Wespengiftallergie Relevante Sensibilisierung an Details erkennen
Dr. Kristin aufm Kampe vom Lungen- und Allergiezentrum Bonn stellte den Fall eines 56-jährigen Patienten vor. Wenige Sekunden nach einem Wespenstich hatte er ein Kribbeln verspürt, zunächst am Kopf und dann am ganzen Körper. Was danach passiert sei, wisse er nicht, berichtete der Mann. Tatsächlich hatte der Notarzt einen anaphylaktischen Schock protokolliert und ihn in die Klinik gebracht. Auf der Intensivstation wieder erwacht gab der Patient an, dass ihm Ähnliches schon einmal passiert sei. Damals habe er sich einfach hingelegt und kurz geschlafen. Der Hausarzt habe ihm vorsichtshalber einen Adrenalinpen verordnet, eine Allergietestung aber nicht für nötig befunden.
Die Klinikärzte sahen das jedoch völlig anders. Da ihnen ein Prick-Test aktuell zu riskant erschien, veranlassten sie zunächst Laboruntersuchungen. Diese ergaben ein sehr niedriges Gesamt-IgE (5,46 kU/l) und einen hochnormalen Tryptasewert von 7,74 µg/l. Das spezifische IgE für Biene war ebenfalls unauffällig. Für Wespe zeigte sich ein geringfügig erhöhter Wert (0,33 kUA/l), der aber noch in der CAP-Klasse 0 lag. Er beruhte hauptsächlich auf dem Major-Allergen rVes v5 (0,32 kUA/l). Bei insgesamt niedrigem Gesamt-IgE schlug dieses anteilig stark zu Buche, sodass sich für den Patienten ein IgE-Quotient von 6 % ergab.
Basophilen-Test erfordert frisches EDTA-Vollblut
Darüber hinaus ließen die Ärzte einen Basophilen-Aktivierungstest (BAT) durchführen. Dieser erfasst mithilfe der Durchflusszytometrie das Ausmaß der basophilen Degranulation nach Stimulation durch ein Allergen. Zwingend nötig für diesen Test ist frisches EDTA-Vollblut. Das Allergen wird in verschiedenen Konzentrationen zugegeben. Der BAT eignet sich nicht nur zur Bestätigung einer Allergie, sondern auch zur Überwachung des Therapieansprechens, etwa anstelle einer Stichprovokation, sagte die Kollegin.
Das Ergebnis des BAT war wiederum negativ, weder auf Biene noch auf Wespe fand sich eine Sensibilisierung. Der unauffällige Wespenbefund könnte daran liegen, dass der BAT vor allem für Wespe eine geringe Sensibilität und Spezifität aufweist (85 % bzw. 83 %), erklärte Dr. aufm Kampe. Es gebe jedoch kasuistische Berichte, dass ein BAT mit rVes v5 statt mit Gesamtextrakt zuverlässiger sei. Dieses Vorgehen habe in einem ähnlich gelagerten Fall zu einer deutlich höheren Aktivität der Basophilen geführt. „Unter Verwendung des rekombinanten Allergens rVes v5 kann die Spezifität und Sensitivität des BAT-Tests offensichtlich deutlich gesteigert werden.“
Trotz anfänglicher Bedenken führten die Ärzte bei dem 56-Jährigen schließlich doch eine Hauttestung durch. Die Prick-Tests auf Biene und Wespe waren negativ, ebenso der intrakutane Test auf Biene.
Intrakutantest brachte Bestätigung
Nur beim Intrakutantest auf Wespe entwickelte der Patient bei einer Verdünnung von 1:1.000 eine 2 mm große Quaddel und spürte wieder das bekannte Kribbelgefühl am Kopf plus leichte Hitzewallungen. „Er blieb nach wie vor ganz gelassen, insofern glaube ich es ihm“, kommentierte Dr. aufm Kampe. Schließlich entschieden sich die Ärzte dafür, dem Mann eine Hyposensibilisierung im stationären Setting anzubieten.
Quelle: 63. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin