Welche giftigen Pflanzen wachsen in Ihrem Garten?
Der beste Schutz vor Vergiftungen ist eine gute, sichere Pflanzenkenntnis, meint Professor Dr. Ursula Stephan vom Gefahrstoffbüro Prof. Stephan und Dr. Strobel in Halle an der Saale. Sie erklärt, welche Gefahren uns in unseren Gärten so blühen:
Seidelbast (Daphne spec.):
Besonders mezereinhaltig sind die roten Beeren. Werden sie gegessen, brennen Mund und Lippen, starker Durst kommt auf, die Körpertemperatur steigt, der Puls rast, die Nieren werden geschädigt. Auf der Haut können sich Blasen und Geschwüre bilden. Die letale Dosis für Kinder beträgt 10–12 Beeren. Aus der gleichen Familie und ebenso giftig: Stein- und Heideröschen.
Butterblume/Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris):
Mit dem gelben Wiesenblümchen haben sich Menschen umgebracht, die Wurzeln oder den Pflanzensaft zu sich genommen haben. Vergiftungserscheinungen sind Brennen im Mund, Magenschmerzen, Krämpfe, Bradykardie und Atemnot.
Zaunrübe (Bryonia spec.):
Die Toxine in diesem Kürbisgewächs wirken in hohen Dosen zentral lähmend. Nach Hautkontakt enstehen erst Rötungen, dann Entzündungen mit Nekrosen und Ulzera. Bereits 15 Beeren sind für Kinder tödlich. Die Früchte werden als Abführ- und Abtreibemittel missbraucht.
Besenginster (Cytisus scoparius):
Spartein wirkt auf das ZNS zuerst erregend, dann lähmend. Es kann zum Herzstillstand kommen.
Osterglocke/Narzisse (Narcissus spec.):
Die toxischen Alkaloide gehen bei Schnittblumen auch ins Wasser über. Lokale Reaktion ist die „Narzissendermatitis“. Zudem ist es schon vorgekommen, dass die Zwiebeln mit Speisezwiebeln verwechselt wurden. Die Folgen: Erbrechen, Durchfall, Schock, ggf. auch Benommenheit, Lähmungen und Kollaps.
Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus):
Erst 12–16 Stunden nach Aufnahme der knallig pink-orangenen Früchte reagieren Patienten mit wässrigen, teils blutigen Durchfällen, Hyperthermie und Schläfrigkeit im Wechsel mit motorischer Unruhe. Eine 7-Jährige wurde durch nur zwei Fruchtkapseln schwer vergiftet. Bei Überlebenden resultieren Nieren- und Leberschäden.
Christrose/Schwarzer Nieswurz (Helleborus niger):
Drei Samenkapseln reichen für eine schwere Intoxikation aus, mit u.a. Gefäßkrämpfen, Atemnot, brennendem Durst und Herzrhythmusstörungen. Jedoch enthalten alle Teile des Winterblühers Toxine.
Liguster (Ligustrum vulgare):
Es sind Kinder gestorben, nachdem sie die Beeren des weiß blühenden Ziergehölzes gegessen haben.
Lebensbaum (Thuja spec.):
Bei Hautkontakt treten Ekzeme und Hautreizungen auf, nach oraler Aufnahme Übelkeit, Krämpfe und Durchfälle, zudem Ödeme, Leber- und Nierenschäden. Thujone lähmen das zentrale Nervensystem. Tees aus den Zweigen werden missbräuchlich als Abortivum verwendet.
Wolfsmilch (Euphorbia spec.):
Der milchige Pflanzensaft kann im Auge schwere Bindehautentzündungen hervorrufen, auf der Haut Blasen und Ulzera. Systemisch kommt es zu Mydriasis, Schwindel, Delir, Krämpfen und Kreislaufkollaps. Der potenzielle Tod tritt nach 2–3 Tagen ein.
Quelle: Stephan U. internistische praxis 2018; 59: 533-551
Weitere Klassiker unter den teils sehr starken Giftpflanzen
- Herbstzeitlose (Colchicum autumnale)
- Eibe (Taxus baccata)
- Maiglöckchen (Convallaria majalis)
- Goldregen (Laburnum anagyroides)
- Schlafmohn (Papaver somniferum)
- Gemeiner Stechapfel (Datura stramonium)
- Stechpalme (Ilex aquifolium)
- Engelstrompete (Datura suaveolens)
- Schwarze Tollkirsche (Atropa belladona)
- Wunderbaum/Christuspalme (Ricinus communis)
- Schöllkraut (Chelidonium majus)
- Schwarzer Nachtschatten (Solanum nigrum)
- Fingerhut (Digitalis spec.)
- Blauer Eisenhut (Aconitum napellus)
Quelle: Stephan U. internistische praxis 2018; 59: 533-551.