Veränderungen
Die Ergebnisse verglichen die Forscher mit denen einer Kontrollgruppe, die nicht in Kontakt mit dem Herbizid gekommen war. Weder die mit Glyphosat behandelten Ratten (F0-Generation) noch die Tiere der Kontrollgruppe wiesen nennenswerte gesundheitliche Schäden auf. Auch bei den Nachkommen der ersten Generation (F1) lieferten die Untersuchungen unauffällige Resultate.
Völlig anders verhielt es sich mit den Folgegenerationen (F2 und F3), also den Enkeln und Urenkeln der Glyphosat-Ratten. Während die Tiere der zweiten Generation signifikant häufiger unter Erkrankungen der Hoden, der Eierstöcke und der Brustdrüse sowie an Fettleibigkeit litten, wiesen die Männchen der dritten Generation vermehrt krankhafte Veränderungen der Prostata (30 %) und die Weibchen die der Nieren (40 %) auf. Nahezu ein Drittel der trächtigen Ratten der F2-Generation starb an vorgeburtlichen Komplikationen. Vermutlich führt das Mittel zur Unkrautvernichtung zu epigenetischen Modifikationen (vor allem Methylierung der DNA), die via Eizelle oder Spermien an die Nachkommen vererbt werden, so die Autoren.
Quelle: Kubsad D et al. Sci Rep 2019; 9: 6372