Nierenversagen Einheimische Honigbienen attackierten Imker

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Die renale Schädigung mit akuter Tubulusnekrose entsteht durch Schockzustand, Rhabdomyolyse, intravaskuläre Hämolyse und direkte Nephrotoxizität. Die renale Schädigung mit akuter Tubulusnekrose entsteht durch Schockzustand, Rhabdomyolyse, intravaskuläre Hämolyse und direkte Nephrotoxizität. © SewcreamStudio – stock.adobe.com

Bienenstiche können die Nierentubuli in arge Bedrängnis bringen. Neben der direkten Toxizität des Bienengifts sind die durch multiple Stiche ausgelösten Vorgänge wie Rhabdomyolyse, Schock und intravaskuläre Hämolyse fatal für die Niere.

Multiple Bienenstiche können schwere toxische Reaktionen auslösen bis zum akuten Nierenversagen. Ein Beispiel schildern Schweizer Kollegen. Ein 73-jähriger Imker war in seinem Bienenhaus gestürzt, nachdem er seine Oberschenkelprothese verloren hatte. Die Insekten attackierten ihn mit zahlreichen Stichen am gesamten Körper, sogar enoral, endonasal und in den Ohren. Nur mit knapper Not konnte der Mann noch die Ambulanz benachrichtigen. Der Rettungsdienst fand ihn wach, hypotensiv bei normaler Herzfrequenz und mit normaler Sauerstoffsättigung. Unter dem Verdacht auf eine allergische Reaktion wurde der Patient entsprechend behandelt, so Isabel Hofer und Kollegen vom Spital Region Oberaargau in Langenthal.

Im Schockraum fielen massive Schwellungen der Augenlider und Lippen auf. Überall fanden sich Stacheln, selbst in Mund, Nase und Ohren. Es wurden insgesamt 1.574 Stiche gezählt. Innerhalb von 48 Stunden entwickelte sich ein akutes Nierenversagen mit einem Kreatininanstieg von 0,70 auf 2,36 mg/dl. Die Transaminasen waren deutlich erhöht (AST 578 µmol/l), die Kreatinkinase lag bei > 26.000 U/l. Die Urinanalyse ergab das typische Bild einer Myoglobinurie.

Der Senior wurde auf der Intensivstation überwacht. Die Rhabdomyolyse behandelten die Ärzte mit hoher Volumengabe und Natriumbikarbonatlösung zur Urinalkalisierung, eine Hämodialyse war nicht erforderlich. Bis zur Entlassung hatten sich die Nierenretentionswerte normalisiert.

Bienengift greift die Nieren auch direkt an

Die renale Schädigung mit akuter Tubulusnekrose entsteht durch Schockzustand, Rhabdomyolyse, intravaskuläre Hämolyse und direkte Nephrotoxizität. Bei multiplen Bienenstichen (ab 50 bei Erwachsenen) empfehlen die Autoren eine stationäre Einweisung. Die Vergiftung macht sich primär oft mit unspezifischen Symptomen wie Schwäche, Myalgien, Nausea, Erbrechen und Diarrhö bemerkbar. Neben der Niereninsuffizienz können disseminierte intravasale Gerinnung, Hämolyse und akutes Leberversagen auftreten. Ebenfalls möglich sind Myokardinfarkt, Thrombozytopenie und Krampfanfälle.

Quelle: Hofer IM. Swiss Med Forum 2023; 23: 1131-1133; DOI: 10.4414/smf.2023.09113