Erdnussallergie: Erfolg der oralen Desensibilisierung nicht von Dauer

Autor: Dr. Judith Lorenz

Am sichersten ist immer noch das komplette Vermeiden von Erdnüssen. Am sichersten ist immer noch das komplette Vermeiden von Erdnüssen. © iStock/Fertnig

Die meisten Erdnuss­allergiker vertragen nach einer oralen Desensibilisierung Erdnussprodukte zunächst deutlich besser. Diese Schutzwirkung verschwindet allerdings, sobald die Allergenzufuhr unterbrochen oder auch nur reduziert wird.

Als die gefährlichste Nahrungs­mittel­allergie gilt die Erdnussallergie. Denn in schweren Fällen können bereits geringste Allergenmengen lebensgefährliche Anaphylaxien hervorrufen, erläutern Professor Dr. R. Sharon Chinthrajah­ vom Sean N. Parker Center for Allergy and Asthma Research an der Stanford University in Kalifornien und Kollegen. Außer einer strikten Allergenkarenz existieren bislang kaum wirksame Behandlungsalternativen. Nun prüften die Forscher, ob die Betroffenen nachhaltig von einer oralen Desensibilisierung profitieren.

Die Wissenschaftler behandelten 95 Erdnussallergiker im Alter zwischen 7 und 55 Jahren über zwei Jahre hinweg oral mit hoch dosiertem Erdnussprotein. Nach diesem Zeitraum bestanden 80 Allergiker (84 %) einen standardisierten Provokationstest. Im folgenden Jahr erhielten 35 Patienten täglich eine geringere Allergendosis, bei 60 wurde die Desensibilisierung beendet. Anschließend tolerierten nur noch 37 % der mit reduzierter Dosis weiterbehandelten Patienten sowie 13 % der Personen, die die Allergenzufuhr beendet hatten, die Erdnussexposition.

Trotz des anfangs meist guten Ansprechens auf die Desensibilisierungsbehandlung sind die Langzeitergebnisse enttäuschend, schreibt Professor Dr. Ronald van Ree von der Abteilung für Experimentelle Immunologie und der Abteilung für Otorhinolaryngologie an der Universität Amsterdam.

Hochrisikopatienten wurden von der Studie ausgeschlossen

Eine dauerhafte Allergentoleranz scheint – bei erheblichem Nebenwirkungspotenzial der Behandlung – nicht die Regel, sondern die Ausnahme zu sein. Er gibt ferner zu bedenken, dass Patienten mit hohem Anaphylaxierisiko von vornherein von der Studienteilnahme ausgeschlossen waren. Gerade sie würden jedoch am stärksten von einer Desensibilisierung profitieren. Seiner Ansicht nach muss nun geprüft werden, ob subkutane Immuntherapien für diese Risikopatienten eine effektive und sichere Alternative darstellen.

1. Chinthrajah RS et al. Lancet 2019; online first; DOI: doi.org/10.1016/S0140-6736(19)31793-3
2. van Ree R. A.a.O.; DOI: doi.org/10.1016/S0140-6736(19)31816-1