
Tolerant bis ins Teeniealter Früher Erdnusskontakt schützt Risikokinder langfristig vor Allergieentwicklung

Werden in einer Familie häufig Erdnussprodukte gegessen, landen die darin enthaltenen Allergene zwangsläufig auch im Haus- und Bettstaub. Kleinkinder mit atopischer Dermatitis, die im selben Haushalt leben, laufen Gefahr, sich aufgrund ihrer Barrierefunktionsstörung über die Haut für Erdnuss zu sensibilisieren. Bekommen sie jedoch mit der Beikost geringe Erdnussmengen zu essen, entwickeln sie eventuell eine Toleranz, noch bevor eine Allergie entsteht. Dieses Konzept der frühen Allergeneinführung ist aufgrund der guten Datenlage mittlerweile als Kann-Empfehlung in die Leitlinie zur Allergieprävention eingeflossen, berichtete Prof. Dr. Kirsten Beyer von der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Unklar war bisher, ob und wie lange die Toleranz anhält.
Im Rahmen einer Studie hatte man vor einigen Jahren Säuglinge mit erhöhtem Risiko rekrutiert. Sie wurden von Beginn an entweder von Erdnüssen ferngehalten oder aßen baldmöglichst regelmäßig kleine Portionen von Erdnussflips, Peanutbutter etc. Nach fünf Jahren hatten in der Vermeidungsgruppe 17,2 % der Kinder eine Erdnussallergie entwickelt, in der Konsumgruppe nur 3,2 %. Im Anschluss wurden alle Teilnehmenden ein Jahr lang auf Abstinenz gesetzt – der Effekt blieb stabil (18,6 % vs. 4,8 %).
Ab dem 6. Lebensjahr durften sie dann nach Belieben bei Erdnüssen zugreifen oder nicht. Wie eine aktuelle erneute Evaluation im Alter von zwölf Jahren zeigt, besteht nach wie vor ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden Gruppen (15,4 % vs. 4,4 %).
Für eine anhaltende präventive Wirkung ist es wichtig, die Allergene früh einzuführen und dann regelmäßig in kindgerechter Form zu geben, betonte die Referentin. Ob es wie in der Studie unbedingt mindestens dreimal pro Woche sein muss oder gemäß kanadischer Leitlinie einmal wöchentlich reicht, sei Prof. Beyer zufolge dahingestellt. „Ich glaube, je öfter, desto besser – um die Toleranz zu induzieren, aber vor allem aufrechtzuerhalten.“
Die einmalige oder seltene Gabe von Allergenen solle man besser vermeiden. Denn das könne unter Umständen eher schaden, wie das Beispiel von vollgestillten Kindern zeigt, die auf der Säuglingsstation Kuhmilchformula erhalten hatten. Ihr Risiko, eine Milchallergie zu entwickeln, war in einer Studie deutlich erhöht.
Quelle: 15. Allergologie-Update-Seminar