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Hodgkin-Lymphom: weniger Chemo, seltener Bestrahlung
Beim fortgeschrittenen Hodgkin-Lymphom war der Standard der Deutschen Hodgkin-Studiengruppe (GHSG) bisher acht dreiwöchige Zyklen BEACOPP eskaliert. Da die Toxizität dieses Protokolls aber beträchtlich ist, wurden in der HD15-Studie die acht Zyklen (Arm 1) mit nur sechs Zyklen BEACOPP eskaliert (Arm 2) verglichen, berichtet Professor Dr. Andreas Engert, Universitätsklinikum Köln. In einem dritten Arm erhielten die Patienten acht Zyklen eines normalen, aber dosisintensivierten, nämlich 14-tägig gegebenen BEACOPP-Regimes.
Da auch die Rolle der Strahlentherapie bei diesen Patienten immer noch unklar war, erhielten außerdem diejenigen Patienten mit nur partieller Remission und residuellen Tumoren von ≥ 2,5 cm in der Computertomographie eine Positronenemissions-Tomographie (PET); nur die PET-positiven Patienten sollten mit 30 Gy bestrahlt werden. 408 Zentren in fünf europäischen Ländern schlossen zwischen 2003 und 2008 insgesamt 2182 Patienten ein; 2043 waren auswertbar, darunter 728 Patienten mit einem PET.
Hämatologische Toxizitäten waren am häufigsten in Arm 1, am seltensten in Arm 3. Die acht eskalierten Zyklen BEACOPP waren auch mit der höchsten Mortalität assoziiert (7,5 %), unter den sechs eskalierten Zyklen war die Mortalität mit 4,6 % etwas niedriger als mit der BEACOPP-14-Strategie mit 5,2 %. Die höhere Mortalität in Arm 1 basierte vor allem auf der akuten Toxizität der Therapie. Auch bezüglich sekundärer Tumoren schnitten sechsmal BEACOPP eskaliert am günstigsten ab (2,4 % vs. 4,7 % bzw. 3,1 % in Arm 3).
Deutlicher Fortschritt bei der Strahlentherapie
Komplettremissionen erzielten 90,1 % der Patienten in Arm 1, 94,2 % in Arm 2 und 92,4 % in Arm 3 (p = 0,01 für die Überlegenheit von Arm 2). Ähnlich verhielt es sich beim primären Endpunkt Freiheit von Therapieversagen nach fünf Jahren: 84,4 % in Arm 1, 89,3 % in Arm 2 und 85,4 % in Arm 3; sowohl Arm 2 als auch Arm 3 waren in der statistischen Analyse dem bisherigen Standard zumindest nicht unterlegen, Arm 2 zeigte sich sogar signifikant überlegen.
Ganz ähnlich waren die Resultate beim progressionsfreien Überleben sowie beim Gesamtüberleben nach fünf Jahren: 91,5 % vs. 95,3 % vs. 94,5 %. Damit, so Prof. Engert, erweisen sich sechs Zyklen BEACOPP eskaliert gegenüber den acht Zyklen eskaliert wie auch gegenüber den acht Zyklen der dosisintensiveren Therapie als überlegen und sind zudem deutlich weniger toxisch.
Sechs Zyklen BEACOPP künftiger Standard bei fortgeschrittenem Hodgkin-Lymphom
Sechs Zyklen BEACOPP eskaliert wird nach Worten von Prof. Engert den künftigen Standard der GHSG bei Patienten mit fortgeschrittenem Hodgkin-Lymphom bilden. Bezüglich der Radiotherapie ergab sich ebenfalls ein deutlicher Fortschritt, sagt Prof. Engert: Von den 728 Patienten, die mit PET untersucht werden mussten, wiesen 540 Patienten (74 %) ein negatives Ergebnis auf und brauchten deshalb nicht bestrahlt zu werden. Diese Patienten zeigten nach vier Jahren die gleiche progressionsfreie Überlebensrate wie die nach Chemotherapie in kompletter Remission befindlichen Patienten (92,1 % vs. 92,6 %).
Der negative prädiktive Wert der PET-Untersuchung nach zwölf Monaten lag bei 94 %. Die Patienten, die sich überhaupt noch einer Radiotherapie unterziehen mussten, machten lediglich 24 % derer mit residueller Tumorlast ≥ 2,5 cm und lediglich 11 % aller Studienteilnehmer aus; in der HD9-Studie waren noch 71 % aller Patienten bestrahlt worden.
Quelle: 53rd Annual Meeting of the American Society of Hematology (ASH) 2011, San Diego, California
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