Biss der Europäischen Hornotter Lieber nicht mit nackten Füßen
In Sandalen wandern zu gehen, ist keine gute Idee, schon gar nicht in Südeuropa, wie eine 66-Jährige erfahren musste. Als sie mit einer Freundin in der Nähe von Grosseto in der Toskana unterwegs war, spürte sie plötzlich einen stechenden Schmerz und bemerkte eine leicht blutende Wunde an der rechten Ferse. Die Frau wanderte weiter, doch nach etwa einer Viertelstunde wurde ihr übel und schwindelig. Sie kollabierte und fiel ins Koma. Weiterhin bewusstlos und von dem ins Wandergebiet eingeflogenen Notarzt intubiert, wurde sie ins Krankenhaus von Grosseto eingeliefert. Dort war die Patientin sehr hypoton und zeigte eine disseminierte intravasale Gerinnung.
Die Wunde an der Ferse imponierte wie ein Schlangenbiss, weshalb die Klinikärzte polyvalentes Antiserum europäischer Schlangentoxine applizierten. Das allerdings kam zu spät, denn das Toxin hatte bereits eine Kreislaufdepression und diese wiederum eine hypoxische Hirnschädigung mit Grenzzoneninfarkten verursacht. Die nach wie vor komatöse Patientin wurde mit positiven Pyramidenbahnzeichen und Hirnstammreflexen nach Deutschland ins Klinikum Nürnberg geflogen, wo sie im Verlauf von knapp drei Wochen leichte Fortschritte machte.
Am Tag der Verlegung in die Reha zeigte die Frau erstmals gezielte Reaktionen, was Prof. Dr. Frank Erbguth von der Klinik für Neurologie am Klinikum Nürnberg, auf eine weitere positive Entwicklung hoffen lässt.
Die Hornotter ist die giftigste Schlange Europas
Die Schlange, die die Patientin gebissen hatte, war eine Europäische Hornotter, bei der es sich eigentlich um eine Viper handelt. Andere Bezeichnungen für das Reptil sind daher Sand- oder Hornviper. Sie ist die giftigste europäische Schlange und kommt in Südeuropa vor. Ihr Toxin wirkt lokal nekrotisch, systemisch kardio- bzw. kreislaufdepressiv sowie gering neurotoxisch und verursacht eine disseminierte intravasale Gerinnung. Erhebungen zufolge sterben bis zu 5 % der Erwachsenen, die von einer Hornotter gebissen werden. Nach Aussage von Experten ist diese Rate aber einer inadäquaten Versorgung geschuldet, berichtete Prof. Erbguth.
Quelle: 94. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie - Live. Interaktiv. Digital