Haploidentische Stammzelltransplantation mit beeindruckenden Ergebnissen

Josef Gulden

Die Überlebenschancen sind ähnlich wie bei einer gematchter Nichtverwandtenspende. Die Überlebenschancen sind ähnlich wie bei einer gematchter Nichtverwandtenspende. © fotolia/Ralf Geithe

Wenn Patienten mit Hodgkin-Lymphom nach einer autologen Stammzelltransplantation rezidivieren, kommt eine allogene Transplantation in Betracht. Für Patienten ohne konventionellen Spender gibt es die Option einer haploidentischen Transplantation von Verwandten. Die Methoden dafür sind in den letzten Jahren immer besser geworden, wie eine Registerstudie nun zeigt.

Der Anteil der Patienten mit Hodgkin-Lymphom, die sich einer allogenen Stammzelltransplantation unterziehen, hat in den letzten zehn Jahren zugenommen. Die European Society for Blood and Marrow Transplantation (EBMT) empfiehlt die allogene Transplantation, wenn Hodgkin-Patienten nach einer autologen Transplantation ein chemosensitives Rezidiv erleiden.

Weil sich für einen Teil der Patienten kein verwandter oder optimal gematchter, nicht-verwandter Spender findet, wird auch immer wieder die haploidentische Transplantation eingesetzt. Darunter versteht man die Übertragung von Stammzellen verwandter Spender, bei denen zwei oder mehr Antigene nicht mit denen des Empfängers übereinstimmen. Diese Transplantation war lange mit einer schlechten Prognose assoziiert, v.a. wegen hoher nicht-rezidivbedingter Mortalität, Rezidiven und verzögerter Immunrekonstitution.

Nachdem jedoch eine nicht-myeloablative Konditionierung verwendet und nach der Transplantation eine GvHD-Prophylaxe mit Cyclophosphamid gegeben wurde, schienen die Ergebnisse besser zu werden. Um das zu bestätigen, analysierte die EBMT die Daten von 709 erwachsenen Hodgkin-Patienten, die sie im EBMT-Register fanden:

  • 98 von ihnen hatten von 2010 bis 2013 eine haploidentische Transplantation erhalten, 338 waren von einem Geschwister- und 273 von einem gematchten nicht-verwandten Spender transplantiert worden.
  • Bei der Häufigkeit einer akuten GvHD unterschieden sich die drei Kohorten nicht, während eine haploidentische Spende deutlich seltener mit einer chronischen GvHD einherging als eine Transplantation von einem nicht-verwandten Spender (26 vs. 41 %; p = 0,04).
  • Die kumulative Häufigkeit nicht-rezidivbedingter Todesfällen schien nicht unterschiedlich zu sein (haploidentisch 17 %, Geschwister 13 %, nicht-verwandte Spender 21 %). Aber in einer multivariaten Analyse trat sie nach haploidentischer Transplantation ähnlich oft auf wie nach Geschwisterspende (p = 0,26), nach nicht-verwandter Spende jedoch häufiger (p = 0,003).
  • Im Vergleich zur Geschwisterspende war das Rezidivrisiko nach haploidentischer Transplantation (p = 0,047) und insbesondere nach nicht-verwandter Spende (p < 0,001) geringer.
  • Die Gesamtüberlebensraten nach zwei Jahren betrugen nach haploidentischer Spende 67 %, nach Geschwisterspende 71 % und nach Nichtverwandtenspende 62 %.
  • Bei dem kombinierten Endpunkt eines Überlebens ohne Rezidiv und ausgedehnte chronische GvHD schließlich war die haploidentische Transplantation nach zwei Jahren vergleichbar mit der Nichtverwandtenspende (40 vs. 38 %) und signifikant besser als die Geschwisterspende (28 %; p = 0,049).

Steht für einen Hodgkin-Patienten nach Versagen einer autologen Stammzelltransplantation also kein ideal gematchter Stammzellspender für die allogene Transplantation zur Verfügung, kann man getrost eine haploidentische Transplantation mit nachfolgender GvHD-Prophylaxe mit Cyclophosphamid ins Auge fassen: Die Überlebenschancen sind ähnlich, und das Risiko für eine chronische GvHD ist deutlich geringer als nach einer gematchten Nichtverwandtenspende.

Quelle: Martínez C et al. J Clin Oncol 2017, Aug 28 [prepub ahead of print, DOI 10.1200/JCO.2017.72.6869]

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Die Überlebenschancen sind ähnlich wie bei einer gematchter Nichtverwandtenspende. Die Überlebenschancen sind ähnlich wie bei einer gematchter Nichtverwandtenspende. © fotolia/Ralf Geithe