Lässt sich eine Systemreaktion auf Bienen- oder Wespengift vorhersagen?
Um zu klären, ob sich eine gesteigerte lokale Reaktion auf einen Bienen- oder Wespenstich immunologisch von einer systemischen Antwort auf das Insektengift unterscheiden lässt, wertete ein Wissenschaftlerteam die Daten von 620 Patienten aus. Die eine Hälfte litt unter einer gesteigerten Lokalreaktion mit ausgeprägter Schwellung, die andere hatte in der Vergangenheit eine systemische Reaktion auf einen Hymenopterenstich gezeigt. Von zentraler Bedeutung für die Systemreaktion sind spezifische Insektengift-IgE (sIgE).
Kein Unterschied im spezifischen IgE
Zwischen den beiden Kollektiven zeigten sich im CAP*-Test nur geringe Unterschiede, wie die Autoren um Patrik Tripolt von der Medizinischen Universität Graz berichten. Von den Gestochenen mit gesteigerten Lokalreaktionen auf das Insektengift waren zwar 80,7 % sIgE-positiv, von denen mit systemischen Stichreaktionen 95,2 %. Jedoch unterschieden sich die Medianwerte des spezifischen IgE für Bienengift und Wespengift und das Gesamt-IgE nicht zwischen den beiden Gruppen.
Die Autoren sehen daher in der Bestimmung spezifischer IgE kein passendes Verfahren, um immunologisch zwischen Lokalreaktion und systemischer Stichreaktion unterscheiden zu können. Die Antwort auf künftige Bienen- oder Wespenstiche sei nicht vorhersehbar.
Die Behandlung der bis zu einer Woche andauernden Schwellungen erfolgt mit oralen Antihistaminika und topischen Kortikoiden, bei Ausweitung der Ödeme ggf. zusätzlich mit oralen Kortikoiden, erläutern die Kollegen. Die Verordnung eines Adrenalin-Autoinjektors bei gesteigerten Lokalreaktionen werde allgemein nicht empfohlen. Eine Hyposensibilisierung per subkutaner Immuntherapie könne sinnvoll sein, vor allem bei häufigeren Stichen und der Neigung zu lang anhaltenden und heftigen Immunantworten.
* Carrier-Polymer-System
Quelle: Tripolt P et al. PLoS One 2020; 15: e0231747; DOI: 10.1371/journal.pone.0231747