Bei jungen Frauen mit Hodgkin Lymphom Radiatio ja oder nein?

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Erhalten junge Hodgkin-Patientinnen nach der Standard-Chemotherapie eine Bestrahlung, ist ihr späteres Brustkrebs-Risiko erhöht. Wie hoch ist im Vergleich dazu das Rezidivrisiko?

Sollte deshalb für diese Patientengruppe zum Preis eines höheren Rezidivrisikos auf die standardmäßige Radiatio verzichtet werden? Professor Dr. Peter Borchmann, Klinik für Innere Medizin, Uniklinikum Köln, wog das Für und Wider ab: Vor allem Mädchen in der Pubertät und Frauen unter 30 Jahren mit Hodg­kin im frühen Stadium sind von der Spätfolge einer mediastinalen Bestrahlung betroffen, die hier als Konsolidierung auf das ABVD (Adriamycin, Bleomycin, Vinblastin, Dacarbazin)-Schema folgt, so Prof. Borchmann.

Jede Zehnte erkrankt an Brustkrebs

Etwa 10 % der Patientinnen erkranken an Brustkrebs. Werden sie aber nicht bestrahlt, unterliegen sie einer insgesamt höheren Rezidivgefahr. Doch wie hoch sind die jeweiligen Risiken tatsächlich? "Soll ich 100 % der Patienten bestrahlen, obwohl ich weiß, dass nur 85 % der Patienten, wenn sie PET-negativ sind, diese Bestrahlung überhaupt brauchen?", fragte er.

Um das Problem zu veranschaulichen, nannte er geschätzte Zahlen aus den Studien der German Hodgkin Study Group (GHSG): Von 100 Patienten sind die Hälfte Frauen. Nur 15 von 50 Frauen sind unter 30 Jahre, davon erhalten 9 eine media­stinale Bestrahlung, woraus ein Brustkrebsfall nach 30 Jahren resultiert. Das Rezidivrisiko ist mit ca. 10 % ähnlich hoch.

Individuelle Risikoabwägung

Letztlich müsse das individuelle Risiko mit der Patientin gemeinsam abgewogen werden, riet er. Ohne Bestrahlung wird die erhöhte Gefahr eines Rezidivs in den folgenden ein bis fünf Jahren sowie die Toxizität einer intensiven Zweitlinientherapie in Kauf genommen. Rezidive lassen sich zwar gut behandeln, die notwendige HD-Chemotherapie und Stammzelltransplantation seien aber "schon ein Eingriff."

Demgegen­über stehe – bei Radiatio – ein höheres Risiko in den nächsten 10 bis 30 Jahren an Brustkrebs zu erkranken, welcher i.d.R. aber mit weniger intensiven Behandlungsmethoden gute Heilungschancen habe. Im Gesamten, schloss Prof. Borchmann, sei er mit dem Standard zufrieden.

Er verwies auf die aktuelle HD16-Studie der GHSG. In dieser wird geprüft, ob ein PET geeignet ist, Patienten zu identifizieren, bei denen eine alleinige Chemotherapie ohne konsolidierende Bestrahlung ausreichend ist.

Quelle: 11. Onkologie-Update-Seminar 2015, Mainz

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