
CD47-Antikörper soll Krebszellen des Non-Hodgkin-Lymphoms aus der Reserve locken

T-Zell-Checkpointhemmer sind bei Hodgkin-Lymphomen effektiv, nicht aber bei den Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL). Bei diesen Erkrankungen könnte eine Art Makrophagen-Checkpointinhibitor die Rolle einnehmen. Dazu wird das von allen Körperzellen, aber besonders von Krebszellen exprimierte Antigen CD47 gehemmt.
Phagozytose soll spezifisch Lymphomzellen betreffen
Dies stellt ein „Friss-mich-nicht“-Signal dar und verhindert die Phagozytose durch Makrophagen. Um spezifisch die Phagozytose der Lymphomzellen zu fördern, wird zusätzlich Rituximab eingesetzt, das ein explizites „Friss-mich“-Signal auf den Lymphomzellen platziert, erläuterte Professor Dr. Mark Roschewksi vom National Cancer Institute in Bethesda.
Einsatz bei DLBCL und bei follikulären Lymphomen
Der erste Vertreter dieser Anti-CD47-Antikörper ist Hu5F9, der momentan in einer Phase-Ib/II-Studie in Kombination mit Rituximab in zwei Indikationen überprüft wird:
- beim primär refraktären oder rezidivierten bzw. refraktären diffus großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) nach mindestens zwei Therapielinien, wenn eine CAR-T-Zell-Therapie nicht infrage kommt und
- bei indolenten Lymphomen (follikuläres Lymphom und Mantelzell-Lymphom), die nach mindestens zwei Therapielinien rezidiviert oder refraktär sind.
Untersucht wurden Hu5F9-Dosierungen von 30 und 45 mg/kg Körpergewicht. Diese wurden in Zyklus 1 und 2 wöchentlich und danach alle zwei Wochen gegeben. Von bislang in Phase I und II rekrutierten 115 Patienten waren 97 für die aktuelle Wirksamkeitsanalyse auswertbar.
Wie Prof. Roschewski erläuterte, sprachen 45 % der Teilnehmer auf die Therapie mit dem CD47-Antikörper plus Rituximab an. Dabei war der Anteil bei indolenten Lymphomen mit 61 % größer als bei DLBCL mit 36 %. Bei knapp einem Fünftel der Patienten konnte ein komplettes Ansprechen auf die Therapie verzeichnet werden (indolente Lymphome 24 %; DLBCL 15 %).
Zeit bis zum Ansprechen im Median 1,8 Monate
Auch Teilnehmer mit DLBCL, die schon drei und mehr Vortherapien hinter sich hatten, oder solche mit fehlender Eignung für eine CAR-T-Zell-Therapie zeigten ein Ansprechen. Zudem trat die Remission rasch ein – im Median nach 1,8 Monaten. Die mediane Dauer des Ansprechens war in beiden Patientenkohorten zum Auswertungszeitpunkt noch nicht erreicht.
Kombination mit anderen Therapeutika denkbar
Wie Prof. Roschewski erläuterte, war die Therapie sehr gut verträglich. Nebenwirkungen traten fast nur im ersten Monat auf (vor allem Anämien) und verschwanden bei Weiterbehandlung wieder. „Hu5F9 ist bei fast allen Patienten einsetzbar, auch bei Alten“, so der Experte. Er betonte, dass es wichtig sein werde, die Patienten zu identifizieren, die besonders von der Anti-CD47-Therapie in Kombination mit Rituximab profitieren. Zudem könne der Antikörper aufgrund seines günstigen Sicherheitsprofils möglicherweise mit vielen anderen Therapeutika kombiniert werden, um deren Wirksamkeit zu verbessern.
Quellen:
Advani R et al. EHA-Kongress 2019; Abstract S867
24. Kongress der European Hematology Association (EHA)
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).