Diagnostische und therapeutische Allergene oft mangelhaft
Für den Pricktest werden meist wässrige Extrakte verwendet, die oft keine oder nur geringe Mengen lipophiler Allergene enthalten. Wozu das führen kann, erläuterte Professor Dr. Christian Taube von der Ruhrlandklinik der Universitätsmedizin Essen am Beispiel der Erdnussallergie. Diese ist eine der häufigsten und gefährlichsten Nahrungsmittelallergien und erfordert dringend eine exakte Diagnostik, um anaphylaxiegefährdete Patienten schützen zu können.
Kollegen des Deutschen Zentrums für Lungenforschung konnten bestimmte lipophile Strukturproteine der Pflanzenzellen, die Oleosine, als relevante Allergene identifizieren. In ihrer Studie isolierten sie zunächst Ara h15 aus rohen und in der Schale gerösteten Erdnüssen. Anschließend wurden die aufgereinigten Allergene in Serumproben von 52 Patienten mit bekannter Erdnussallergie untersucht. Von 36 dieser Allergiker war bekannt, dass sie auf Erdnuss mit systemischen Symptomen reagierten, 15 hatten nur milde Reaktionen gezeigt. In 16 Fällen bestand eine Sensibilisierung, aber keine klinische Symptomatik.
Bienengift für Immuntherapie enthält kaum Api m10
An das Ara-h15-Allergen banden nur die IgE-Antikörper von Patienten mit schwerer Symptomatik, wobei die Bindung erheblich zunahm, wenn das Oleosin aus gerösteten Erdnüssen gewonnen worden war, berichtete der Pneumologe. Da die handelsüblichen diagnostischen Extrakte kaum Ara h15 enthalten, ist davon auszugehen, dass potenziell lebensbedrohliche Sensibilisierungen übersehen werden. Das Problem ließe sich durch Spiken der Extrakte mit Ara h15 lösen oder indem man in ihrer Schale geröstete Erdnüsse für den Pricktest verwendet.
Ein Beispiel für vernachlässigte Allergene in therapeutischen Extrakten ist das Bienengiftallergen Api m10. Eine Studie ergab, dass trotz erfolgter subkutaner spezifischer Immuntherapie 36 von 115 Patienten in der Stichprovokation allergisch reagierten. Bei ihnen fanden sich signifikant höhere Spiegel an spezifischem IgE gegen Api m10 als bei denjenigen mit erfolgreicher Immuntherapie. Wie die Analyse der verwendeten Extrakte zeigte, war in einigen kaum Api m10 enthalten.
Trotz Immuntherapie ist ein Notfallset nötig
Ist bei einem Bienengiftallergiker spezifisches IgE gegen dieses Allergen nachweisbar, besteht ein erhöhtes Risiko, dass die Immuntherapie versagt, sagte Prof. Taube. Der Arzt sollte daher erwägen, solche Patienten trotz subkutaner Immuntherapie mit einem Notfallset auszustatten.
Quelle: 15. Pneumologie-Update-Seminar