Erdnussallergie: Orale Desensibilisierung erhöht die vertragene Menge deutlich
Allergenkarenz ist bisher die einzige Möglichkeit für Erdnussallergiker, sich vor den häufig schwer verlaufenden Reaktionen zu schützen. Doch die Gefahr, trotz größter Vorsicht durch geringe Mengen versteckten und nicht deklarierten Erdnussallergens in eine schwere Anaphylaxie zu geraten, begleitet die Patienten durch den Alltag.
Mit einer oralen Desensibilisierung gelingt es, das Immunsystem zu einer gewissen Toleranz gegen die Allergene zu „erziehen“. Dass das zumindest bei Kindern und Jugendlichen zu klinisch relevanten Ergebnissen führt, zeigt jetzt eine placebokontrollierte Phase-III-Studie. Bei den älteren Studienteilnehmern funktionierte die Toleranzinduktion allerdings nicht. Dies lag möglicherweise aber an zunächst nicht vorhersehbaren methodischen Mängeln, so die Autoren der PALISADE-Studie.
Einbezogen in die Untersuchung waren insgesamt 551 Patienten zwischen vier und 55 Jahren, nur eine kleine Gruppe von 55 Patienten war älter als 17 Jahre. Sämtliche Teilnehmer reagierten im initialen Provokationstest auf eine Allergendosis von weniger als 100 mg Eiweißprotein. Das entspricht einer Menge von weniger als einer halben Erdnuss. Randomisiert erhielten die Probanden entweder eine Placebokapsel oder eine Kapsel mit einem standardisierten Pulver aus entfetteter Erdnuss. Nach langsamer Dosistitration sollte die Erhaltungsdosis in der Verumgruppe idealerweise bei 300 mg Erdnussprotein liegen.
Die meisten tolerieren danach zwei Erdnüsse oder mehr
Nach sechsmonatiger Erhaltungstherapie tolerierten in der Altersgruppe der 4- bis 17-Jährigen 67,2 % der Hyposensibilisierungsgruppe vs. 4,0 % der Placebogruppe eine orale Provokation mit mindestens 600 mg Erdnusseiweiß ohne oder mit nur leichten Reaktionen. Der Unterschied ist signifikant, 600 mg allergenes Protein sind in zwei ganzen Erdnüssen enthalten. Viele Probanden tolerierten sogar 1000 mg, was etwa drei bis vier Nüssen entspricht.
Leichte unerwünschte Ereignisse waren verbreitet, schwerwiegende traten bei 4,3 % der Verumpatienten auf (Placebo 0,8 %). Insgesamt 11,5 % der Verumpatienten und 2,4 % der Placebopatienten beendeten wegen Unverträglichkeitsreaktionen die Studie vorzeitig.
Quelle: PALISADE Group. N Engl J Med 2018; 379: 1191-2001